Sehr verehrter Herr Rabbiner Teichtal,
sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,
liebe Na’ama und liebe Ofir Weinberg,
sehr verehrte Damen und Herren,
ich freue mich, heute am Chanukkafest teilhaben zu können. Gleich werden wir gemeinsam die erste Kerze des Chanukkaleuchters entzünden. Damit bringen wir Licht in diesen winterlichen Tag hier am Brandenburger Tor. Ich wünsche mir, dass das Licht dieses Leuchters weit über diesen Platz hinausstrahlt– noch länger als die acht Tage des Chanukkafestes.
Chanukka steht für Hoffnung und Zuversicht. Beides brauchen wir in diesen Tagen ganz besonders. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel hat uns alle tief erschüttert. Er richtet sich gegen den einzigen jüdischen Staat und seine Bewohnerinnen und Bewohner. Er richtet sich aber zugleich gegen die Menschlichkeit selbst. Deshalb versucht die Hamas, ihre Opfer zu entwürdigen, zu dehumanisieren. Daran gibt es nichts zu rechtfertigen und zu relativieren. Diesem Terror muss jede und jeder von uns klar entgegentreten.
Unser tiefes Mitgefühl gilt allen, die am 7. Oktober und in der Zeit danach Freunde und Familienangehörige verloren haben. Wir trauern mit ihnen um die Opfer, und unsere Gedanken sind bei denen, die um ihre Liebsten bangen. Weit mehr als 100 Personen sind als Geiseln immer noch in der Gewalt der Terroristen. Auch sie müssen unverzüglich freigelassen werden. Wir arbeiten weiter mit ganzer Kraft und auf allen diplomatischen Kanälen daran, dass das bald möglich wird.
Zugleich schützen wir die jüdischen Gemeinden hier in Deutschland. Dass dies nach den Terrorangriffen der Hamas und den Reaktionen darauf nötig ist, ist traurig und erschreckend zugleich. Wir nehmen es nicht hin, wenn jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger Angst haben müssen, offen ihre Religion, ihre Kultur, ihren Alltag zu leben, wenn sie ihr grundlegendes Recht wahrnehmen, sichtbar zu sein, ein Recht, das alle Menschen in unserer Gesellschaft haben, ohne Unterschied.
Polizei und Justiz gehen deswegen konsequent gegen jede Form von Antisemitismus, Terrorpropaganda und Menschenfeindlichkeit in Deutschland vor. Doch das allein reicht nicht. Ich bin froh, dass auch viele Bürgerinnen und Bürger die jüdische Gemeinschaft mit Worten und Taten unterstützen. Mitgefühl und Solidarität mit unseren jüdischen Nachbarn, Freunden, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen zu zeigen, das ist in diesen Tagen besonders wichtig. So kann jede und jeder von uns den Worten „Nie wieder“ Kraft verleihen.
Auch deswegen bin ich heute hier und sehr gern hierhergekommen, Herr Rabbiner Teichtal.
Dieser Chanukkaleuchter gehört genau hierher. Vor das Brandenburger Tor. Ins Herz unserer Hauptstadt.
Als Symbol der Hoffnung und der Zuversicht und als Symbol der untrennbaren Zugehörigkeit jüdischen Glaubens, jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu diesem, unserem Land!
Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden und allen jüdischen Gemeinden in Deutschland und weltweit ein frohes und kraftspendendes Chanukkafest.
Chanukka sameach!