Variowohnungen – innovativ und preiswert

Internationale Baufachmesse Variowohnungen – innovativ und preiswert

Mit dem Förderprogramm "Variowohnungen" des Bundesbauministeriums werden 20 Modellvorhaben für bezahlbaren Wohnungsbau unterstützt. Auf der Internationalen Baufachmesse in Berlin hat Bundesbauministerin Hendricks die Förderurkunden verliehen.

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Bauarbeiter arbeiten auf der Baustelle eines Mehrfamilienhauses

Preiswerter Wohnraum ist gefragt. Die Bundesregierung unterstützt innovative Konzepte.

Foto: picture alliance / dpa

Klein, vielseitig und auch bei geringem Einkommen bezahlbar: Variowohnungen sollen kein "billiger" Wohnraum sein, sondern eine hohe architektonische und wohnliche Qualität aufweisen. Darüber wurde am Stand des Bundesbauministeriums auf der internationalen Baufachmesse intensiv debattiert.

Bundesbauministerin Barbara Hendricks stellte die Modellvorhaben der Öffentlichkeit vor. "Wir brauchen mehr Wohnungen, die flexibel nutzbar sind und deren Warmmiete auch mit geringen Einkommen bezahlt werden kann", sagte sie. "Die Wohnungen sollen für zukünftige Nutzungen flexibel bleiben - deshalb auch der Name Variowohnen."

Zukunft des Wohnungsbaus?

Im Modellprogramm Variowohnungen werden effiziente und zukunftsweisende Wohnkonzepte für junge wie für ältere Menschen erprobt. Das Bundesbauministerium fördert mit 35 Millionen Euro sowohl Neubauten als auch Sanierungen von leerstehenden Gebäuden für einen Umbau.

Standardisiertes Bauen solle den Rohbau und auch Ausbaukomponenten schnell und preiswert machen, bekräftigte Hendricks, ohne dass die Baukultur verloren geht. Auch auf Qualität solle nicht verzichtet werden: "Preisgünstiges Bauen ist nicht einfach billiges Bauen", sagte sie.

Städtebaulich werden mehrere Zielsetzungen verfolgt: In erster Linie wird preiswerter Wohnraum vor allem für junge Leute zu Beginn ihrer Ausbildung geschaffen. Aber es geht auch darum, gute Lösungen für die Nutzung von schwierigem Baugrund zu finden – der beispielsweise an Hauptverkehrsstraßen oder an Bahnhöfen liegt. Einige Modellprojekte dienen als Neubauten zur innerstädtischen Lückenschließung oder sind Bestandteil eines gerade entstehenden Wohnquartieres. Andere wiederum erwecken leerstehende Gebäude zu neuem Leben oder finden in Umbauten früherer Büro- oder Industriegebäude Platz.

Der Bau der Studentenwohnheime kann Wohnquartiere aufwerten. Durch den Zuzug junger Leute werden Wohnviertel lebendiger. Vernachlässigte Quartiere werden durch Beendigung von Leerstand, Umbau und Sanierung heruntergekommener Gebäude oder Neubauten wieder attraktiv. Nicht zuletzt sehen viele Modellvorhaben Angebote für das Wohnumfeld gleich mit vor, beispielsweise in Gestalt von Cafés, begrünten Innenhöfen oder durch die Ansiedlung von Handwerksbetrieben.

Allein oder in der Wohngemeinschaft?

Die Modellvorhaben gehen zwar von der Idee des "Studentenwohnheims" aus, bieten aber mehr Möglichkeiten für verschiedene Wohnformen: Es entstehen sowohl Mikroappartements mit Kochnische und eigenem Sanitärbereich zum Alleinwohnen, aber auch Zwei- oder Mehr-Zimmer-Wohngemeinschaften, die sich Küche und Bad teilen. Die kleine Wohneinheiten werden durch Gemeinschaftsräume oder auch Küchen auf den Etagen ergänzt. Wichtig ist dabei, dass individuelle Wohnbedürfnisse und Gemeinschaftseinrichtungen gut ausgewogen sind.

Variowohungen setzten auf Kommunikation und Gemeinschaftserlebnis: Es gibt gemeinsame Waschmaschinen- und Trockenräume im Haus. Diese laden gleichzeitig als informelle Treffpunkte ein. Einige Bauvorhaben planen begrünte Dachterrassen. Andere haben Innenhöfe.

Einige Modellvorhaben bieten Gemeinschaftsräume auch anderen Anwohnern an, zum Beispiel diesen mit eigenem Laptop als "Büros" zu nutzen. Einige Modellvorhaben sehen die Einrichtung von Cafe oder Bistros vor, die teils in Eigenregie der Bewohner gemanagt werden könnten. Dadurch entsteht eine Öffnung zum Quartier, was das Lebensumfeld aller Anwohner aufwertet. Einige Modellvorhaben sehen eine gewerbliche Mischnutzung vor: Waschsalon, Fitnessbereich, Werkstätten.

Vielseitige Nachnutzung möglich

Variowohnungen sind modular konzipiert - sowohl im Bau, als auch in der Nutzung. Seriell vorgefertigte Innenwandelemente werden zumeist mit einer "Soll-Bruch-Stelle" ausgeführt. So lassen sich mit geringem Aufwand diverse Wohntypologien realisieren. Appartements können so flexibel zu größeren Wohnungen erweitert werden. Ehemalige Industriebauten aber auch einige Neubauten weisen Stahlskelette auf. Dadurch können die Zuschnitte der Innenräume ebenfalls modular ausgeführt werden. All dies bietet die Möglichkeit, für eine spätere Nutzung durch Familien, oder für Senioren, weil der Wohnraum bei Bedarf vergrößert werden kann. Barrierefreiheit ist Standard.

"Wir denken dabei langfristig. Wir brauchen jetzt viele kleinere Wohneinheiten für junge Leute in der Ausbildungsphase. In zehn Jahren brauchen wir wahrscheinlich mehr Wohnungen für Senioren", erklärte Hendricks. "In unserem Förderprogramm kombinieren wir beides: Wir fördern innovative Wohnraumkonzepte, die schnell gebaut werden können, nachhaltig sind und intelligente Lösungen für den demografischen Wandel bieten."

Nachhaltig und energieeffizient gebaut

Eine hochgedämmte Gebäudehülle, effiziente Gebäudetechnik und eine hohe Eigenstromnutzung tragen zu sparsamen Ressourcenverbrauch und geringen Betriebskosten bei. Bei einigen Modellvorhaben erfolgt die Warmwasserbereitung durch eine thermische Solaranlage. Bei anderen Bauten wird zur Energieversorgung ein Blockheizkraftwerk (BHKW) als Add on-Lösung installiert.

Um die Bewohner für ihren Energieverbrauch zu sensibilisieren, sind in einigen Häusern sind Bildschirmanzeigen für den Verbrauch von Strom, Wasser und Heizung installiert. Dies kann mit einem Wettbewerb zum Energiesparen verbunden werden. Möglich ist aber auch eine Rückvergütung an die Hausgemeinschaft, wenn die Gesamtbetriebskosten des Gebäudes gesenkt werden. Dieses Geld kann dann für Aktivitäten oder Ausstattung in den Gemeinschaftsbereichen genutzt werden.

Das Förderprogramm "Variowohnungen" beträgt insgesamt 35 Millionen Euro und wurde 2015 vom Bundesbauministerium im Rahmen des Zukunftsinvestitionsprogramms "Zukunft Bau" gestartet. Das Bundesamt für Bauwesen, Stadtentwicklung und Raumordnung ist für die administrative Umsetzung und die wissenschaftliche Betreuung und des Programms zuständig.
20 Projekte aus der gesamten Bundesrepublik sind vertreten. Es entstehen bis 2020 rund 2.600 Wohneinheiten. Bauherren sind Studierendenwerke, Wohnungsbaugesellschaften und kleine private Investoren. Die Mietkosten für die Ein-Zimmer-Appartements dürfen 300 Euro nicht übersteigen.