Krieg in der Ukraine
Der Krieg in der Ukraine ist nicht nur ein Angriff auf die dort lebenden Menschen, er richtet sich auch gegen die Demokratie, die Meinungs- und die Kunstfreiheit. Für die Unterstützung von Kultur und Medien in der Ukraine sind daher im Kulturhaushalt 2022 rund 20 Millionen Euro vorgesehen.

Zeichen der Solidarität: Die Flagge der Ukraine vor dem Bundeskanzleramt.
Foto: Bundesregierung/Bergmann
Hilfe und Unterstützung für die Ukraine – das ist das Gebot der Stunde. Neben Hilfsangeboten gilt es jetzt auch, die Ukraine dabei zu unterstützen, ihre kulturelle Identität vor der Zerstörung zu schützen.
20 Millionen Euro für Hilfsprogramme
Für den Schutz ukrainischer Kulturgüter und die Unterstützung geflüchteter Kultur- und Medienschaffender stehen im Kulturhaushalt 2022 rund 20 Millionen Euro zur Verfügung. Dadurch konnten bereits eine Reihe von Hilfsangeboten für Medien- und Filmschaffende, Künstlerinnen und Künstler, zivilgesellschaftliche Akteure, Kinder und Jugendliche sowie zum Schutz des kulturellen Erbes in der Ukraine auf den Weg gebracht werden.
Eingesetzt werden die Mittel insbesondere in folgenden Bereichen: Für den Schutz von Kulturgut und die Unterstützung der Digitalisierung von Archivbeständen stehen bis zu 4 Millionen Euro bereit, für Stipendien, Honorare und Residenz-Programme für geflüchtete Künstlerinnen und Künstler bis zu 6 Millionen Euro. Die Programmarbeit der Deutschen Welle wird mit bis zu 4 Millionen Euro gefördert, zur Strukturförderung von Exilmedien können bis zu 3,5 Millionen Euro eingesetzt werden. Mit bis zu 2,5 Millionen Euro werden Kulturangebote und soziokulturelle Veranstaltungen unterstützt.
Seit dem Frühjahr 2022 unterstützt BKM den sogenannten JX-Fund, eine gemeinsame Initiative von Reporter ohne Grenzen, der Schöpflin Stiftung und der Rudolf Augstein Stiftung. Er hilft Medienleuten unmittelbar nach ihrer Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten, ihre Arbeit im Exil weiterzuführen. Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit von geflüchteten Journalistinnen und Journalisten so schnell wie möglich wiederherzustellen, damit eine kritische und unabhängige Berichterstattung weiter stattfinden kann.
Darüber hinaus fördert die Kulturstaatsministerin über das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit ein Journalists-in-Residence-Programm. Es richtet sich auch an Medienschaffende, die vom Krieg in der Ukraine betroffen sind.
Mit dem Hilfsprogramm U*act unterstützt die Staatsministerin für Kultur und Medien gemeinsam mit dem Deutschen Bühnenverein Theater, die mit geflüchteten Künstlerinnen und Künstlern aus der Ukraine kooperieren. Ziel ist es, die Künstlerinnen und Künstlern während ihres Aufenthaltes in Deutschland in Schauspiel- und Tanz-Produktionen oder Performances einzubinden, ihnen damit Arbeitsmöglichkeiten zu eröffnen und sie in den Austausch mit der deutschen Kulturszene zu bringen. Die Umsetzung des Förderprogramms erfolgt über den Deutschen Bühnenverein.
Das Programm „Sonnenstunden“ fördert kulturelle Angebote für Kinder und Jugendliche, die vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflohen sind. So sollen Einrichtungen und Organisationen dabei unterstützt werden, Programme wie Vorlesestunden, Konzerte oder Theateraufführungen zu entwickeln und umzusetzen. Bis zum Antragsschluss am 20. Mai 2022 hatten über 400 Einrichtungen eine Förderung beantragt. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hat daher das Programm gemeinsam mit der Kulturstiftung der Länder und Mitteln aus Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt auf mehr als 1 Million Euro aufgestockt.
Mit zusätzlichen Mitteln für das Stipendienprogramm „Memory Work“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur unterstützt BKM geflüchtete Akteure der Zivilgesellschaft aus der Ukraine, Belarus und Russland. Das Programm richtet sich insbesondere an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Aufarbeitungseinrichtungen, Gedenkprojekten und -initiativen, unabhängigen Archiven, Museen und NGOs. Gefördert werden Projekte, die sich mit Gewaltherrschaft und diktatorischer Herrschaft beschäftigen und im Rahmen eines mehrmonatigen Stipendiums in Deutschland realisiert werden. Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten 2.500 Euro im Monat, darüber hinaus ist ein Familienzuschlag möglich.
BKM unterstützt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bibliotheksverband ukrainische Geflüchtete, die während ihres Aufenthalts in Deutschland eigene Projekte in und mit Bibliotheken und Archiven in Deutschland umsetzen möchten. Das Stipendienprogramm NUMO richtet sich insbesondere an Bibliothekarinnen und Bibliothekare, Archivarinnen und Archivare, IT-Fachleute, aber auch an Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und Kreative sowie Pädagogen. Darüber hinaus können sich Geflüchtete bewerben, die sich ehrenamtlich in Bibliotheken und Archiven engagieren, beispielsweise in der Nachhilfe, der Leseförderung oder in Sprachcafés. Von September bis Dezember 2022 stehen bis zu 50 Stipendien mit einer monatlichen Unterstützung von 2.000 Euro zur Verfügung.
Hilfsmaßnahmen für die über 400 Museen und 3.000 Kulturstätten in der Ukraine bündelt das von der Beauftragten für Kultur und Medien und dem Auswärtigen Amt gegründete Netzwerk Kulturgutschutz in der Ukraine. Es sammelt Informationen zur Gefährdungslage der Kultur vor Ort und koordiniert auch internationale Hilfsangebote. Zentrale Schaltstelle und Ansprechpartner des Netzwerkes ist ICOM Deutschland. In dem Netzwerk sind u.a. die Deutsche Nationalbibliothek, das Bundesarchiv, das Deutsche Archäologische Institut, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Kulturstiftung der Länder und die deutsche UNESCO-Kommission vertreten.
Daneben engagiert sich Deutschland gemeinsam mit zahlreichen Staaten an der UNESCO Emergency Group, eine durch die UNESCO ins Leben gerufene, hochkarätig besetzte Expertengruppe zum Schutz des ukrainischen Kulturerbes.
Nothilfeprogramm für gefährdete Filmschaffende
Außerdem fördert die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien das NIPKOW PROGRAMM, das internationalen Filmschaffenden ein mehrmonatiges Stipendium zur Weiterentwicklung eines Filmprojekts ermöglicht. Gemeinsam mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg erweitert die Kulturstaatsministerin diese Förderung um ein Nothilfeprogramm für gefährdete Filmschaffende aus der Ukraine, Russland und Belarus. Damit können bis zu acht Filmemacherinnen und Filmemacher ihr künstlerisches Schaffen während eines sechsmonatigen Aufenthalts in Berlin fortsetzen. Die Stipendiaten erhalten neben der filmprojektbezogenen Betreuung auch eine professionelle posttraumatische Begleitung und organisatorische Unterstützung.
Vernetzung der Hilfsangebote
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien hat außerdem eine interne Taskforce Ukraine eingerichtet. Sie verbindet die Zivilgesellschaft und die Politik und vernetzt so die vielfältigen kultur- und medienpolitisch geprägten Unterstützungsmaßnahmen.
Der Beitrag wurde zuletzt am 10. November 2022 aktualisiert.