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Deutsch-polnischer Kulturaustausch

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Deutsch-polnischer Kulturaustausch

Deutschland und Polen sind seit Jahrhunderten durch enge kulturelle Beziehungen miteinander verbunden. Beide Länder haben ihre kulturelle Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren weiter intensiviert.

4 Min. Lesedauer

2016 feierten Deutschland und Polen ein bedeutendes Jubiläum: 25 Jahre zuvor hatten Vertreter beider Länder den Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnet. Damit besiegelten die Nachbarstaaten den Beginn eines neuen Kapitels in ihren bilateralen Beziehungen, das auf weitere Verständigung und umfassende Zusammenarbeit beider Länder auf politischer wie gesellschaftlicher Ebene setzt.

Gute Nachbarschaft durch kulturellen Austausch

Bei den Konsultationen zum 25-Jährigen Jubiläum des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages in Berlin bekräftigten die Regierungsvertreter den Willen zu Freundschaft und Versöhnung beider Länder. Als Beitrag zum Jubiläum initiierte die Kulturstaatsministerin das "Kraszewski-Programm: Biografische Verflechtungen, Künstler und Literaten zwischen Deutschland und Polen", um den Austausch von Kulturschaffenden zu fördern. Es ist nach Josef Ignacy Kraszewski benannt, einem polnischen Schriftsteller des 19.Jahrhunderts, der in Dresden im Exil lebte und arbeitete.

Die Projekte des Kraszewski-Programms werden vom Deutschen Kulturforum Östliches Europa in Potsdam realisiert. Das Forum plant beispielsweise eine deutsch-polnische musikalische Entdeckungsreise mit Aufführungen von Franz Xaver Gebels Doppelquintett oder eine deutsch-polnische Wanderausstellung zur jüdischen Geschichte und Kultur in Pommern, Schlesien und der Neumark unter dem Titel "Jüdisches Leben an der Oder".

Europäisches Netzwerk Erinnerung und Solidarität

Zusammen mit der Slowakischen Republik, Ungarn und Rumänien sind Polen und Deutschland Mitglieder des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität (ENRS ), das sich der Aufarbeitung der von Diktaturen und Gewalterfahrungen besonders geprägten europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts widmet. Ziel ist es, durch gemeinsame Forschungs-, Bildungs- und Vermittlungsprojekte die unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven in Europa sichtbar zu machen und zum gegenseitigen Verständnis beizutragen. So begaben sich zum Beispiel 2014 in dem ENRS -Projekt Freedom Express zwanzig junge Kreative aus Europa zwei Wochen lang auf Spurensuche der europäischen Schicksalsjahre 1989/90. Ihre Expedition führte sie von Danzig aus über Warschau, Budapest, Temeswar, Sopron, Bratislava und Prag bis nach Berlin, wo sie bei einem Treffen mit Kulturstaatsministerin Grütters von ihren Eindrücken aus ihren Begegnungen mit Historikern, Politikern und Kulturschaffenden berichteten.

Ein weiteres ENRS -Projekt nahm den ab 1965 begonnenen Briefwechsel polnischer und deutscher Bischöfe in den Fokus, der als Initialzündung der Versöhnung zwischen den beiden Ländern gilt. Im November 2015 zeichnete eine Ausstellung diesen mutigen Schritt der polnischen Geistlichen und die weitere Entwicklung nach.

Dokumentationsstelle Porta Polonica

Seit 2013 gibt die digitale Dokumentationsstelle Porta Polonica Auskunft zur Kultur und Geschichte der Polen in Deutschland. Mit dem Atlas der Erinnerungsorte, in Online-Ausstellungen und anhand von digitalisierten Dokumenten oder Objekten macht die Dokumentationsstelle die vielfältige polnische Kultur und wechselvolle Geschichte der polnischen Einwanderung in Deutschland sichtbar.

Ihren Sitz hat die Porta Polonica in Bochum: Dort lebten und arbeiteten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die meisten Menschen polnischer Herkunft in Deutschland. Finanziert wird sie aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin mit 311.000 Euro im Jahr. Die Dokumentationsstelle befindet sich in Trägerschaft des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und wird vom LWL-Industriemuseum betreut. Die fachliche Zusammenarbeit erfolgt mit dem Museumsstandort "Zeche Hannover" in Bochum.

Kulturaustausch in der Stiftung Genshagen

Die Stiftung Genshagen ist als Forum für den Dialog zwischen Politik und Zivilgesellschaft und als Ort der Begegnung für Kunst- und Kulturschaffende eine der wichtigsten Säulen der kulturellen Zusammenarbeit der Länder des Weimarer Dreiecks - Deutschland, Frankreich, Polen. Neben Deutschland und Frankreich fördert auch Polen die Stiftung, die seit 2015 den Namen "Berlin-Brandenburgisches Institut für die Zusammenarbeit von Deutschland, Frankreich und Polen in Europa" trägt.

Ein Arbeitsschwerpunkt der Stiftung ist die Kulturelle Bildung: Durch gemeinsame Kunst- und Kulturprojekte wird vor allem jungen Menschen aus den Ländern Frankreich, Polen und Deutschland der europäische Gedanke vermittelt. Auch der Austausch zwischen Experten und die Zusammenarbeit von Forschungs- und Kultureinrichtungen werden in Genshagen gepflegt, beispielsweise durch gemeinsame Residenzen für Kunst- und Kulturschaffende aus Deutschland, Frankreich und Polen.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Auch bei der Digitalisierung ihres kulturellen Erbes arbeiten Polen und Deutschland inzwischen enger zusammen. Dazu haben die polnische Nationalbibliothek und die Staatsbibliothek Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz bereits 2011 eine Kooperationsvereinbarung über die Digitalisierung ihrer Bibliotheksbestände geschlossen. Die Zusammenarbeit soll künftig auf weitere Bibliotheken, Archive, Museen, den Bereich Film sowie den audiovisuellen Bereich ausgeweitet werden.

Um das kulturelle Erbe besser schützen und erhalten zu können, haben die Regierungen beider Länder außerdem vereinbart, beim Erfahrungs- und Technologieaustausch, bei der Förderung des Restaurierungswesens und bei der Denkmaldokumentation stärker zu kooperieren.

Ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit sind auch die gemeinsamen Anstrengungen zur Erhaltung des Fürst-Pückler-Parks in Bad Muskau und Lecnica, einer der wenigen staatenübergreifenden Welterbestätten. Im Herbst 2011 wurde die so genannte Englische Brücke als zweite Verbindung zwischen dem deutschen und dem polnischen Teil des Parks eingeweiht. Im September 2013 haben Deutschland und Polen gemeinsam die Fertigstellung des Schlosses gefeiert.

Projektförderung - Antrag und weitere Informationen

Zur Förderung von Projekten auf Grundlage des deutsch-polnischen Vertrages vom 17. Juni 1991 stellt der Bund jährlich 300.000 Euro aus dem Etat der Kulturstaatsministerin zur Verfügung. Die Projekte sollen unter anderem zur Erhaltung und Pflege der polnischen Sprache, Kultur und Tradition in Deutschland beitragen, um die gegenseitige Kenntnis der Kulturen der beiden Länder durch den Dialog zu vertiefen. Die fachliche Bewertung übernimmt eine externe und unabhängige Jury, die zwei Mal im Jahr tagt.

Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 18. Januar 2021.