Kontrollen vor Ausreise aus Westafrika

Ebola-Epidemie Kontrollen vor Ausreise aus Westafrika

Die EU-Gesundheitsminister haben sich über Maßnahmen zum Schutz vor Ebola ausgetauscht. Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation will die EU Ausreisende aus Westafrika auf die Infektion prüfen. Ebola sei nur mit einer "deutlich engeren internationalen Zusammenarbeit" einzudämmen, so die Bundeskanzlerin.

4 Min. Lesedauer

Temperaturmessung bei einer Frau in Westafrika.

Durch Kontrollen vor der Ausreise soll eine Ausbreitung des Virus verhindert werden.

Foto: picture alliance / AP Photo

In ihrer Regierungserklärung bezeichnete Bundeskanzlerin Merkel Ebola als eine "schreckliche Heimsuchung" für die Länder Westafrikas, die von ihr besonders betroffen sind. Ebola sei in der globalisierten Welt nur mit einer "deutlich engeren internationalen Zusammenarbeit und mit deutlich effektiveren Strukturen einzudämmen." Epidemien wie Ebola machten nicht an Grenzen Halt, fuhr Merkel fort. "Sie gehen uns alle an".

Hochrangiges EU-Treffen zu Ebola-Schutz

Am Donnerstag trafen sich in Brüssel die EU-Gesundheitsminister mit EU-Kommissar Antonio Borg um zu beraten, wie die Maßnahmen gegen Ebola koordiniert werden können. Laut Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe haben sich die EU-Minister auf folgende Maßnahmen geeinigt:

  1. Gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen Reisende schon bei der Ausreise aus den drei hauptbetroffenen Ländern befragt und überprüft werden. So soll eine Ausbreitung des Virus vermieden werden.
  2. Die EU-Mitgliedsländer wollen bei der Einreise ihre Maßnahmen untereinander abstimmen und sich dazu austauschen. Im Fokus sind hier vor allem Länder, aus denen Direktflüge aus Westafrika ankommen. Dazu gehört Deutschland nicht.
  3. Innerhalb der EU soll es einen Informationsaustausch geben, wie der Infektionsschutz in den Krankenhäusern am besten sichergestellt werden kann. Die EU-Länder wollen voneinander lernen.
  4. Für den Fall, dass sich freiwillige Helfer in Westafrika, anstecken: Die EU-Staaten besprechen, wie die Kapazitäten für einen sicheren Ausflug erhöht werden können.

Deutschland ist gut vorbereitet

Deutschland ist gut gerüstet im Falle einer Infektion. Die medizinischen Standards sind hoch: Die Krankenhäuser verfügen über spezialisiertes Personal sowie die Möglichkeit, Patienten zu isolieren.

Zur Zeit wird noch ein Erkrankter in Frankfurt versorgt. Ein in Leipzig behandelter Ebola-Patient war in der Nacht zu Dienstag gestorben. Aus dem Robert-Koch-Institut liegen derzeit keine Erkenntnisse zu Neuerkrankungen vor.

Deutschland verfügt über ein dichtes Netz spezialisierter Kliniken. Dort stehen für die Aufnahme von Ebola-Patienten 50 Betten bereit, die unmittelbar eingesetzt werden können. Davon wurden bisher lediglich drei in Anspruch genommen: Alle drei Erkrankten der aktuellen Epidemie hatten sich direkt in Afrika infiziert. Sie waren mit speziellen Isoliertransporten in deutsche Spezialkliniken gebracht worden. Gegen eine mögliche Ausbreitung von Ebola ist Deutschland bestens gewappnet: Die internationalen Flughäfen Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München sind auf Fälle hochinfektiöser Krankheiten vorbereitet. Infizierte Personen können sofort isoliert werden.

Einsatz frühestens im November

Auch die Rettungskette für freiwilliges Personal in den Ebola-Regionen ist sichergestellt: In der kommenden Woche werde die entsprechende Aufrüstung der Transall- und Airbus-Maschinen der Bundeswehr vollzogen.

Insgesamt würden zunächst 20 Isolierzellen angeschafft. Über den Luftweg könnten zudem je neun Infizierte oder "begründete" Verdachtsfälle nach Deutschland transportiert werden. Nach Einschätzung des Verteidigungsministeriums wird der Einsatz deutscher Freiwilliger in Westafrika frühestens im November - und damit nach der Aufrüstung - beginnen.

Deutschlandweit gibt es mehr als 5.000 Freiwillige für einen Ebola-Einsatz in Afrika. Nach einem Aufruf von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen haben sich rund 4.000 zivile und militärische Mitarbeiter der Bundeswehr, aber auch Reservisten und Zivilisten für die "Task Force Ebola" der Bundeswehr gemeldet.
Gesundheitsminister Hermann Gröhe rief gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz medizinisches Personal auf, den Kampf gegen Ebola zu unterstützen. Daraufhin haben sich bisher rund 1.600 Freiwillige beim Roten Kreuz gemeldet.

Keine Gefährdung der Bevölkerung

Auch wenn die Weltgesundheitsorganisation eine "gesundheitliche Notlage mit internationaler Tragweite" festgestellt hat: Eine Gefährdung der Bevölkerung in Deutschland besteht nach Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin nicht.

Das Risiko, dass Reisende die Krankheit nach Deutschland oder Europa mitbringen, ist gering, aber nicht auszuschließen. Die Flughäfen Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München sind auf Fälle hochinfektiöser Krankheiten bei Reisenden vorbereitet. Es gibt Notfallpläne und spezielle Räumlichkeiten für Untersuchung.

Deutschland hat sieben Kompetenz- und Behandlungszentren, die auf den Umgang mit lebensbedrohlichen Infektionskrankheiten wie Ebola spezialisiert sind. Dort können an Ebola Erkrankte auf Sonderisolierstationen rund um die Uhr versorgt werden. Schleusen und besondere Entlüftungssysteme stellen sicher, dass das Virus nicht entweichen kann.

Ebola-Beauftragter vor Ort

Der Ebola-Beauftrage Walter Lindner , der die Zusammenarbeit der Bundesministerien im Kampf gegen Ebola steuert, ist inzwischen in die Krisenregion geflogen. Ziel der Reise ist es, vor Ort für eine Koordinierung der Maßnahmen zu sorgen.

Lindner hat bereits eine große Anzahl von nationalen und internationalen Akteuren koordiniert. Er hat das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes geleitet und war Regionalbeauftragter für Subsahara-Afrika und Sahel.

Ebola ist eine seltene und lebensbedrohende Infektionskrankheit. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind Flughunde der Ausgangspunkt des Virus – noch aber ist dies nicht abschließend geklärt. Menschen und Tiere können sich bei Kontakt mit infektiösen Flughunden infizieren. Die Übertragung von Mensch zu Mensch geschieht über den direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten von Erkrankten - beispielsweise Erbrochenem, Blut oder Schweiß. Deutschland unterstützt die klinische Entwicklung von Arzneimitteln gegen Ebola. Bisher ist unklar, wann und ob ein Medikament zur Verfügung stehen wird.