Milchwirtschaft: Chancen im Export

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Im Wortlaut: Schmidt Milchwirtschaft: Chancen im Export

Die EU-Agrarminister werden beim heutigen Sonderrat über Maßnahmen für alle Landwirte sprechen, kündigte Landwirtschaftsminister Schmidt in einem Interview an: "Wir wollen Liquiditätshilfen leisten und den Export besser fördern." Ein Zurück zur Quote in der Milchwirtschaft werde es mit ihm aber nicht geben.

  • Interview mit Christian Schmidt
  • Passauer Neue Presse

Das Interview im Wortlaut:

Passauer Neue Presse (PNP): Herr Schmidt, die Bauern in Deutschland gehen auf die Barrikaden wegen gesunkener Preise und steigender Kosten. Können Sie Hilfen versprechen?

Christian Schmidt: Ich habe großes Verständnis für die Diskussionen und Demonstrationen, die wir gerade erleben. Die Lage ist nicht einfach, und wir müssen helfen. Vielen Bauern geht es an die Existenz. Wichtig ist, dass Geld in die Kasse kommt. Ich schlage deshalb vor: Die EU-Direktzahlungen sollten schneller ausgezahlt werden - bis zu 70 Prozent ohne jede bürokratische Überprüfungen. Wir wollen Liquiditätshilfen leisten und den Export besser fördern. Ich möchte, dass dafür die unerwartet hohen Einnahmen aus der Superabgabe verwendet werden. Das ist schließlich Geld, das die Bauern selbst gezahlt haben - bei Übererfüllung der Quote.

PNP: Sie wollen ein Hilfspaket allein für die Milchbauern?

Schmidt: Wir werden am Montag beim Sonderrat der EU-Agrarminister über Maßnahmen für alle Landwirte sprechen. Da bin ich sehr optimistisch. Nicht nur die Milchbauern sind in Schwierigkeiten, sondern in starkem Maße auch die Schweinehalter.

PNP: Die Milchviehhalter wollen staatliche Eingriffe, eine Steuerung der Produktionsmenge. Warum ist das mit Ihnen nicht zu machen?

Schmidt: Ein Zurück zur Quote wird es mit mir nicht geben. Man sollte sich einmal erinnern an die große Milchkrise 2008/2009. Das Preistief von damals ist durch die Quote nicht verhindert worden. Wir müssen neue Instrumente entwickeln, wie man die vielen Aufs und Abs in der Preisentwicklung besser ausgleichen kann. Da gibt es einige sehr gute Ideen, etwa einen Fonds, Versicherungen oder Lösungen auf der Ebene der Molkereien.

PNP: Die Milchbauern bezweifeln, dass die aktuelle Krise nichts zu tun haben soll mit dem Auslaufen der Quote. Was entgegnen Sie?

Schmidt: Natürlich hat das Auslaufen der Quote zu mehr Milch auf dem Markt geführt. Aber was bringen uns solche Debatten? Wenn das Ergebnis wäre, wir sollten zurück zur Quote, würden wir uns damit keinen Gefallen tun. Im Export liegen große Chancen.

PNP: Was macht Sie so sicher, dass es sich nur um eine vorübergehende Krise handelt?

Schmidt: Der Milchmarkt wird international weiter wachsen. Das sieht auch die Europäische Kommission. Sie hält für die nächsten Jahre bei Milch einen Erzeugerpreis von rund 35 Cent für realistisch. Es gibt aktuell keinen Nachfragerückgang. Die jetzige Situation ist durch verschiedene Faktoren entstanden, denken Sie an das Russlandembargo oder den Handel mit China. Aber auch die Preispolitik des Einzelhandels und auch das Verhalten der Verbraucher spielen natürlich eine wichtige Rolle.

PNP: Handeln Aldi und Co. unmoralisch?

Schmidt: Markt und Moral sind ein großes, abendfüllendes Thema. Bei Aldi und Co. geht es um etwas anderes. Wer mit seinen eigenen Erzeugern so umgeht, dass sie nicht mehr kostendeckend produzieren, wird sie verlieren und muss dann im Ausland womöglich zu höheren Preisen bestellen. Die
Discounter sollten ein großes Interesse daran haben, das es auch in Zukunft noch Milchproduktion in Deutschland gibt. Ich freue mich, dass der Deutsche Bauernverband jetzt mit Lidl höhere Preise für Milch und Butter vereinbart hat.

Das Interview führte Rasmus Buchsteiner für die