Sicherheit bei Bio-Lebensmitteln

Verbraucherschutz Sicherheit bei Bio-Lebensmitteln

Bio-Lebensmittel stehen hoch im Kurs. Nicht verwunderlich also, dass Hersteller gern mit dem Wort "Bio" werben, selbst wenn es kein Bioprodukt ist. Ein Internetportal klärt Verbraucher über Täuschungen auf.

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Güte- und Prüfsiegel, mit welchem Erzeugnisse aus ökologischem Landbau gekennzeichnet werden,das europäische Bio-Siegel,Bio,Siegel,,Bio-Siegel der Europäischen …

Bio-Siegel schaffen beim Verbraucher Vertrauen in die Bio-Qualität der Produkte.

Foto: REGIERUNGonline/Tybussek

Von Zeit zu Zeit werden Fälle bekannt, in denen "Bio" nicht drin ist, obwohl "Bio" oder "Natur" draufsteht. Hersteller von Lebensmitteln werben gerne mit entsprechenden Wortspielereien, um Kaufanreize zu schaffen. Die Bezeichnungen "Bio" oder "Öko" sind jedoch rechtlich geschützt. Sie dürfen bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln nur verwendet werden, wenn diese nach den Vorgaben der EG-Öko-Verordnung hergestellt wurden.

Portal "Lebensmittelklarheit" gibt Auskunft

Haben Verbraucherinnen und Verbraucher Produkte gekauft, von deren Bio-Qualität sie nicht überzeugt sind, können sie sich an das Portal "Lebensmittelklarheit" wenden. Das vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderte Portal ging 2011 online – und ist nicht nur Ansprechpartner für Fragen zu Bio-Lebensmitteln. Verbraucher können auf der Internetplattform generell die Produkte nennen, von denen sie sich getäuscht fühlen: sei es wegen der Aufmachung oder der Kennzeichnung. Die Portalredaktion bewertet das Produkt anschließend aus ihrer Sicht; die betreffenden Unternehmen können dazu Stellung nehmen und geeignete Maßnahmen ergreifen.

Zum 5jährigen Jubiläum zog das Portal eine positive Bilanz. Auf monatlich 80.000 Aufrufe kommt die Internetseite. Jede Woche werden durchschnittlich 13 Produkte gemeldet, von denen sich die Verbraucher getäuscht sehen. In den fünf Jahren wurden so Beschwerden über mehr als 9.000 Produkte gesammelt. Im Ergebnis wurde fast die Hälfte der Etiketten verbessert, die 2014 beanstandet und von Experten überprüft wurden.

Siegel schaffen Vertrauen

Biosiegel auf einer Packung Teebeutel

Das staatliche Biosiegel

Foto: Sebastian Bolesch

Verbraucher sollten auf bestimmte Siegel achten, wenn sie beim Kauf von Bio-Produkten auf Nummer sicher gehen wollen. Das staatliche Bio-Siegel gibt es seit über 15 Jahren in Deutschland.

Es sind die strengen EU-Vorschriften einzuhalten, um Waren mit dem Bio-Siegel kennzeichnen zu dürfen. Dazu gehört etwa der Verzicht auf Gentechnik oder auf Pflanzenschutz mit chemisch-synthetischen Mitteln. In der Tierhaltung kommt nur ökologisches, am besten im Betrieb selbst erzeugtes Futter zum Einsatz. Zudem ist die zulässige Zahl der gehaltenen Tiere streng an die Fläche gebunden. Auch das Anbinden der Tiere ist grundsätzlich verboten. Die Vorgaben zielen auf möglichst geschlossene betriebliche Nährstoffkreisläufe, den Schutz der Bodenfruchtbarkeit und eine besonders artgerechte Tierhaltung.

Damit ein Produkt das Bio-Siegel tragen darf, müssen alle Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs aus ökologischem Landbau stammen. Für bis zu fünf Prozent dieser Zutaten sind streng geregelte Ausnahmen möglich.

Bioprodukte bis zum Erzeuger zurückverfolgen

Wichtig ist auch eine wirksame Kontrolle. Die staatlich zugelassenen, privaten Kontrollstellen werden von den zuständigen Landesbehörden überwacht. Biobetriebe führen über alle Betriebsmittel und Erzeugnisse genau Buch. Sie müssen zum Beispiel genau erfassen, was sie von wem gekauft und an wen verkauft haben. So lassen sich die Bioprodukte bis zum Erzeuger zurückverfolgen. Die Verwendung des deutschen Bio-Siegels ist freiwillig.

Das neue EU-Zeichen für Bio-Qualität

Das neue EU-Bio-Siegel

Foto: Europäische Kommission

Seit 2012 gibt es das verpflichtende EU-Bio-Logo. Alle vorverpackten Lebensmittel, die in einem EU-Mitgliedsstaat hergestellt werden und die Normen der EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau erfüllen, sind mit diesem Logo zu kennzeichnen. Es besteht aus einem stilisierten Blatt auf grünem Grund. Zusätzlich können die Hersteller ihre Waren auch weiterhin mit dem deutschen Bio-Siegel sowie mit Zeichen der privaten Verbände und Handelsmarken kennzeichnen.

Wer sich im Dschungel von über 100 Kennzeichnungen, die das Wort "Bio" oder "Öko" tragen, zurechtfinden will, kann die Label-App oder das Label-Online-Portal des Bundeslandwirtschaftsministeriums nutzen. Verbraucherinnen und Verbraucher können hier sehen, was sich hinter einer Marke verbirgt.

Zukunftsstrategie "Ökologischer Landbau"

Die Nachfrage nach Bioprodukten in Deutschland ist weiter steigend. Der deutsche Bio-Markt wuchs 2016 um 9,9 Prozent auf 9,48 Milliarden Euro und ist damit der zweitgrößte Bio-Markt der Welt. Die Nachfrage kann aber nur teilweise durch deutsche Ökoprodukte befriedigt werden. So kamen 2014/2015 schätzungsweise 24 Prozent des Biogetreides und 37 Prozent der Bio-Milch aus dem Ausland.

Die Bundesregierung sieht große Potentiale insbesondere für kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt: "Mein Ziel ist es, den Anteil des Ökolandbaus weiter zu steigern. Auch aus diesem Grund habe ich die "Zukunftsstrategie ökologischer Landbau" initiiert." Sie dient dazu, der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft neue Wachstumsimpulse zu geben. Das mittelfristige Ziel der Bundesregierung entsprechend der Nachhaltigkeitsstrategie ist, 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ökologisch zu bewirtschaften.

Umstellungsberatung auf Bio

Das Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt Landwirte, die auf ökologischen Landbau umstellen wollen. Um die Umstellung zu erleichtern, können individuelle Berater hinzugezogen werden.