Neues Portal gibt Betroffenen eine Stimme

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Kindesmissbrauch Neues Portal gibt Betroffenen eine Stimme

Betroffenen von sexuellem Kindesmissbrauch eine Stimme geben: Das will das neue Portal „Geschichten, die zählen“ der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs. 100 Betroffene erzählen dort ihre Geschichte.

3 Min. Lesedauer

Foto ist ein Symbolbild zu sexuellem Kindesmissbrauch.

Betroffene von sexuellem Missbrauch leiden darunter oft ein Leben lang. 

Foto: picture alliance / Inderlied/Kirchner-Media

Es ist ein Herzensprojekt der Unabhängigen Kommission für sexuellen Kindesmissbrauch, wie deren Mitglied Brigitte Tillmann bei der Vorstellung des neuen Internetportals Geschichen-die-zählen.de sagte. 100 biografische Berichte von Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexuellen Kindesmissbrauch erlitten haben, können dort in anonymisierter Form nachgelesen werden.

„Jede einzelne dieser Geschichten ist wichtig und zählt“, so Tilmann bei der Vorstellung des Portals. Mit dem Portal „wollen wir einen würdigen Ort schaffen für die vielfältigen Erfahrungen betroffener Menschen“.  Und nichts sei eindrücklicher als die Berichte der Betroffenen selbst.

Betroffene von sexuellem Missbrauch leiden darunter oft ein Leben lang. Häufig brauchen sie lange, bis sie berichten können, was ihnen widerfahren ist. Ein geschützter Ort, wo sie über das erlebte Unrecht und Leid sprechen können, ist seit 2016 die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs. Bis heute haben sich fast 3.000 Betroffene und Zeitzeuginnen und Zeitzeugen bei der Kommission gemeldet und sich in vertraulichen Anhörungen und schriftlichen Berichten mitgeteilt.

Portal als Erinnerungsort

So unterschiedlich das Erlebte der Kinder und Jugendlichen ist, so verschieden sind auch ihre Erfahrungsberichte. Der Leser kann auf dem Portal die einzelnen Berichte nach verschiedenen Kriterien filtern, beispielsweise in welchem Jahrzehnt die Gewalt stattgefunden hat oder auch in welchem Umfeld, zum Beispiel Familie, Kirche, soziales Umfeld, Sport.

Anerkennung und Respekt für die Betroffenen

Hinter dem Portal steckt die Idee, die erlebte Gewalt sichtbar zu machen. Denn Sprechen hilft und nehme den Tätern die Macht, wie Matthias Katsch klar macht, selbst Betroffener und ebenfalls Mitglied der Unabhängigen Kommission. Die Seite sei ein klares Signal an die Betroffenen, dass ihre Geschichte und ihr Schicksal wichtig seien und eine Bedeutung hätten, so Katsch.

Betroffene können sich auch weiterhin über die anonyme und kostenfreie Nummer des Infotelefons Aufarbeitung 0800-4030040 melden. Sie können sich auch auf der Internetseite der Aufarbeitungskommission  über die verschiedenen Möglichkeiten informieren, wie sie der Kommission berichten können: in einer vertraulichen Anhörung oder mit einem schriftlichen Bericht.

Zugleich sei das Portal auch ein Zeichen an die Gesellschaft. Sie konnte die Betroffenen in der Vergangenheit nicht ausreichend vor Gewalt schützen. Jetzt versuche man einen Beitrag zu leisten, „dass sie angehört werden, dass ihr Leid aber auch ihre Kraft, ihr Leben zu meistern, anerkannt werden. Wir sorgen so mit dafür, dass die Gewalt am Ende eben nicht siegt“, betont Katsch.

Unabhängige Kommission hört weiter zu

Der Blick in die Vergangenheit ist aber nicht nur für die Betroffenen selbst wichtig. Die Berichte helfen, um Kinder und Jugendliche auch heute wirksam schützen zu können. So lässt sich erkennen, welche Strukturen Missbrauch begünstigt haben, oder warum sich Kinder nicht anvertraut haben oder ihnen nicht geholfen wurde.

Kommissionsmitglied Tilmann versicherte den Betroffenen, die ihre Geschichten erzählt haben, dann auch Dank und Anerkennung: „Sie stellen mit ihren Geschichten wertvolles Wissen zur Verfügung. Unsere Pflicht als Gesellschaft ist es, dieses Wissen auch für einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen zu nutzen.“ Dies sei im Übrigen auch ein Anliegen vieler Betroffener. So bekomme die Vergangenheit doch noch einen Sinn und bewirke etwas Positives für andere.

Der Unabhängige Beauftrage für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs hat einen Podcast. Der Podcast „einbiszwei“  soll das Thema „sexuelle Gewalt“ ins gesellschaftliche Bewusstsein rücken und diejenigen erreichen, die bisher davon ausgehen, dass sexuelle Übergriffe und Missbrauch in der eigenen Umgebung nicht vorkommen. Jeden Freitag kommt eine neue Folge dazu.