Wachsamer Beobachter der Demokratie

100. Geburtstag Heinrich Böll Wachsamer Beobachter der Demokratie

Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll wäre am 21. Dezember 100 Jahre alt geworden. "Heinrich Böll war gerade für die junge Bundesrepublik Deutschland viele Jahre lang moralisches Gewissen und literarische Instanz zugleich", erklärte Kulturstaatsministerin Grütters.

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Heinrich Theodor Böll wurde am 21. Dezember 1917 in Köln geboren. Als Wehrmachtssoldat erlebte er sechs Jahre lang hautnah die moralischen und materiellen Verwüstungen durch den Zweiten Weltkrieg. "Ich hasse die Hölle des Lazaretts, ich hasse die Hölle der Uniform", schrieb er in seinen Tagebüchern.

Erste schriftstellerische Versuche hatte er schon 1937 während seiner Buchhändlerlehre unternommen. 1945 kehrte er nach monatelanger US-Kriegsgefangenschaft in seine völlig zerstörte Heimatstadt zurück und begann zu schreiben.

Fürsprecher der Menschlichkeit

Ab 1946 verfasste er seinen Nachkriegsroman "Kreuz ohne Liebe", 1947 veröffentlichte er seine ersten Kurzgeschichten. Mit dem Sammelband "Wanderer, kommst du nach Spa..." zog Böll dann erstmals die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit auf sich. Es folgten zahlreiche weitere Veröffentlichungen wie beispielsweise die Erzählung "Der Zug war pünktlich" (1949).

Zentrale Themen seiner Kurzgeschichten und Romane waren die Erfahrungen des Krieges, aber auch die gärenden gesellschaftlichen Missstände in der jungen Bundesrepublik Deutschland. Als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit erhielt er 1972 den Nobelpreis für Literatur.

In seinen Werken habe er immer auch starke gesellschaftspolitische Akzente gesetzt, betont Kulturstaatsministerin Monika Grütters. "Er hat an den mündigen Bürger und die Mitmenschlichkeit in Zeiten des Wirtschaftswunders appelliert. Damit war Heinrich Böll nicht nur Wegbereiter einer neuen deutschen Gegenwartsliteratur, sondern auch eines öffentlichen Diskurses über unsere Demokratie im Nachkriegsdeutschland."

Moralisches Gewissen und literarische Instanz

Böll galt deshalb viele Jahre lang als das moralische Gewissen der Republik - auch wenn er selbst diese ihm zugeschriebene Rolle ablehnte. "Geprägt durch christliche Werte und gezeichnet von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs war Heinrich Böll gerade für die junge Bundesrepublik Deutschland viele Jahre lang moralisches Gewissen und literarische Instanz zugleich," würdigt die Staatsministerin den streitbaren Autor.

Grütters sieht Bölls Werk daher als mahnendes literarisches Erbe unseres Landes. Deshalb sei es wichtig, vor allem jungen Menschen Möglichkeiten zu bieten, sich mit dem Leben, dem Wirken und dem hohem Ethos Heinrich Bölls auseinanderzusetzen, so die Staatsministerin weiter.

Böll starb im Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich. Zu seinem 25. Todestag erschien eine Gesamtausgabe seiner Werke in 27 Bänden - die "Kölner Ausgabe" -, die mit rund 350.000 Euro aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin gefördert wurde.