Filmfestival mit politischer Haltung

67. Berlinale eröffnet Filmfestival mit politischer Haltung

"Künstlerische Vielfalt gegen populistische Einfalt" demonstriere das Berlinale-Filmfestival mit seinem Programm. Das sagte Kulturstaatsministerin Grütters zum Auftakt der Berlinale. In den kommenden zehn Tagen werden in der Hauptstadt 399 Filme zu sehen sein - und jede Menge Stars auf dem roten Teppich.

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Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, und der Leiter der Berlinale, Dieter Kosslick, kommen zur Eröffnung der Filmfestspiele im Berlinale-Palast.

Vor dem Start der 67. Berlinale: Staatsministerin Grütters und Festivalleiter Kosslick.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Die diesjährige Berlinale ist mit einem Porträt über Django Reinhardt gestartet. Der französische Film über den legendären Jazz-Gitarristen feiert in Berlin Weltpremiere. Es sei kein Zufall, dass in diesem Jahr der Eröffnungsfilm und vier weitere Beiträge einem Künstler gewidmet seien, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Eröffnung. "Die Geschichte erzählt auch vom Gift des Rassismus und vom Versuch, Kunst als Erfüllungsgehilfin der Politik zu missbrauchen."

Gesellschaftliche Kraft der Kunst

Die Kulturstaatsministerin erinnerte in ihrer Eröffnungsrede an die Wirkung der Kunst, "ihre Fähigkeit zu berühren, ihre Kraft, Schweigen und Tabus zu brechen, ihr Vermögen, die Sehnsucht nach einer besseren Welt zu wecken, ihren Ehrgeiz, Sand im Getriebe der Politik zu sein." Nichts fürchteten jene, die ihre Macht dem bösen Spiel mit diffusen Ängsten und niedersten Instinkten verdanken, so sehr wie diese Kräfte der Kunst.

Die Berlinale zeige auch in diesem Jahr mit einem vielversprechenden Programm politische Haltung, so Grütters. "Nicht umsonst setzt sie dabei auf eine Demonstration künstlerischer Vielfalt gegen populistische Einfalt."

Die Berlinale ist mit mehr als 500.000 Kinobesucherinnen und -besuchern das größte Publikumsfilmfestival der Welt. Vom 9. bis 19. Februar werden auf der Berlinale 399 Filme gezeigt. Davon laufen 24 Filme im Wettbewerb. 18 konkurrieren um den Goldenen und die Silbernen Bären, darunter drei deutsche Filme. Deutschland ist mit 74 Filmen vertreten. Fünf Wettbewerbsfilme stammen von Regisseurinnen.

Hoffnungsvolle Antwort mit kleinen Utopien

Schwerpunkt der Berlinale werde vor allem die aktuelle gesellschaftspolitische Lage sein, betonte auch Festivaldirektor Dieter Kosslick im Vorfeld: "Selten hat ein Berlinale-Programm die aktuelle politische Situation so eindringlich in Bilder gefasst wie in diesem Jahr." Die Antwort der Berlinale auf die vielen Fragen, vor die uns die heutige Zeit stellt, sei hoffnungsvoll mit kleinen Utopien, "die uns an Momente ranführen, von denen aus es weitergeht." Das Programm sei insgesamt aber "ein versöhnliches und lebensbejahendes", so Kosslick.

Wieder Star-Reigen auf dem roten Teppich

Die Berlinale ist bekannt für ihren gelungenen Spagat zwischen heiterem Glanz und Glamour sowie einem ernsten, unbequemen und ambitionierten Programm. Auch dieses Jahr rollte die Berlinale zur feierlichen Eröffnung wieder den roten Teppich aus. Auf ihm sorgen Stars wie Robert Pattinson, Penélope Cruz, Hugh Jackman, Richard Gere und Catherine Deneuve für Blitzlichtgewitter.

Große Auszeichnungen und neue Talente

Der "Ehrenbär" geht dieses Jahr an die italienische Kostümbildnerin Milena Canonero. "Mit ihren Kostümentwürfen hat sie maßgeblich am Stil vieler filmischer Meisterwerke mitgewirkt. Mit der Hommage 2017 möchten wir eine große Künstlerin ehren und das Augenmerk auf eines der filmischen Gewerke legen", so Kosslick zu der Entscheidung.

Neben dem "Ehrenbären" werden noch zahlreiche andere Preise auf der Berlinale verliehen: Um den Silbernen und Goldenen Bären etwa konkurrieren 18 Filme im Wettbewerb. Über die Auszeichnungen entscheidet eine siebenköpfige internationale Jury unter Leitung des niederländischen Regisseurs und Drehbuchautors Paul Verhoeven.

Langjährige Tradition haben auch die "Berlinale Talents": Ein Angebot, das es dem Nachwuchs in der Filmbranche ermöglicht, sich zu vernetzen. "Berlinale Talents" bringt jedes Jahr 250 ausgewählte Talente aus den Bereichen Drehbuch, Regie, Produktion, Kamera, Schauspiel, Schnitt, Szenenbild, Filmmusik, Sounddesign, Weltvertrieb und Verleih sowie Filmkritik mit Profis aus der internationalen Filmbranche zusammen. Zusätzlich werden innerhalb einer Woche Coachingprogramme zu allen Bereichen des Filmemachens angeboten.

In diesem Jahr werden die Filmfestspiele mit rund 7,2 Millionen Euro aus dem Etat der Kulturstaatsministerin gefördert. Mit weiteren 180.000 Euro unterstützt die Staatsministerin für Kultur und Medien die Nachwuchsförderung Berlinale Talents. Die Kulturstiftung des Bundes fördert den World Cinema Fund zusätzlich mit 360.000 Euro. Insgesamt wurde der Bundeszuschuss damit in diesem Jahr um eine Million Euro erhöht.

Berlinale in der Nachbarschaft

Nicht nur auf dem roten Teppich – in ganz Berlin ist in den nächsten zehn Tagen der Bär los. Unter dem Motto "Berlinale goes Kiez" bringt das Festival sein Berlinale-Kino bis nach Potsdam und in insgesamt über 30 Spielstätten in den unterschiedlichsten Nachbarschaften der Stadt. Dabei darf sich jeden Abend ein Programmkino mehr zu den "Spielstätten der Berlinale" zählen. In Neukölln etwa eröffnet das "Kino Wolf" mit den Internationalen Filmfestspielen Berlin überhaupt erst seine Pforten.