Rheinfluten wieder für Lachse geöffnet

Erfolgreiche internationale Kooperation Rheinfluten wieder für Lachse geöffnet

Kein europäischer Fluss wird intensiver genutzt als der Rhein. Durch ihre erfolgreiche Zusammenarbeit können die Rheinstaaten Erfolge im Natur- und Gewässerschutz verbuchen – auch Lachse und Maifische sind zurück. Ein neues Programm nimmt nun die Auswirkungen des Klimawandels in den Blick.

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Der Rhein unterhalb der Burg Katz nahe der Loreley.

Nahe der Loreley thront die Burg Katz über dem Rhein. Die Rheinstaaten haben sich zusammengetan, um eine nachhaltige Entwicklung des Flusses zu erreichen.

Foto: imago images/Westend61

Es ist eine gute Nachricht: Die Lachse sind nicht nur zurück im Rhein, erstmals nach 50 Jahren können sie zum Laichen auch wieder von der Nordsee flussaufwärts bis in ihre ursprünglichen Heimatgewässer schwimmen. Verschiedene Barrieren verhinderten dies bislang. In den letzten zwei Jahrzehnten wurden 600 Hindernisse für die Fischwanderung beseitigt oder mit Fischpässen ausgerüstet, etwa die Staustufe in Koblenz an der Mosel.

Fühlen sich wieder wohl: Lachse und Co.

160 Altarme wurden wieder mit dem Rhein verbunden. So entstanden neue Lebensräume für den Nachwuchs, so genannte Fischkinderstuben. Dort vermehren sich Lachse wieder natürlich. Vor 60 Jahren galt der Lachs dort als ausgestorben. Heute ist die Fischfauna des alten Rheins mit 63 Arten fast komplett – auch Maifische sind wieder da. Vermisst wird allerdings noch der Stör.

Kein europäischer Fluss wird intensiver genutzt

Der Rhein verbindet die Alpen mit der Nordsee. Er ist der längste Fluss auf deutschen Boden. In seinem Einzugsgebiet leben 60 Millionen Menschen in neun Ländern. Mehr als die Hälfte seines Einzugsgebiets gehört zu Deutschland.

Kein europäischer Fluss wird intensiver genutzt. Seit 150 Jahren wurden viele Nebenarme für Schifffahrt, Wasserkraft oder Landgewinnung aufgestaut oder begradigt. Vielfältige Nähr- und Schadstoffe aus Siedlungen, Industrie und Landwirtschaft belasten den Rhein und seine Auen. Hinzu kommt die Wärmebelastung durch Kühlwassernutzung. Auch der Bergbau oder Freizeitaktivitäten hinterlassen im Fluss ihre Spuren.

Der Schutz des Rheins kennt keine Grenzen

Seit fast 70 Jahren arbeiten Deutschland, die Schweiz, Frankreich, die Niederlande, Luxemburg und die Europäische Gemeinschaft zusammen, um die vielfältigen Nutzungen und den Schutz des Rheins in Einklang zu bringen.

Ihre Zusammenarbeit ist vorbildlich und basiert auf dem völkerrechtlichen Übereinkommen zum Schutz des Rheins vom 12. April 1999. Die Kooperation wurde auf die Staaten Österreich, Liechtenstein, Italien und die belgische Region Wallonien ausgeweitet. Die Arbeit der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins  gilt als Modell für andere Flussgebiete in Europa und darüber hinaus.

Trinkwasser aus dem Rhein für Millionen Menschen

Etwa 30 Millionen Menschen, die im Einzugsgebiet des Flusses leben, trinken aufbereitetes Rheinwasser. Sie alle profitierne davon, dass heute deutlich weniger Schadstoffe wie Metalle oder Pflanzenschutzmittel in das Gewässer gelangen. Auch die Stickstoffbelastung ist um 15 bis 20 Prozent zurückgegangen.

Um die Trinkwasserversorgung zu schützen, hat die Rheinkommission ein zuverlässiges, frühzeitiges Warn- und Alarmsystem bei Unfällen mit grenzüberschreitenden Auswirkungen etabliert.

Jeder kann zum Gewässerschutz beitragen

Zu den Zielen der Rheinkommission gehört auch eine bessere Information der breiten Öffentlichkeit, um sie für das Thema Mikroverunreinigungen von Gewässern zu sensibilisieren. Das Bundesumweltministerium informiert Verbraucherinnen und Verbraucher, was jede/r Einzelne tun kann , um Flüsse und Seen zu schützen. So profitieren Gewässer etwa davon, wenn alte und gebrauchte Medikamente nicht im WC , sondern im Restmüll oder in einer Apotheke entsorgt werden.

Die Rheinkommission empfiehlt zudem weitere Reinigungsverfahren in Kläranlagen. Sie lässt neue, moderne Überwachungsmethoden testen, um Mikrorückstände im Wasser zu vermeiden oder zu verringern.

Auswirkungen des Klimawandels im Blick

Die Auswirkungen des Klimawandels ändern das Abflussverhalten des Rheins und der Rheinnebenflüsse. Hoch- und Niedrigwasserphasen werden voraussichtlich häufiger und ausgeprägter auftreten. Die Rheinstaaten sind vorbereitet: "Mit dem neuen Programm 'Rhein 2040' stellen sich die Rheinministerinnen und -minister den Auswirkungen des Klimawandels", erklärt Bundesumweltministerin Svenja Schulze.

Gegenüber 1995 ist das Hochwasserrisiko am Rhein um 25 Prozent gesunken. Rückhalteräume wurden gebaut, Deiche zurückverlegt und dem Fluss mehr Raum gegeben. Die Bevölkerung wird regelmäßig über Hochwassergefahren aufgeklärt und zeitnahe Hochwasserinformationen flächendeckend bereitgestellt.

Lang andauernde extreme Niedrigwasserereignisse wie im Sommer 2018 schränken die Stromproduktion der Wasserkraftwerke und die Schifffahrt ein. Das Ökosystem leidet unter hohen Temperaturen, die den Sauerstoffgehalt im Fluss verringern. Die Rheinschutzkommission hat eine ständige Niedrigwasserüberwachung am Rhein eingerichtet, um die Entwicklung besser abzuschätzten und die Öffentlichkeit zeitnah zu informieren.

Neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen

Am Rhein wurden in den letzten 20 Jahren 140 km² Überschwemmungsflächen reaktiviert und 124 Auengewässer an den Fluss angebunden. Tiere und Pflanzen können zwischen den Gebieten wechseln und sich in neuen Lebensräumen etablieren.

Auen sind wichtige Überflutungsräume, dienen der Selbstreinigung der Gewässer und halten Treibhausgase zurück. Naturnahe Flusslandschaften sind zudem attraktive Gebiete für Freizeit und Erholung. Das hat auch die Bundesregierung im Blick und fördert mit dem Programm "Blaues Band Deutschland"  die Renaturierung von Bundeswasserstraßen und deren Auen.