Mit Leidenschaft für die Patienten

Arbeiten im Rentenalter Mit Leidenschaft für die Patienten

Jeder Neunte arbeitet inzwischen über das Rentenalter hinaus. Motiv dafür: "Spaß an der Arbeit", "Kontakt zu anderen" oder "weiter Geld verdienen". So geht es auch Agnes Spallek und Thea Harms aus Bremen. Den Übergang vom Erwerbsleben in die Weiterbeschäftigung erleichtert das Flexirentengesetz. Die Bundesregierung informiert in der neu aufgelegten Broschüre "Länger arbeiten" über Chancen und Vorteile, die Weiterarbeiten im Rentenalter bringt.

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Krankenhauspersonal in der Notaufnahme

Agnes Spallek (2.v.l.) arbeitet in der Notaufnahme des St. Joseph-Stift nachdem sie ihr Rentenalter bereits erreicht hat.

Foto: Karsten Klama

In der Notaufnahme des St. Joseph-Stift herrscht Hochbetrieb. Am Eingangstor warten Rettungswagen. In den Untersuchungsräumen behandeln Ärzte ihre Patienten. Mitten drin: Agnes Spallek. Längst könnte sie in Rente sein. Aber schon früh war ihr klar: "Wenn das möglich ist, möchte ich noch ein bisschen weiterarbeiten!" Agnes Spallek war zwei Monate in Rente zu Hause, aber dort hielt sie es nicht aus.

So wie Agnes Spallek geht es mehr als elf Prozent der 65- bis 74-Jährigen, fand das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung heraus. Nach den Motiven befragt, nennen die Ruheständler in der Reihenfolge: "Spaß an der Arbeit", "Kontakt zu anderen Menschen", "fit bleiben" oder "weiterhin Geld verdienen". Durchschnittlich wollen die Ruheständler noch 3,8 Jahre arbeiten. Sie arbeiten eher in Teitlzeit: 16 Stunden oder 2,8 Tage in der Woche.

Wiedereinstieg klappt reibungslos

Agnes Spallek ist anerkannt und beliebt. Mit Wissen und Erfahrung unterstützt sie Kolleginnen und Kollegen. Ihre Arbeit macht sie gern und mit viel Leidenschaft. "Ich müsste nicht, aber ich möchte gerne arbeiten", sagt sie.  

Einmal in der Woche ist sie in der Notaufnahme und springt auch ein als "Joker, wenn mal Not ist". Gesundheitlich sieht sie sich nach wie vor in der Lage zu arbeiten. Aquafitness und Treffen mit Freundinnen sorgen für den Ausgleich zum Job. Gerade ist sie 65 Jahre alt geworden. Im kommenden Jahr hat sie 45 Jahre für das Joseph-Stift gearbeitet. "Das möchte ich gerne noch machen. Danach ist aber auch für mich Schluss".  

Mehr als eine Million Menschen sind auch im Rentenalter noch beruflich aktiv. Der Grund: Weiterarbeiten lohnt sich in vielfacher Hinsicht. Neben aktuellen Zahlen und Beispielen aus der Praxis, erklärt die Broschüre "Länger arbeiten", welche Möglichkeiten sich für einen flexiblen Übergang in den Ruhestand bieten. Von Regelaltersrente über Teilrente bis Hinzuverdienst bei Erwerbsminderung: Der Ratgeber soll es leichter machen, die beste passende Entscheidung zu treffen.

Die neue Auflage der Broschüre "Länger arbeiten" ist ab sofort hier kostenfrei erhältlich. 

"Ich muss, aber ich will auch arbeiten!"

Es ist 7:30 Uhr. Thea Harms kommt, wie jeden Tag, mit dem Fahrrad zur Arbeit ins St. Joseph-Stift. Und das seit mehr als 20 Jahren. Sobald sie ihren Arbeitsplatz in der Zentralsterilisation betritt, wird sie mit einem "Thea ist da!" begrüßt. Eine Motivation, mit der sie gerne arbeitet. Langweilig werde ihr hier nie, erzählt sie. Egal ob sie Reinigungsgeräte ausräumt, Instrumente zusammensetzt oder Operationsbestecke ordnet.

Mit 49 Jahren erkrankte ihr Mann schwer. Seitdem kann er nicht mehr arbeiten. Ab diesem Moment war ihr klar: "Jetzt musst du ran!" Durch den Ausfall ihres Mannes war automatisch weniger Geld da. Sie war auf mehreren Stationen des Krankenhauses als Pflegehelferin tätig. Eine Ausbildung im Gesundheitswesen hat sie nicht. Im Laufe der Jahre führte sie ihr Weg in die "Steri".

Generationen-Projekt des St. Joseph-Stifts

Im St. Joseph-Stift in Bremen arbeiten immer mehr Menschen über das gesetzliche Rentenalter hinaus. Monatliche Gesamtreports zeigen hier den Altersstand in den einzelnen Abteilungen. Die Krankenhausleitung bereitet sich auf einen Wandel vor.

Scheiden älteren Beschäftigte aus dem Arbeitsleben aus, geht viel Wissen verloren. Um dem entgegenzuwirken hat das St. Joseph-Stift ein Demografie-Projekt gestartet. Zum einen hat es "Demografie-Cafés" ins Leben gerufen, in denen sich Ältere und Jüngere austauschen. Zum anderen gibt es "Tandem-Teams": Ein junger und ein älterer Kollegen tauschen sich während der Arbeit aus. So soll Wissen wechselseitig transportiert und die Zusammenarbeit optimiert werden. Das fördert nicht nur lebenslanges Lernen. Es gibt beiden im Team eine hohe Wertschätzung.