Wasser natürlich bewirtschaften

Weltwassertag Wasser natürlich bewirtschaften

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Doch rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Gebieten mit zumindest zeitweisem Wassermangel. In ihrem 9. Weltwasserbericht fordern die Vereinten Nationen zum heutigen Weltwassertag Reformen und Innovationen für eine naturnahes Gewässermanagement.

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Die Mitarbeiter eines Wasserwerks entnehmen auf dem Gelände eines Wasserwerkes an der Ruhr bei Witten eine Probe aus dem Wasser der Ruhr

Sauberes Trinkwasser ist in vielen Teilen der Erde ein knappes Gut.

Foto: picture-alliance/ dpa

Die Hälfte der Weltbevölkerung – schätzungsweise 3,6 Milliarden Menschen - lebt in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr von Wasserarmut betroffen sind. Der neunte Weltwasserbericht der Vereinten Nationen fordert Reformen und Innovationen für eine naturnahes Gewässermanagement ein. Bundesumweltministerin Svenja Schulze mahnte: "Wasser ist die wichtigste Grundlage für das Leben auf diesem Planeten."

Die Vereinten Nationen haben 1993 den 22.März zum jährlichen Weltwassertag ausgerufen. 2018 steht dieser Tag unter dem Motto "Natur für Wasser". Der vorgelegte neunte Weltwasserbericht fordert eine nachhaltige Wasserbewirtschaftung.

Naturnahe Lösungen für die Wasserbewirtschaftung

Der UN-Weltwasserbericht 2018 richtet den Blick auf "Naturbasierte Lösungen". Gemeint sind beispielsweise Wiederaufforstung, Nutzung von Feuchtgebieten und gezielte Grundwasseranreicherung. Diese Maßnahmen können eine wichtige Rolle bei der Verbesserung von Wasserversorgung und -qualität spielen.

Wälder und Wiesen sind die Wasserspeicher und -filter der Natur. Auen bieten ebenfalls vielfältige Leistungen für das Ökosystem: Sie sind Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und halten Raum für Überflutungen durch Hochwasser bereit. Ökosysteme spielen eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Wassermenge und -qualität.

Natürliche und naturähnliche Prozesse für die Wassergewinnung und –Aufbereitung wurden bisher jedoch weitgehend ignoriert. "Grüne Infrastrukturen" und naturbasierte Lösungen zeichnen sich zudem durch ihre vielfältigen sozialen und wirtschaftlichen Vorteile aus. Sie sind zudem weltweit zentral für die Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsagenda.

Ökosysteme erhalten, renaturieren und künstlich anlegen

Klimawandel, Bevölkerungswachstum und steigender Konsum werden die Zahl der von Wassermangel betroffenen Menschen steigen lassen: Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge werden es im Jahr 2050 bis zu 5,7 Milliarden sein.

Wasserrückhaltebecken zur Grundwasseranreicherung und der Schutz von Wassereinzugsgebieten sorgen für eine effiziente Wasserversorgung in den Städten. Beispielsweise schützt die Stadt New York seit den 1990er Jahren ihre drei größten Wassereinzugsgebiete und spart so jährlich über 300 Millionen US-Dollar bei der Wasseraufbereitung.

Durch umweltfreundlichere Verfahren der Wasserbewirtschaftung könnte die landwirtschaftliche Produktion weltweit um etwa 20 Prozent gesteigert werden, so die Schätzungen des aktuellen Weltwasserberichts. Anhand von Förderprojekten für die Landwirtschaft in 57 einkommensschwachen Ländern wurde errechnet, dass die durchschnittlichen Ernteerträge um 79 Prozent erhöht werden können, wenn Wasser effizienter genutzt wird, weniger Pestizide zum Einsatz kommen und die Bodenbedeckung verbessert wird.

Wasser – knapp und kostbar: Nur ein Prozent des weltweiten Süßwassers kann vom Menschen genutzt werden. Der aktuelle Bedarf übersteigt die vorhandenen Mengen – 1,6 Erden wären nötig, um ihn zu decken. „Die Kriege der Zukunft werden um Wasser geführt“, sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller anlässlich des Weltwassertages. In der deutschen Entwicklungspolitik bleibt Wasser daher ein wichtiges Thema. Schwerpunkte sind: saubere Trinkwasserversorgung, Wasser zur Produktion von Nahrungsmitteln, grenzüberschreitendes Wassermanagement und die Anpassung an den Klimawandel durch neue Technologien. Weitere Informationen sind beim Bundesentwicklungsministeriums zu finden.

Mehr Aufmerksamkeit für Wasser

Die Schädigung von Ökosystemen zählt zu den wichtigsten Ursachen für zunehmende Probleme bei der Wasserbewirtschaftung. Die Folgen der Schädigung von Ökosystemen sind höhere Verdunstungsraten, geringere Bodenwasserspeicherung und vermehrter Oberflächenabfluss bei gleichzeitig zunehmender Erosion.

In mehr als 30 Ländern der Erde herrscht akuter Wassermangel. Jahrelange Dürreperioden führen zu Migration und Flucht, sogar zu Krieg. Verschwendung und Verschmutzung kennzeichnen den Umgang mit Wasser: Viele Menschen leiden an Durst, weil sie kein Trinkwasser haben, 80 Prozent aller Krankheiten in armen Ländern gehen auf verschmutztes Trinkwasser zurück, Millionen Menschen – vor allem Kinder – sterben an den Folgen verschmutzen Wassers.

Autoren des diesjährigen Weltwasserberichts fordern daher dringend, Ökosysteme weltweit zu erhalten und zu renaturieren, um dem Wassermangel nachhaltig zu begegnen. Deshalb starten die VN die internationale Aktionsdekade "Wasser für Nachhaltige Entwicklung 2018-2028".

"Wasser" ist eines der ausdrücklichen 17 Nachhaltigkeitsziele, die von der Weltengemeinschaft 2015 in der "Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung" vereinbart wurden. Ziel 6 fordert: "Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten."