Ostdeutschland holt auf

Stand der Deutschen Einheit 2019 Ostdeutschland holt auf

Seit der Friedlichen Revolution vor 30 Jahren und der Wiedervereinigung hat sich Ostdeutschland wirtschaftlich enorm entwickelt. Das geht aus dem "Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit" hervor.  

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Foto zeigt eine Einkauffstraße in Leipzig.

Volle Einkaufsstraße in Leipzig: Löhne, Gehälter und verfügbare Einkommen im Osten erreichen inzwischen etwa 85 Prozent des westdeutschen Niveaus. 

Foto: imago images/Seeliger

Die Wirtschaftskraft Ostdeutschlands ist von 43 Prozent im Jahr 1990 auf 75 Prozent des westdeutschen Niveaus im Jahr 2018 gestiegen. Im vergangenen Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt im Osten mit 1,6 Prozent wieder stärker gestiegen als im Westen mit 1,4 Prozent.

Davon profitieren auch die Menschen. Löhne, Gehälter und verfügbare Einkommen der privaten Haushalte erreichen inzwischen etwa 85 Prozent des westdeutschen Niveaus. Der Abstand ist noch geringer, wenn die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten berücksichtigt werden.

Das sei vor allem deshalb erstaunlich, "weil die DDR 1989 ökonomisch völlig am Ende war", sagte der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Christian Hirte, bei der Vorstellung des Berichts.

Arbeitsmarkt entwickelt sich positiv

Die Arbeitslosenquote lag im August 2019 bei 6,5 Prozent. Im Jahr 2005 waren das noch 18,7 Prozent. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote bei 6,9 Prozent, in Westdeutschland bei 4,8 Prozent.

Grafik zeigt Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Ost- und Westdeutschland.

Positiver Arbeitsmarkt: Die Differenz zwischen Ost- und Westdeutschland wird immer kleiner. 

Foto: Bundesregierung

Diese Annäherung zeigt sich auch beim Blick auf die Differenz zwischen der ost- und westdeutschen Arbeitslosenquote. Betrug diese zu Beginn der 2000er-Jahre noch mehr als zehn Prozentpunkte, lag die Differenz 2018 nur noch bei 2,1 Prozentpunkten.

Handlungsfelder für das Zusammenwachsen

Für den Bericht ließ die Bundesregierung eine Umfrage erstellen. Danach fühlen sich 57 Prozent der Menschen im Osten als Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse. Die Wiedervereinigung halten nur 38 Prozent für gelungen. Bei den unter 40-Jährigen – also denjenigen, die die DDR nur als Kinder oder gar nicht mehr kannten – sind das sogar nur 20 Prozent. Besonders gravierend: Fast die Hälfte ist mit der Funktionsweise der Demokratie unzufrieden.

Für die Bundesregierung zeigt die Stimmungslage im Osten: Der Prozess der Einheit stellt ganz Deutschland vor große Herausforderungen. Der Kabinettausschuss "Neue Länder", der im Anschluss an das Bundeskabinett tagte, beschloss deshalb zwölf Handlungsfelder . Sie reichen vom gemeinsamen Gedenken an Mauerfall und Deutsche Einheit, über die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse bis zur Integration von Zugewanderten.

Die Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" hat ihre Arbeit bereits aufgenommen.

Bundesbehörden ziehen in den Osten

Immer mehr Bundesbehörden werden in den Osten Deutschlands ziehen: Das Fernstraßen-Bundesamt, das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung, die Agentur für Disruptive Innovationen in der Cybersicherheit und Schlüsseltechnologie sowie das Kompetenzzentrum Wald und Holz werden sich in Ostdeutschland ansiedeln. Ein großes Weiterbildungszentrum wird die Bundespolizei in Ostsachsen bauen. In Leipzig wird ein weiterer Strafsenat des Bundesgerichtshofes gebildet.

Seit 1997 berichtet die Bundesregierung jährlich über den Stand zur Deutschen Einheit. 2019 erscheint der Bericht zum Jubiläumsjahr, das am 9. November mit den Feierlichkeiten zum Mauerfall beginnt und am 3. Oktober 2020 mit dem 30. Jahrestag der Deutschen Einheit endet.