Eingangsstatement von Bundeskanzlerin Merkel beim "One Planet Summit for Biodiversity"

Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Emmanuel,
sehr geehrter Herr Generalsekretär,
Exzellenzen,
sehr geehrte Damen und Herren,

jeden Tag werden natürliche Lebensräume vernichtet. Rund ein Viertel der meisten Tier- und Pflanzenarten ist vom Aussterben bedroht. Die dramatischen Verluste haben gravierende Auswirkungen auf das Leben und die Lebensqualität auch von uns Menschen. Deshalb müssen wir unsere Anstrengungen zum Schutz der Artenvielfalt und der natürlichen Lebensräume erhöhen – und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt, und nicht irgendwie, sondern ganz erheblich. Sonst werden die Folgen bald unumkehrbar sein. Deshalb ist dieser Gipfel ein so wichtiges Signal vor der COP 15.

Ich freue mich, für Deutschland ankündigen zu können, dass wir der von Frankreich und Costa Rica initiierten „High Ambition Coalition for Nature and People“ beitreten werden. Mit dieser Koalition setzen wir uns in Vorbereitung der COP 15 gemeinsam dafür ein, weltweit 30 Prozent der Landes- und Meeresflächen zu schützen.

Zur Finanzierung von Schutzgebieten unterstützen wir Entwicklungs- und Schwellenländer mit dem „Legacy Landscapes Fund“. Ich werbe sehr dafür, dass sich hierbei auch noch weitere Staaten einbringen.

Für die Artenvielfalt und den Klimaschutz sind unsere Wälder von zentraler Bedeutung. Wir müssen mit aller Kraft gegen eine weitere Entwaldung vorgehen. Für den Tropenwaldschutz hat Deutschland gemeinsam mit Norwegen und Großbritannien in den letzten fünf Jahren fünf Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt. Außerdem unterstütze ich die Allianz zum Schutz der Tropenwälder, die Frankreich 2019 initiiert hat. Und natürlich freut es mich, dass unter deutschem Vorsitz die Amsterdam-Partnerschaft ein klares Zeichen für entwaldungsfreie Lieferketten bei Agrarrohstoffen gesetzt hat.

Wir wissen: Waldschutz ist auch Gesundheitsschutz. Anders gesagt: Der Mensch erhöht die Risiken der Übertragung von Krankheitserregern, wenn er Wälder zerstört, natürliche Lebensräume zerstückelt und bislang nicht genutzte Ökosysteme in Anspruch nimmt. Uns Menschen kann es nur auf einem gesunden Planeten mit einer gesunden Tier- und Pflanzenwelt wirklich gut gehen. Das ist der Kern des One-Health-Ansatzes. Wir haben gemeinsam mit Frankreich den Rat hoher Sachverständiger für One Health initiiert. Er dient der Zusammenarbeit der WHO, der FAO, der Weltorganisation für Tiergesundheit und des UN-Umweltprogramms.

Außerdem war es sehr wichtig, eine internationale Allianz ins Leben zu rufen, um im Wildtierhandel der direkten Übertragung von Krankheiten auf den Menschen entgegenzuwirken. Wir wissen, von welch großer Bedeutung das ist.

Es gibt keinen Zweifel: Wenn uns unsere Gesundheit, die Gesundheit der Menschen, am Herzen liegt, dann müssen wir auch die Natur und die biologische Vielfalt mit aller Entschlossenheit schützen. Auch deshalb wünsche ich diesem Gipfel den Erfolg, den wir alle dringendst brauchen. Ich möchte allen, die hieran mitwirken, für ihr Engagement danken, und sie bitten, weiterzumachen.