Blick hinter die Fassade

Humboldt Forum Blick hinter die Fassade

Das Humboldt Forum im Berliner Schloss soll ein Ort der Künste und Kulturen, der Bildung und Begegnung, der Diskussion und des Austauschs werden. Interessierte konnten sich nun über den Fortgang der Bauarbeiten informieren. Rund 40.000 Besucherinnen und Besucher kamen zu den Tagen der offenen Baustelle.

3 Min. Lesedauer

Ostfassade des Humboldt Forums im Berliner Schloss

Tage der offenen Baustelle: Das Humboldt Forum lädt zum Besuch ein

Foto: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

Das dumpfe Rattern von Bohrmaschinen und anderem Baugerät hallt durch das riesige Foyer. Die hohen, noch unverputzten Seitenwände flankieren das prächtig gestaltete Eosanderportal im Berliner Stadtschloss – und lassen es im Rohbau umso imposanter erscheinen. Säulen aus Sandstein erstrecken sich bis an die Glasdecke. Darüber die Kuppel, die an der Westseite des Schlosses gegen den blauen Himmel aufragt. Auf einem Gerüst rundherum montieren Bauarbeiter mit weißen Helmen und leuchtend gelben Westen Stein für Stein die Verkleidung, ebenfalls aus Sandstein.

Gemeinsam mit etwa 350 Maurern, Trockenbauern, Elektrikern und weiteren Handwerkern sämtlicher Gewerke sorgen sie tagein tagaus für erkennbare Fortschritte auf der Schlossbaustelle. In den kommenden Sommermonaten wird ihre Zahl sogar auf rund 450 erhöht, damit der geplanten Eröffnung im Jahr 2019 nichts im Wege steht.

Ort der Begegnung für Kulturen aus aller Welt

Gegenüber des prachtvollen Westportals schließt sich ein offenes Treppenhaus an das Foyer an. Zur Linken erhebt sich – ganz schlossgemäß – eine Freitreppe. Zur Rechten werden Rolltreppen zu den Ausstellungsräumen in die oberen Etagen führen. Hier sind die Wände noch nicht vollständig eingezogen. Auf beiden Seiten öffnen sich große Aussparungen zur Eingangshalle, damit später die größten Exponate an ihren Platz gebracht werden können. Danach werden die Lücken geschlossen, die Ausstellungsstücke bleiben.

An den Dauerausstellungen im Humboldt Forum beteiligen sich neben dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst auch das Stadtmuseum Berlin und die Humboldt-Universität. Darüber hinaus wird es eine Vielzahl weiterer Ausstellungen, Diskussionen, Filmvorführungen und Gespräche geben. Ziel ist es, die Verflechtung von Natur und Kultur, Wissenschaft und Forschung, Gesellschaft, Politik und Religion aus verschiedensten Perspektiven erlebbar zu machen. Das Humboldt Forum soll ein offener Raum sein für Begegnung und Austausch.

Aus alt mach neu

Durchschreitet man nach dem Foyer auch das Treppenhaus, so gelangt man in eine von schlichten Fenstern gesäumte Passage. Architekt Franco Stella nennt sie die "Uffizien von Berlin". Von beiden Seiten jederzeit frei zugänglich verbindet sie den südlichen Teil des Schlossplatzes mit seinem an den Lustgarten grenzenden Gegenstück. Hier, am nördlichen Portal wurde 2013 der Grundstein des Neubaus gelegt; daneben ein Steinblock aus dem Fundament des ursprünglichen Schlosses.

Tritt man auf dieser Seite heraus auf den Schlossplatz, eröffnet sich der Blick auf Lustgarten und Berliner Dom. Wendet man den Blick zurück auf das Schloss, so zeigt sich zwischen den Gerüsten zur Linken und Rechten auf 30 Metern Breite ein Teil der rekonstruierten barocken Fassade – pastellgelb verputzt, darunter rund 3,5 Millionen Ziegelsteine verbaut; die Fenster in Sandstein gefasst und mit Figuren verziert.

Insgesamt 2.228 solcher Sandsteinfiguren schmücken die Fassaden im und um das Schloss. Hinzu kommen verschiedene Großfiguren von jeweils etwa drei Metern Höhe. Teilweise wurden hierfür geborgene Fragmente historischer Skulpturen restauriert und in die Rekonstruktion integriert.

Neue Plätze für die Stadt

Zurück durch das Nordportal und die Passage führt der Weg schließlich in den Schlüterhof, benannt nach Andreas Schlüter, der sich als Architekt am Ende des 17. Jahrhunderts für die Fassade des Schlosses, aber eben auch für jenen Innenhof verantwortlich zeichnete. Wie die Passage bleibt auch der Schlüterhof den Berlinerinnen und Berlinern jederzeit frei und offen zugänglich. Auch so will das Berliner Stadtschloss seinen eigenen Anspruch erfüllen, einmal ein Raum für Austausch und Begegnung zu werden. Ein Restaurant und ein Bistro sollen ihren Teil dazu beitragen. Noch ist es hier still.

Still? Versunken in die Vielfalt der Architektur, die Verschiedenheit der Foyers und Fassaden war der Lärm der Baustelle wie verstummt. Nun setzt das Summen und Rattern aus allen Richtungen wieder ein. Überall wird gebohrt, geschraubt und montiert. Die Arbeiten auf der Schlossbaustelle laufen auf Hochtouren.

Am 4. Juli 2002 hat der Deutsche Bundestag die Wiederrichtung des Berliner Stadtschlosses als Humboldt Forum beschlossen. Als Architekt wurde 2008 der italienische Architekt Franco Stella beauftragt. Die Grundsteinlegung durch den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck erfolgte am 12. Juni 2013.