Rede von Bundeskanzlerin Merkel beim Gespräch mit Lehrkräften am 5. September 2018 im Bundeskanzleramt zum Thema schulische Integration

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Meine Damen und Herren,

ich begrüße die Minister und die Senatoren, ich begrüße die Ministerinnen, Frau Giffey und Frau Karliczek, und die Staatsministerin Annette Widmann-Mauz. Ich begrüße vor allem Sie, liebe Frau König, und alle anderen Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrerinnen und Lehrer ganz herzlich heute bei uns.

Frau König hat den Anstoß für das gegeben, was wir heute hier miteinander machen. Denn sie war vor der Wahl zu Gast in der ZDF-Sendung „Klartext“, in der es ja um Themen ging, die uns bedrücken und zu denen ich Stellung nehmen sollte. Dabei kam auch das Thema zur Sprache, wie unterschiedlich die Situation in den Klassen oftmals ist, wie unterschiedlich die Möglichkeiten sind, die Sprachkenntnisse überhaupt auf ein Niveau zu heben. Wenn man die Frage der kulturellen Unterschiedlichkeit, auch die Frage des Zugangs zu den Schülerinnen und Schülern offen anspricht, dann kann es schnell dazu kommen, dass es heißt: du hast irgendetwas gegen diejenigen, die nicht so gut mitkommen. Ich habe erst einmal deutlich gemacht, dass ich es gut fand, dass Sie in der Sendung das Thema aufgeworfen haben, denn damit haben Sie, glaube ich, vielen aus dem Herzen gesprochen. Daher habe ich versprochen, dass wir das noch einmal in einem größeren Kreis aufnehmen werden. Das ist heute nunmehr der Fall.

Es ist so, dass wir hier sehr wohl weiter Klartext reden können. Sie haben das eben auch schon im Vorgespräch mit den Ministerinnen Giffey und Karliczek sowie der Staatsministerin Widmann-Mauz gemacht, aber das wollen wir jetzt auch miteinander weiter machen. Dabei geht es nicht darum, dass man irgendwen und irgendetwas an den Pranger stellt, aber man muss ja eine ordentliche Analyse der Realität vornehmen, um überhaupt Lösungswege aufzeigen zu können. Dabei kann man die Dinge auch nicht unter den Tisch kehren, sondern man muss sie so beschreiben, wie sie sind. Da kann man auch versuchen, voneinander zu lernen und Best-Practice-Methoden anzuwenden. Aber man muss auch oft etwas an den Rahmenbedingungen ändern. Wenn nämlich die Klassen zu groß und die Zahl der Lehrer zu gering ist, dann lassen sich Probleme eben auch schwerer lösen, als wenn man andere personelle oder schulische Möglichkeiten hat. Trotzdem lässt sich auch dann noch nicht immer alles lösen, weil natürlich auch vieles davon abhängt, dass derjenige Schüler oder diejenige Schülerin mitmachen möchte. Und dabei spielt das Elternhaus eine große Rolle. Beim Zugang zu Eltern sind Lehrerinnen und Lehrer darauf angewiesen, dass Eltern auch Interesse zeigen. Es geht um die Frage, wie man da Verbindungen aufbauen kann. Das soll heute hier auch besprochen werden.

Wir reden mit Ihnen, die Sie mitten im Leben stehen, in dem Geist, dass wir da, wo wir helfen können, helfen wollen. Deshalb haben wir das hier nicht als eine Berliner Bundesveranstaltung organisiert, ohne etwa unsere Landeskollegen mit einzuladen. Das ist ja auch vollkommen klar, denn wir wissen, wofür wir zuständig sind und wofür nicht. Aber ich glaube, für uns in Berlin ist es auch wichtig, dass wir die Probleme insgesamt kennen. Denn jeder, der auf Landesebene oder auf Bundesebene tätig ist – egal ob als Bürgermeister oder im Stadtrat oder in einem kleinen Ort –, wird immer mit Problemen der Menschen konfrontiert. Da können wir nicht sagen: Passt einmal auf, dafür sind wir leider nicht zuständig; und wir konnten uns auch noch nie mit jemandem unterhalten, der sachkundig ist. Nein, wir müssen Probleme angehen. Aber wir wollen das eben nicht gegeneinander machen, sondern miteinander.

Deshalb freue ich mich jetzt auf die Diskussion und heiße Sie alle nochmals herzlich willkommen.