Was Alexander Gerst alles im Gepäck hat

Deutscher Astronaut im All Was Alexander Gerst alles im Gepäck hat

Zwei Jahre lang hat er trainiert - nun ist Alexander Gerst mit dem russischen Piloten Sergej Prokopjew und der amerikanischen Ärztin Serena Aunon-Cancellor auf dem Weg zur ISS. Für den Alltag im Weltraum ist Gerst gut gerüstet. Das Reisegepäck enthält unter anderem ein Stück Berliner Mauer. Die Verpflegung reist separat.

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Sie haben Schaltpläne auswendig gelernt, Notsituationen geübt, Druckabfall und den Austritt des hochgiftigen Kühlmittels Ammoniak bekämpft. "Die Kunst des Astronautentrainings besteht darin, unnütze Informationen von nützlichen zu trennen und zu filtern", sagte Gerst kürzlich. Zahlreiche Experimente liegen vor ihm. Am 18. Dezember 2018 wird er zurückkehren.

Auf der Internationalen Raumstation ISS wird Gerst Granulate, Kristallwachstum, Metalle und das menschliche Immunsystem erforschen. Als erster Deutscher wird er für einige Monate für die Crew und die Raumstation als Kommandant verantwortlich sein.

Die Bundesregierung investiert jährlich mehr als eine Milliarde Euro für die Forschung im Bereich Luft- und Raumfahrt.

Das Reisegepäck

Zum Gedenken an die Deutsche Einheit hat der deutsche Astronaut ein Stück Berliner Mauer im Gepäck. "Ein Projekt wie die ISS könnte keine Nation allein tragen", sagte er der BILD-Zeitung Anfang Januar. "Die Raumfahrt trägt einen wichtigen Teil dazu bei, dass wir friedlich zusammenleben. Auch das Mauerstück wird so zu einem Symbol für den Frieden."

Außerdem nimmt der 42-Jährige einen Auftrag von jungen Unicef-Ehrenamtlichen mit ins All. Bei einem Gespräch mit ihnen sagte er zu, ihre Aktion "Träume sind grenzenlos" zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni von der ISS aus zu unterstützen. Über die sozialen Medien werde er einen eigenen Beitrag posten. Mit der Kampagne rufen die Ehrenamtlichen zu Solidarität mit geflüchteten Kindern sowie in Kriegs- und Kriegsgebieten weltweit auf.

Der Vorstandsvorsitzende der DLR, Pascale Ehrenfreund, überreichte Gerst eine kleine Zeitkapsel mit Datenträgern, auf denen Wünsche von Schülern aus ganz Deutschland für die Zukunft gespeichert sind. Nach Gersts Rückkehr von der ISS soll die Zeitkapsel dem "Haus der Geschichte" in Bonn übergeben werden. Dieses wird sie erst in 50 Jahren - im Jahre 2068 - öffnen.

Gerüstet für WM-Titel

Selbst im All wirft die Fußball-Weltmeisterschaft ihre Schatten voraus. Für den Fall, dass Deutschland seinen Titel verteidigt, hat Gerst einen fünften DFB-Stern eingepackt. Ein Fußball befindet sich allerdings schon auf der Raumstation. Mit der aktuellen Crew reist er in wenigen Tagen zurück zur Erde, weil er beim Eröffnungsspiel zwischen Russland und Saudi-Arabien zum Einsatz kommen soll.

Auch Horizons-Aufnäher mit dem Logo der Mission kommen in das Gepäck des Astronauten. Sie sind allerdings nicht für Astronautenanzüge gedacht, sondern sollen nach der Mission an ausgewählte Persönlichkeiten verteilt werden. Zu seiner persönlichen Reiseausstattung gehören einige Fotos, das Wappen seines Geburtsortes Künzelsau und ein kleiner Ammonit aus seiner Heimatstadt.

Die Verpflegung

Das Essen im All schmeckt meistens nicht besonders gut. Das Problem: Süßes, Salziges und Aromen schmecken 400 Kilometer über der Erde nicht mehr so intensiv – durch den veränderten Luftdruck und die veränderte Luftfeuchtigkeit leidet der Geschmackssinn.

Rund elf Wochen vor dem Start zur ISS stand der Speiseplan für die Crew bereits fest. Neben 16 Standardmenus erhalten Gerst und seine Kollegen noch zusätzlich sechs ausgewählte Gerichte. Dazu gehören laut ESA Käsespätzle mit Speck, Maultaschen mit Spinat, Hühnerrahmgeschnetzeltes, indisches Hähnchen, Linsen mit Würstchen und ein Zwetschgen-Dessert. Das Essen ist eher als Sonntagsessen gedacht. Oder für Situationen, in denen sich die Crew mal mit einem besonderen Essen belohnen will.

In mehr als 80 Prozent der Zeit gibt es normales Astronautenessen: Suppe aus der Tüte und Müsli-Riegel. Entscheidend ist, dass die Nahrungsmittel besonders lange haltbar sind, denn Kühlschränke gibt es an Bord der ISS nicht. Die Verpflegung passt allerdings nicht ins Handgepäck. Deshalb reisen die Lebensmitteldosen separat mit einem Frachter zur ISS.