Internationale Experten nehmen Arbeit auf

Humboldt-Forum Internationale Experten nehmen Arbeit auf

Die hochkarätige Fachmannschaft aus Kunst- und Kulturhistorikern unterstützt künftig die Gründungsintendanten des Humboldt-Forums bei der inhaltlichen Ausgestaltung. Kulturstaatsministerin Grütters hat sie zu einem ersten Austausch im Bundeskanzleramt empfangen.

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StM´in Grütters mit dem Expertenteam Humboldt-Forum im Kanzleramt.

Kulturstaatsministerin Grütters mit dem Expertenteam des Humboldt-Forums im Bundeskanzleramt.

Foto: Bundesregierung/Güngor

Ein Ort von Welt soll es werden: das Humboldt-Forum im wiederaufgebauten Stadtschloss mitten in Berlin. Was sich derzeit noch als Rohbau im Entstehen befindet, wird 2019 zur Begegnung mit den Weltkulturen einladen. Dann werden in das Humboldt-Forum die außereuropäischen Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin ziehen. Hauptnutzer ist damit die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Daneben werden sich auch die Humboldt-Universität und das Land Berlin am Forum beteiligen.

Viele Mitspieler also. Doch wie lässt sich aus dem Ganzen nun ein kulturell-künstlerisches Ausstellungskonzept aus einem Guss formen? Den Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen näherte sich die internationale Expertenrunde im Bundeskanzleramt an.

Die Mitglieder des internationalen Expertenteams:
Rita Eder, Mexikanische Kunsthistorikerin, Vizepräsidentin des Internationalen Komitees für Kunstgeschichte
Jyotindra Jain, Indischer Kunst- und Kulturhistoriker, ehemaliger Direktor des National Crafts Museum in Neu Delhi
Lee Chor-Lin, Historikerin und Expertin für asiatische Kunst, Leiterin des Singapore International Festival of Arts
Natalia Majluf, Peruanische Kunsthistorikerin, Direktorin des Museo de Arte de Lima
Nazan Ölcer, Türkische Ethnologin, Präsidentin des Sakip Sabanci Museums in Istanbul
Bénédicte Savoy, Französische Kunsthistorikerin, Professorin für Kunstgeschichte an der Technischen Universität Berlin
Hu Wei, Chinesischer Kunsthistoriker, Künstler, lehrt an der Universität Shanghai
George Abungu, Kenianischer Archäologe, ehemaliger Direktor des National Museums of Kenya
Anthony Appiah, Philosoph, Kulturwissenschaftler mit ghanaischem Hintergrund

Der Neugier auf das Fremde Raum geben

Gemeinsam mit Kulturstaatsministerin Grütters und den Gründungsintendanten MacGregor, Parzinger und Bredekamp tauschten sie sich über ihre Erwartungen an das Projekt aus. Dabei erörterten die Fachleute verschiedene Möglichkeiten für künftige Kooperationen und Netzwerke - all dies unter dem von Grütters formulierten Leitgedanken, in diesem Haus erfahrbar zu machen, wofür der Name Humboldt steht.

"Alexander und Wilhelm von Humboldt verdankten ihre umfassende Bildung einer schier unerschöpflichen Neugier auf die Welt - dem Wunsch, sie im wahrsten Sinne des Wortes zu "be-greifen". Diese Neugier auf das Andere, das Fremde, das Neuartige soll im Humboldt-Forum Gestalt annehmen. Das Verständnis und die Verständigung zwischen den Kulturen zu fördern, wird deshalb die wichtigste Aufgabe des Humboldt-Forums sein", so die Kulturstaatsministerin.

Ein Netzwerk verschiedenster Fachrichtungen und Nationalitäten

Die großen Herausforderungen unserer Zeit - darunter Migration, Integration, gleichberechtigte Teilhabe, Friedenssicherung - erforderten mehr denn je die Fähigkeit und die Bereitschaft, unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen und die Grenzen einer europäischen Weltsicht zu überwinden, so Grütters.

Die Kulturstaatsministerin betonte: "In einer globalisierten Welt ist ein solcher kulturübergreifender und transdisziplinärer Ansatz wichtiger denn je. So wie Humboldt Beobachtungen und Erkenntnisse aus ganz unterschiedlichen Bereichen miteinander verknüpfte und sich darüber mit Gelehrten aus aller Welt austauschte, so wünschen auch wir uns für das Humboldt-Forum ein Netzwerk verschiedenster Fachrichtungen und Nationalitäten. Die außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die im Humboldt-Forum in neuen Zusammenhängen präsentiert werden sollen, bieten dafür im Dialog mit den europäischen Sammlungen der benachbarten Museumsinsel die bestmögliche Basis."

Gegenwartsbezogen und Publikumsorientiert

Über die Vielfalt der Perspektiven hinaus seien es zwei weitere Schwerpunkte wünschenswert für das Humboldt-Forum. Dies seien ein klarer Bezug zur Gegenwart sowie eine ausgeprägte Publikumsorientierung. "Gegenwartsbezug heißt, dass wir nicht rückwärtsgewandt ausstellen, sondern die Sammlungen in ihrer Bedeutung für das 21. Jahrhundert zum Sprechen bringen", machte Grütters deutlich.

Die Betonung der Publikumsorientierung hänge mit der Lage des Humboldt-Forums im Herzen Berlins zusammen. An diesem touristischen Hot Spot sei mit jährlich fast drei Millionen Besuchern aus aller Welt zu rechnen. Das Programm des Humboldt-Forums müsse demnach ein breites, heterogenes Publikum ansprechen, ohne seine hohen Ansprüche aufzugeben. "Auch das ist eine gewaltige Herausforderung", unterstrich die Staatsministerin.

Die Gründungsintendanz wird ab Oktober 2015 als beratendes Gremium inhaltliche Schwerpunkte für das Humboldt-Forum entwickeln. Zudem wird sie das Zusammenwirken aller Akteure im Humboldt-Forum koordinieren. Dem Gremium gehören der britische Museumsdirektor Neil MacGregor, der SPK-Präsident Hermann Parzinger und der Kunsthistoriker Horst Bredekamp an. Sie sollen Empfehlungen für die Präsentation der außereuropäischen Sammlungen aussprechen, aber auch Anregungen zum Betrieb und zur finanziellen Ausstattung, zur Organisationsstruktur und zu den Kompetenzverteilungen geben.