Zuwanderung allein ist keine Lösung

Demografischer Wandel Zuwanderung allein ist keine Lösung

Der demografische Wandel falle anders aus als lange vorhergesagt, so Innenminister de Maizière. Es würden mehr Kinder geboren, Fachkräfte fehlten lediglich in bestimmten Bereichen. Dagegen gehe es bei der Aufnahme von Flüchtlingen um humanitäre Hilfe - und nicht darum, "unsere demografischen Probleme zu lösen".

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Menschen in der Fußgängerzone Zeil in Frankfurt am Main

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die ganze Gesellschaft aus?, fragt de Maizière.

Foto: Michael Gottschalk/photothek.net

Lange seien zu wenig Kinder geboren worden. Junge Paare hätten sich gegen Kinder entschieden, so Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland. Die Bundesregierung habe mit zahlreichen Maßnahmen versucht, ein kinderfreundlicheres Klima zu schaffen, wie etwa mit dem Ausbau der Kinderbetreuung. Das sei aktive Demografiepolitik, betonte der Minister beim Demografiekongress in Berlin.

Integration gehört zur Demografiepolitik

Bei der Aufnahme von Flüchtlingen gehe es dagegen um Völkerrecht und humanitäre Hilfe. "Wir nehmen keine Flüchtlinge auf, um unsere demografischen Probleme zu lösen", sagte er. "Auf Krieg, Flucht und Vertreibung darf man keine Demografiepolitik aufbauen."

Wie sich Wachstum und Wohlstand im Land entwickelten, hänge davon ab, wie Integration gelinge. Somit sei Integrationspolitik auch Demografiepolitik. Aufenthaltsrecht, Unterbringung, Sprache, Wertevermittlung und Ausbildung seien entscheidend für eine erfolgreiche Integration. Wer sich darauf einlasse, habe alle Chancen in Deutschland.

Bei Prognosen künftiger Entwicklungen sollte eine größere Bandbreite an Zukunftsszenarien bedacht werden, mahnte de Maizière. Zurzeit falle der demografische Wandel anders aus als lange vorhergesagt. Es würden mehr Kinder geboren, der prognostizierte flächendeckende Fachkräftemangel sei noch nicht eingetreten. Fachkräfte fehlten lediglich in bestimmten Berufsbereichen. Im Zuge der hohen Zuwanderung sei im Jahr 2015 auch die Zuwanderung von EU-Ausländern gestiegen.

Die Politik müsse sich auf wechselnde Szenarien einstellen. Fakt sei jedoch: Zuwanderung könne nur langfristig und punktuell den demografischen Wandel abfedern. Wichtig sei jedoch die Frage: Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die ganze Gesellschaft aus?

Zusammenhalt der Gesellschaft entscheidend

Entscheidend für Erfolg und Misserfolg der nächsten Jahrzehnte sei der Zusammenhalt der Gesellschaft. Bei allen Diskussionen und Streit um richtige Lösungen müsse man respektvoll miteinander umgehen, betonte de Maizière. Bei der Lösung anstehender Probleme stehe an erster Stelle stehe die Erfüllung von Aufgaben, nicht die Erfüllung von Standards. Dies gelte zum Beispiel für die Modernisierung der Verwaltung, wenn es darum gehe, auch in ländlichen Räumen die notwendigen Dienstleistungen anzubieten.

Zentrale Herausforderung für den Wohnungsbau

Für Bundesbauministerin Barbara Hendricks ist der demografische Wandel eine zentrale Herausforderung für den Wohnungsbau. Neubau, aber auch Aufstockung und Verdichtung von Bestand müsse man vorantreiben.

Der altersgerechte Umbau müsse weiterhin gefördert werden. Ein Schwerpunkt müsse auch die soziale Stadtentwicklung sein. Gerade habe die Bundesregierung die ressortübergreifende Strategie Soziale Stadt verabschiedet. Damit würden die zahlreichen Maßnahmen und Programme der Bundesregierung gebündelt, der "Programmitis" werde so ein Ende gesetzt.