Bundeskanzlerin Merkel hat die Bedeutung der Wissenschaft für politische Entscheidungen hervorgehoben. Die Politik sei in vielen Fragen auf deren Beratung und Expertise angewiesen, erklärte sie beim "Leibniztag" der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
2 Min. Lesedauer
Es gebe zur Bewältigung der großen Herausforderungen unserer Zeit keinen Königsweg, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Daher müsste die Wissenschaft verschiedene Möglichkeiten erarbeiten und diese stets neu anpassen. "Wie gut ist es dabei, seitens der Wissenschaft einen Kompass an die Hand zu bekommen", betonte Merkel.
Sie wies auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Politikberatung am Beispiel des G7-Prozesses hin. Dafür habe die Wissenschaft mehrere Themen vorgeschlagen: Schutz der Meere, Kampf gegen das Antibiotikaresistenzphänomen und gegen sogenannte vernachlässigte Tropenkrankheiten.
Gleich zu Beginn ihrer Rede ging die Kanzlerin auf die Geschichte der Berlin-Brandenburgischen Akademie ein, deren Wurzeln bis in das Jahr 1700 zurückreichen. Die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften ging aus der Initiative des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz hervor. Neben der Freiheit der Wissenschaften forderte Leibniz: "Man müsste gleich anfangs das Werk samt der Wissenschaft auf den Nutzen richten."
Die Geschichte der Akademie spiegele die historischen Wechselfälle der vergangenen Jahrhunderte wider, so Merkel. Neben glanzvollen Phasen stünden auch jene, in denen Diktaturen die Akademie einengten. Nach der Auflösung der DDR-Akademie der Wissenschaften kam es 1992 zur Neukonstituierung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Die Kanzlerin machte schließlich deutlich, wie wichtig für eine der führenden Industrienationen ein leistungsfähiges Forschungs- und Innovationssystem sei. Dazu würden die Exzellenzinitiative und der Pakt für Forschung und Innovation der Bundesregierung beitragen. Auch habe der Bund die Investitionen in Bildung und Wissenschaft, Forschung und Entwicklung zwischen 2005 und 2014 um rund 60 Prozent gesteigert.
Nahezu erreicht sei das Ziel, dass Staat und Wirtschaft jährlich drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung und Entwicklung ausgeben. Damit stünde Deutschland im internationalen Vergleich gut dar, könne aber noch besser werden.
Merkel sprach auch das Thema "Bildung" an. Sie wies darauf hin, dass der Bund die Finanzierung des BAföG vollständig übernommen und durch die Änderung des Grundgesetzes nun neue Perspektiven für Bund-Länder-Kooperation geschaffen habe. Der Erfolg schlage sich nieder in steigenden Studierendenzahlen aus dem In-und Ausland.
Schließlich dankte Merkel dem langjährigen Präsidenten der Akademie, Günter Stock, für dessen Arbeit. Stock übergibt sein Amt an den Mathematiker Martin Grötschel. "Wir müssen also weiter Folgendes leisten", gab ihm die Kanzlerin mit auf den Weg, "das Zusammenführen verschiedener Disziplinen und das Zusammendenken verschiedener Ansätze, die Besinnung auf den praktischen Nutzen, ohne aber den Sinn für unabhängiges und ergebnisoffenes Forschen zu verlieren."