84. Jahrestag der Pogromnacht
Der 9. November ist ein prägendes Datum in der deutschen Geschichte. Es ist nicht nur der Tag, an dem 1989 die Mauer fiel. Im Jahr 1938 zertrümmerten bei den Novemberpogromen SA- und SS-Schlägertrupps jüdische Geschäfte, mehr als 1.400 Synagogen wurden zerstört, viele Menschen verloren ihr Leben. Der Opfer des NS-Terrors zu gedenken, ist für die Bundesregierung eine immerwährende Verpflichtung. Erinnern heiße stets auch kämpfen für die Demokratie und gegen Antisemitismus, betont Kulturstaatsministerin Roth.
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Passanten vor der zerstörten Fensterfront eines jüdischen Geschäfts in Berlin am 11. November 1938
Foto: picture alliance/KEYSTONE | STR
Hunderte Jüdinnen und Juden wurden während der Pogrome am 9. November 1938 ermordet oder misshandelt, über 30.000 Menschen in Konzentrationslagern inhaftiert. Die Bevölkerung sah zu oder auch weg. Nur wenige halfen ihren jüdischen Nachbarn.
Die Novemberpogrome bildeten einen Wendepunkt in der nationalsozialistischen Judenverfolgung, der schließlich in den Holocaust mündete. Beim größten Völkermord der Geschichte wurden rund sechs Millionen Juden ermordet. Ihrer zu gedenken, ist der Bundesregierung ein besonderes Anliegen und eine immerwährende Verpflichtung.
Roth: Erinnern heißt Kämpfen für die Demokratie
„Die Erinnerung an den 9. November, an die Opfer des Terrors, an das, was diesem Tag vorausging und an die Konsequenzen, die dieser Zivilisationsbruch hatte, diese Erinnerung ist ein Dienst an uns selbst, an uns allen“, sagte Kulturstaatsministerin Roth bei einer Debatte, die zum Jahrestag der Novemberpogrome im Deutschen Bundestag stattfand. Wir dürften nicht vergessen, dass das Gift des Hasses langsam wirkte und wirke, dass auf Verleumdung Diskriminierung folgte, auf Ausgrenzung Verfolgung und am Ende Zerstörung und Vernichtung standen, so Roth weiter.
Mit Blick auf jene Stimmen, die das Gedenken an die NS-Zeit infrage stellen, erklärte die Kulturstaatsministerin: „Diese Erinnerung ist keine Pflicht- und keine Bußübung, keine ‚dämliche Bewältigungspolitik‘, wie sie Björn Höcke für die AfD bezeichnet.“ Erinnern an den 9. November heiße immer auch kämpfen für die Demokratie und gegen Antisemitismus, sagte die Staatsministerin.
Claudia Roth verurteilte die zahlreichen antisemitischen Vorfälle, die es heute in Deutschland gibt, scharf. „Die Vielzahl an judenfeindlichen Straftaten und ja, auch der schlimme Vorfall bei der documenta, sind nicht nur ein Angriff auf jüdisches Leben in unserem Land“, so Roth. Sie seien auch ein Angriff auf unser Zusammenleben und eine riesengroße Herausforderung für die Politik.
Aufklärung und Aufarbeitung an authentischen Orten
Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist für die Bundesregierung von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund fördert die Staatsministerin für Kultur und Medien national bedeutsame Gedenkstätten, die als authentische Orte die NS-Gewaltverbrechen einprägsam vor Augen führen und an die Opfer erinnern.
Gerade auch junge Menschen sollen dazu angeregt werden, sich mit dem Holocaust auseinanderzusetzen. Auf diese Weise können sie die Relevanz von Geschichte für die Gegenwart begreifen und einen Bezug zur eigenen Lebenswelt herstellen. Mit dem Programm „Jugend erinnert“ unterstützt der Bund daher Gedenkstätten dabei, nachhaltig wirkende außerschulische Bildungsformate zu entwickeln und auszubauen.
Damit sie unsere Gesellschaft in ihrer ganzen Breite und Vielfalt in Zukunft noch besser erreichen können, will die Bundesregierung die Entwicklung zeitgemäßer Vermittlungsformate noch stärker unterstützen. Dafür soll unter anderem das Programm „Jugend erinnert“ modernisiert und verstetigt werden. Geplant ist außerdem eine Aktualisierung der Gedenkstättenkonzeption des Bundes.