Rede der Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Übergabe des Hauses Bastian an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz 

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Im Wortlaut Rede der Kulturstaatsministerin Monika Grütters bei der Übergabe des Hauses Bastian an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz 

Die Familie des Kunstsammlers Heiner Bastian hat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz das "Haus Bastian" geschenkt. In dem Chipperfield-Bau soll ein Zentrum für kulturelle Bildung und Vermittlung entstehen. "Eine zukunftsweisenden Aufgabe, freute sich Kulturstaatsministerin Grütters über die großzügige Geste. Das Galeriehaus sei ein wunderbares Geschenk für die Kulturnation Deutschland.

Donnerstag, 28. September 2017

"Staatsgeschenke", das sind - so steht es in Artikel 82 ff der Zollbefreiungs-verordnung - "Geschenke im Rahmen zwischenstaatlicher Beziehungen". Staatsgeschenke, das sind in Vitrinen bewahrte Ausstellungsstücke, die man etwa im Foyer des Bundeskanzleramts bewundern kann. Staatsgeschenke, dazu gehören beispielsweise die Redevorlage mit den berühmten Worten "Ich bin ein Berliner", die Barack Obama unserer Bundeskanzlerin 50 Jahre nach dem Besuch John F. Kennedys überreichte; oder auch die von Fidel Castro eigenhändig gefangene Languste, mit der Erich Honecker 1980 bedacht wurde und die dann präpariert im Naturkundemuseum landete. Doch trotz der offensichtlichen Bandbreite an Präsenten, die sich darunter subsumieren lassen, ist der Begriff "Staatsgeschenk" im Grunde zu eng gefasst. Denn ein "Staatsgeschenk" im weiteren Sinne, ein "Staatsgeschenk" ganz besonderer Art ist auch das Haus Bastian, dessen Übergabe an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wir heute bekannt geben dürfen.

Mit dieser großzügigen Geste macht die Familie Bastian nicht nur der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sondern auch der Stadt Berlin, und ja: auch der Kulturnation Deutschland ein wunderbares Geschenk. Denn was Sie uns damit schenken, verehrte Familie Bastian, ist nicht allein ein Haus von unschätzbarem Wert, ein echter Chipperfield-Bau im Herzen Berlins. Sie schenken uns vor allem die Chance, in einem Zentrum für kulturelle Bildung und Vermittlung, das hier entstehen soll, ein noch größeres und vielfältigeres Publikum an die kulturellen Schätze aus Europa und dem Nahen Osten heran zu führen, die auf der Museumsinsel zu bewundern sind. Die Stiftung wird hier, direkt gegenüber des neuen Eingangsgebäudes, neue Formen der Mitwirkung, der Kommunikation und Inklusion erproben können - eine zukunftsweisende Aufgabe, der sich nicht nur die Museen, sondern auch die Kulturpolitik noch stärker als bisher widmen muss und wird. Deshalb entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft auf Deutschlands größter Kulturbaustelle ja auch das Humboldt Forum - kein Museum herkömmlichen Typs, sondern ein Bildungs- und Verständigungsangebot, das Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen bringt.

Kulturelle Bildungsarbeit ist eine ständige Einladung, die phantasievoll und in vielen Varianten gestaltet und ausgesprochen werden muss, um möglichst alle dauerhaft in unserem Land lebenden Menschen in ihrer jeweiligen Lebenswelt zu erreichen und für Kunst und Kultur zu begeistern. Das ist einerseits sehr anspruchsvoll, aber es ist andererseits das Mindeste, was Bürgerinnen und Bürger von der Kulturnation Deutschland erwarten können. Denn gesellschaftliche Teilhabe setzt kulturelle Teilhabe voraus.

Als Speicher des kollektiven Gedächtnisses ermöglichen gerade Museen die Erfahrung, was uns ausmacht - als Deutsche, als Europäer, als Weltbürger. Sie spiegeln und prägen unser Selbstverständnis. Wie sehr wir solche Orte der Selbstvergewisserung wie auch der Weltoffenheit brauchen, ist mit dem Einzug einer rechtspopulistische Partei als drittstärkste Kraft in den Deutschen Bundestag einmal mehr deutlich geworden. Weit geöffnete Museumspforten und die Einladung zu kultureller Bildung können natürlich keine Wunder bewirken, wo Populisten Ängste, Hass und Vorurteile schüren. Zweifellos aber kann die Kultur Kräfte entfalten, die jene der Politik und der Wirtschaft bisweilen übersteigen. Dafür, dass Sie diese Kräfte mit Ihrer großzügigen Schenkung stärken, liebe Céline, lieber Heiner, lieber Aeneas Bastian, dafür, dass Sie uns helfen, die Neugierde zu wecken auf das, was die Museumsinsel an identitätsstiftender wie auch an Neugier weckenden Schätzen zu bieten hat, dafür danke ich Ihnen von Herzen! Es ist ein "Staatsgeschenk", das Teilhabe und Verständigung fördert - ein Geschenk also, mit dem sich im wahrsten Sinne des Wortes "Staat machen" lässt.