Zeitzeugen erinnern an ihr Leben in der DDR

Frankfurter Buchmesse Zeitzeugen erinnern an ihr Leben in der DDR

Am Stand der Bundesregierung finden die Besucher nicht nur Informationen zur Regierungsarbeit. Sie treffen hier auch auf Zeitzeugen der deutschen Geschichte. Aufmerksam hören sie Uwe Pries und Siegbert Schefke zu, die über ihre Erfahrungen in der DDR berichten.

2 Min. Lesedauer

Siegbert Schefke mit Mikrofon am Stand der Bundesregierung

Siegbert Schefke filmte vor 25 Jahren heimlich die Montagsdemos in Leipzig.

Foto: Jürgen M. Kornaker

Für viele junge Besucher am Stand der Bundesregierung in der Halle 3 erinnern die Berichte der Zeitzeugen an einen Gruselroman oder einen TV-Krimi. Doch das, was Uwe Pries und Siegbert Schefke aus ihrem Leben in der DDR berichten, ist tatsächlich so passiert.

DDR-System lebte mit Lügen und Unwahrheiten

Uwe Pries, Jahrgang 1960, wuchs im thüringischen Sondershausen auf. Er hatte eine ganz normale Kindheit. Doch als er älter wurde, empfand er das DDR-System zunehmend als "paranoid". Als Uwe Pries es kaum noch ertragen konnte, reifte in ihm der Entschluss, das Land zu verlassen. Mit 21 Jahren wollte er nur noch raus, erzählt er.

Seine Flucht über die bulgarisch-türkische Grenze scheiterte. Er wurde im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen in Berlin eingesperrt. Kurz vor Ablauf der Haftdauer gelang ihm durch "Freikauf" der Weg in den Westen Deutschlands und damit der Weg in die Freiheit.

Für Uwe Pries gibt es heute nichts Schöneres, als mit seinen Kindern offen über Weltpolitik zu diskutieren. Die Angst, abgehört und eingesperrt zu werden, ist verflogen. Vor dem Publikum in Frankfurt erklärt er ganz deutlich, "wie wichtig die Freiheit ist".

Mit Bildern wachrütteln

Gemeinsam mit Aram Radomski filmte Siegbert Schefke vor 25 Jahren heimlich die Montagsdemos in Leipzig und spielte diese den Medien im Westen zu. Nach den Gesetzen der DDR war das Staatsverrat. "Ich wollte nicht mehr alles hinnehmen, ich wollte mich wehren", so Schefke. Auch er war als junger Mann an die Grenzen des DDR-Systems gestoßen. "Es gab hier keine Redefreiheit, Meinungsfreiheit oder Gedankenfreiheit."

Siegbert Schefke wurde 1959 in Eberswalde geboren. Er erlebte als Bauingenieur, wie die DDR-Diktatur jahrhundertealte Städte verfallen ließ. Er setzte sich zum Ziel, seine Heimat lebenswürdiger zu gestalten. 1986 begann er deshalb, sich in Friedens- und Umweltkreisen zu engagieren. Er war einer der Mitbegründer der Umwelt-Bibliothek in der Berliner Zions-Gemeinde. Heute arbeitet er als Fotograf, Kameramann und Reporter.