Krieg in der Ukraine
Der Krieg in der Ukraine ist nicht nur ein Angriff auf die dort lebenden Menschen, er richtet sich auch gegen die Demokratie, die Meinungs- und die Kunstfreiheit. Der Bund hat daher 2022 kurzfristig rund 20 Millionen Euro zur Unterstützung von Kultur und Medien in der Ukraine bereitgestellt. Einige der Hilfen laufen auch 2023 weiter.
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Mit Sandsäcken schützen Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Kulturdenkmäler und -schätze – der Bund unterstützt sie dabei über das Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine.
Foto: picture alliance / NurPhoto | Maxym Marusenko
Trotz des engen Zeithorizontes gelang es bis zum Jahresende 2022, mehr als 90 Prozent der Mittel aus dem Ukraine-Ergänzungshaushalt für kultur- und medienpolitische Hilfsmaßnahmen einzusetzen. Damit konnte nicht nur vielen Künstlerinnen, Kreativen und Medienleuten aus der Ukraine schnell und wirksam geholfen werden. Auch der ukrainische Kulturgutschutz wurde damit nachhaltig unterstützt.
Verwendet wurden die Mittel insbesondere zur Strukturförderung von Exilmedien und zur Stärkung der Programmarbeit der Deutschen Welle, die dadurch ihre Arbeit nach dem russischen Überfall auf die Ukraine fortsetzen konnte. Insgesamt etwa 8,3 Millionen Euro wurden hierfür bereitgestellt. Darüber hinaus förderte der Bund mit etwa 5,1 Millionen Euro Stipendien, Honorare und Residenz-Programme für geflüchtete Künstlerinnen und Künstler, sowie mit weiteren 1,3 Millionen Euro Kulturangebote sowie soziokulturelle Veranstaltungen. Außerdem unterstützte er den Schutz von Kulturgut und die Digitalisierung von Archivbeständen mit 3,5 Millionen Euro.
Durch die Förderungen wurde fast 1.400 Kultur- und Medienschaffenden aus der Ukraine, aus Russland und Belarus eine Beschäftigung ermöglicht. Zudem konnten etwa 250 Kulturveranstaltungen durchgeführt werden, die sich unter anderem an geflüchtete Menschen aus der Ukraine richteten. Hier eine Übersicht zu einzelnen Hilfsmaßnahmen:
Seit April 2022 fördert BKM den sogenannten JX-Fund, eine gemeinsame Initiative von Reporter ohne Grenzen, der Schöpflin Stiftung und der Rudolf Augstein Stiftung. Er unterstützt Medienschaffende unmittelbar nach ihrer Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten dabei, ihre Arbeit im Exil weiterzuführen. Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit von geflüchteten Journalistinnen und Journalisten so schnell wie möglich wiederherzustellen, damit eine kritische und unabhängige Berichterstattung weiter stattfinden kann und die Inhalte das Publikum in den Heimatländern weiterhin erreichen. Mit der Strukturförderung hat BKM dazu beigetragen, dass insgesamt über 900 Medienschaffende in 44 Redaktionen aus der Ukraine, Russland und Belarus unterstützt werden konnten. Die Förderung wird 2023 fortgesetzt.
Außerdem fördert die BKM auch weiterhin über das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit ein Journalists-in-Residence-Programm. Es richtet sich ebenfalls an geflüchtete Medienschaffende und bietet verschiedene Hilfsangebote für diese an. Die Unterstützung ist nicht auf bestimmte Länder begrenzt.
Unterstützung bietet auch die Hannah-Arendt-Initiative, die die BKM im Oktober 2022 gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen hat. Es handelt sich um ein neues Programm zur Unterstützung und zum Schutz von Journalistinnen und Journalisten, Medienschaffenden sowie Verteidigerinnen und Verteidigern der Meinungsfreiheit in Krisen- und Konfliktgebieten im Ausland wie auch im Exil in Deutschland in Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Partnern.
In einer Pilotphase laufen im In- und Ausland bereits Projekte der Initiative. Unterstützt werden gefährdete Journalistinnen und Journalisten aus Ukraine, Russland, Belarus sowie Afghanistan, unter anderem durch Notfallstipendien, Trainingsmaßnahmen, regionale Stipendienprogramme sowie durch entsprechende Maßnahmen im Exil in Deutschland.
Im Juli 2023 hat Kulturstaatsministerin Roth den Start eines neuen Förderprojektes bekanntgegeben, das den Austausch zwischen der deutschen und der ukrainischen Buch- und Literaturbranche stärken soll. Gefördert werden sollen etwa Veranstaltungen mit ukrainischen Autorinnen und Autoren, der Aufbau einer Sammlung deutschsprachiger Literatur in ukrainischen Bibliotheken oder ein eigener Länderstand Ukraine bei der Frankfurter Buchmesse. Das Programm soll vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels (BOEV) in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse sowie dem Ukrainian Book Institute und weiteren ukrainischen Partnern umgesetzt werden. BKM stellt dafür bis zu 900.000 Euro bereit. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des BOEV.
Mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von rund 5 Millionen Euro aus dem Ergänzungshaushalt 2022 wurde die Deutsche Welle (DW) in die Lage versetzt, ihre Berichterstattung nach dem russischen Überfall auf die Ukraine zu verstärken. So konnte sie ihre Arbeit trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Repressionen gegen die DW in Russland weitgehend fortsetzen.
Mehr als 700 Kulturakteure aus der Ukraine, Russland und Belarus konnten über Soforthilfe-Stipendien gefördert werden, die die Kulturstiftung des Bundes gemeinsam mit dem Goethe-Institut mithilfe von BKM-Mitteln ins Leben gerufen und umgesetzt hat.
Mit dem Hilfsprogramm U*act hat die Staatsministerin für Kultur und Medien gemeinsam mit dem Deutschen Bühnenverein insgesamt 34 Theater unterstützt, die mit geflüchteten Künstlerinnen und Künstlern aus der Ukraine kooperieren. Ziel von U*act war es, die Künstlerinnen und Künstler während ihres Aufenthaltes in Deutschland in Schauspiel- und Tanz-Produktionen oder Performances einzubinden, ihnen damit Arbeitsmöglichkeiten zu eröffnen und sie in den Austausch mit der deutschen Kulturszene zu bringen. Die Umsetzung der beiden Förderrunden erfolgte über den Deutschen Bühnenverein.
Gemeinsam mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg hat die Kulturstaatsministerin das BKM-geförderte NIPKOW PROGRAMM um ein Nothilfeprogramm für gefährdete Filmschaffende aus der Ukraine, Russland und Belarus erweitert. Dank des Stipendienprogramms konnten acht gefährdete Filmemacherinnen und Filmemacher ihr künstlerisches Schaffen während eines sechsmonatigen Aufenthalts in Berlin fortsetzen. Die Stipendiaten erhielten neben der filmprojektbezogenen Betreuung auch eine professionelle posttraumatische Begleitung und organisatorische Unterstützung. Diese Hilfsmaßnahme wurde nicht aus dem Ukraine-Ergänzungshaushalt finanziert, sonder über den regulären BKM-Haushalt 2022.
Mit dem Programm „Sonnenstunden“ wurden im Jahr 2022 in ganz Deutschland rund 240 kulturelle Angebote gefördert, die sich gezielt an geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine gerichtet haben. Aufgrund der großen Nachfrage hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien das Programm der Kulturstiftung der Länder zusammen mit den Ländern Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt sowie der Berliner Architektin Regine Leibinger und der NATIONAL-BANK AG auf mehr als 1 Million Euro aufgestockt.
Mit zusätzlichen Mitteln für das Stipendienprogramm „Memory Work“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat die BKM 2022 insgesamt 33 geflüchtete Akteure der Zivilgesellschaft aus der Ukraine, Belarus und Russland unterstützt. Das Programm richtete sich insbesondere an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Aufarbeitungseinrichtungen, Gedenkprojekten und -initiativen, unabhängigen Archiven, Museen und NGOs. Gefördert wurden Projekte, die sich mit Gewaltherrschaft und diktatorischer Herrschaft beschäftigten und im Rahmen eines mehrmonatigen Stipendiums in Deutschland realisiert werden konnten.
Mit Unterstützung der BKM hat der Deutsche Bibliotheksverband bis Ende 2022 insgesamt 58 Stipendien an ukrainische Geflüchtete vergeben, die damit während ihres Aufenthalts in Deutschland eigene Projekte in und mit Bibliotheken und Archiven in Deutschland umsetzen konnten. Das Stipendienprogramm NUMO richtete sich insbesondere an Bibliothekarinnen und Bibliothekare, Archivarinnen und Archivare, IT-Fachleute, aber auch an Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und Kreative sowie Pädagogen.
Auch weiterhin wird das Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine Hilfsmaßnahmen für die über 400 Museen und 3.000 Kulturstätten in der Ukraine bündeln. Das 2022 von der Beauftragten für Kultur und Medien und dem Auswärtigen Amt gegründete Netzwerk sammelt Informationen zur Gefährdungslage der Kultur vor Ort und koordiniert auch internationale Hilfsangebote. So hilft es beispielsweise mit Stromgeneratoren für die Energieversorgung von Museen, mit Brandschutz- und Packmaterialien, Feuerlöschern, Scannern und PCs für Archive, Speichermedien und weiteren umfangreichen Hilfen zur Digitalisierung.
Die Hilfen wurden über das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa abgewickelt. Darüber hinaus sind im Netzwerk unter anderem ICOM Deutschland, die Deutsche Nationalbibliothek, das Bundesarchiv, das Deutsche Archäologische Institut, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Kulturstiftung der Länder und die deutsche UNESCO-Kommission vertreten.
Der Beitrag wurde zuletzt am 26. Juli 2023 aktualisiert.