Studienabbrecher werden Azubis

Merkel bei Ausbildungsprojekt Studienabbrecher werden Azubis

Die Bundeskanzlerin wirbt für eine verkürzte Berufsausbildung für Studienabbrecher. Gemeinsam mit Bundesbildungsministerin Wanka hat sie sich in einer Firma in Aachen über das erfolgreiche Ausbildungsprojekt "Switch" informiert. Es soll bundesweit Schule machen.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel unterhält sich mit einem Auszubildenden.

Das Modellprojekt "Switch" ermöglicht Studienabbrechern eine verkürzte Ausbildungszeit.

Foto: Bundesregierung/Bergmann

Die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger ist hoch. Doch schaffen zu viele das Studium nicht: So fallen manche Studierende dreimal durch eine Prüfung. Andere brechen ab, weil das Studien nicht ihren Erwartungen, Interessen oder Neigungen entspricht. Was dann?

Hier kommt ein Programm des Bundes ins Spiel: "Jobstarter plus ". 18 Modellprojekte werden damit gefördert, eines davon ist "Switch ". Es vermittelt Studienabbrecher in duale Ausbildungsberufe. "Solche Modelle sollen Realität werden", so Merkel.

"Switch" hilft Studienabbrechern

Die Bundeskanzlerin besuchte gemeinsam mit Bundesbildungsministerin Johanna Wanka die Firma ComConsult Kommunikationstechnik in Aachen. Sie ist einer der Partner im Modellprojekt "Switch". Studienabbrecher können in dem Projektbetrieb eine kürzere Ausbildung von bestenfalls 18 Monaten absolvieren.

Vorbildlich in Aachen sei, dass die Institutionen alle zusammenarbeiten: die Stadt, die Hochschulen, die Industrie- und Handelskammer, die Bundesagentur für Arbeit und die Berufsschulen. Dieses Beispiel sollte bundesweit Schule machen, wünscht sich die Kanzlerin.

Merkel sprach mit Auszubildenden, Ausbildern und weiteren Experten über die Chancen der Berufsausbildung für Studienabbrecher. Ein Studienabbruch sollte nicht als Makel wahrgenommen werden, sondern als Chance zur Neuorientierung.

Denn auch Studienabbrecher sind leistungsstarke junge Menschen und für viele kleine und mittlere Unternehmen begehrte Nachwuchskräfte. Die berufliche Bildung eröffnet ihnen interessante Fach- und Führungsperspektiven.

Merkel verwies darauf, dass von denjenigen, die ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, 2,4 Prozent arbeitslos sind. Von denjenigen, die keinen Abschluss haben, jedoch 19 Prozent - und das bei einer sehr guten Beschäftigungslage. "Das heißt, jeder, der solche Chancen nicht nutzt, dann noch eine Berufsausbildung zu machen, ist viel stärker damit konfrontiert, vielleicht einmal arbeitslos zu werden", so Merkel.

Ausländische Fachkräfte willkommen

Am Nachmittag informierten sich Merkel und Wanka bei der zentralen Anerkennungsstelle der Industrie- und Handelskammern - der IHK-Fosa - in Nürnberg über die Verfahren zu Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Sie sprachen dort auch mit Antragstellern und Unternehmern.

"Heute hat jeder, der aus dem Ausland kommt, einen Rechtsanspruch darauf, dass seine Ausbildung hier überprüft wird und ganz oder teilweise anerkannt wird. Damit kann es vielen, vielen Menschen besser gehen, und gleichzeitig können wir dadurch auch den Fachkräftemangel beheben", so die Kanzlerin.

Das im April 2012 in Kraft getretene Anerkennungsgesetz ist ein wichtiger Baustein für die Fachkräftesicherung und Ausdruck der Anerkennungs- und Willkommenskultur in Deutschland. Die berufliche Anerkennung öffnet bereits in Deutschland lebenden ausländischen Fachkräften als auch Zuwanderern die Türen zum deutschen Arbeitsmarkt. Deutschland braucht ausländische Fachkräfte, um den wachsenden Fachkräftebedarf zu decken.

Die IHK-Fosa (Foreign Skills Approval) ist die zentrale Stelle für die Bewertung und Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen für die bundesrechtlich geregelten IHK-Berufe. Hierzu zählen die über 250 dualen IHK-Ausbildungsberufe nach dem Berufsbildungsgesetz, aber auch die vielen IHK-Weiterbildungsberufe.