Kanzlerin von "Kiron" beeindruckt

Besuch bei Flüchtlingsprojekt Kanzlerin von "Kiron" beeindruckt

Auf der Internet-Plattform "Kiron" können sich Flüchtlinge kostenlos und von überall aus auf ein Hochschulstudium vorbereiten. Bundeskanzlerin Merkel informierte sich bei einem Besuch über das Konzept des sozialen Start-up und sprach mit Studierenden.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht in Berlin die Kiron-University.

"Mit Ihrem eigenen Beispiel können Sie andere ermutigen", sagte Merkel zu den Kiron-Studierenden.

Foto: Bundesregierung/Steins

"Ich bin beeindruckt, was 'Kiron' auf die Beine gestellt hat." Das sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Abschluss ihres Besuchs bei dem sozialen Start-up in Berlin. Das Modell habe viele Unterstützer gefunden und auch Hochschulen, die es begleiten.

Die Bundeskanzlerin unterhielt sich mit fünf Studierenden von "Kiron" über ihre Lebenswege und ihre Erfahrungen in Deutschland. Alle haben viel auf sich genommen, um hier anzukommen. Inzwischen haben sie sich neue Ziele gesetzt.

Zum Beispiel Ehab: Der 24-Jährige hat in Syrien einen Abschluss in Maschinenbau erworben. Jetzt studiert er Politikwissenschaft. Er engagiert sich seit 2011 ehrenamtlich, zum Beispiel beim Syrischen Roten Halbmond. Außerdem ist er Landeskoordinator der Vereinigung World Citizen Youth in Deutschland. Ehab möchte vor allem Frieden in Syrien und sein Heimatland wieder aufbauen.

"Kiron"-Studierende können anderen Mut machen

Alle fünf Studierenden bringen aus ihren Heimatländern gute Bildungsabschlüsse mit. Merkel war beeindruckt von ihrer Sprachkompetenz, die gleichzeitig eine Hürde für die Immatrikulation an staatlichen Hochschulen darstellt. Darüber müsste noch einmal nachgedacht werden, meinte die Kanzlerin.

Die Studierenden schilderten, dass sie oft große Sorgen um ihre Familien oder wegen ihres Asylverfahrens hätten. Ihre Erfahrungen in Deutschland seien nicht immer positiv. Merkel erklärte, dass Deutsche häufig auch Ängste hätten. Es ginge darum, dass Deutschland nicht alle Flüchtlinge aufnehmen könne. Das müsse sehr offen diskutiert werden.

"Gehen Sie Ihren Weg. Sagen Sie anderen Flüchtlingen: Integriert Euch, lernt die Sprache! Mit Ihrem eigenen Beispiel können Sie andere ermutigen", spornte die Bundeskanzlerin sie an.

Offenes Lernen erleichtert die Integration

Bei "Kiron" können sich Flüchtlinge unabhängig von ihrem rechtlichen Aufenthaltsstatus auf ein reguläres Studium vorbereiten. Der digitale "Kiron"-Campus bietet Studienorientierung und fachspezifische Module an. Partner stellen die Inhalte in Form von sogenannten Massive Open Online Courses (MOOCs) zur Verfügung.

Themengebiete sind zum Beispiel Ingenieurs-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften oder Informatik. Nebenbei gibt es Präsenzangebote, Sprachkurse sowie Patenprogramme. Diese erste Studienphase ist für Flüchtlinge besonders geeignet, die aufgrund fehlender Dokumente nicht an einer Hochschule im Gastland studieren können.

Anerkannte Abschlüsse an Partnerhochschulen

Verfügen sie über die nötigen Aufenthaltsdokumente und Qualifikationen, können sich die Studierenden an einer Partnerhochschule bewerben. Dort ist es möglich, nach Abschluss des Studiums einen anerkannten Abschluss zu erwerben.

Die "Kiron Open Higher Education gGmbH",kurz "Kiron", ist ein soziales Start-up. Vincent Zimmer und Markus Kreßler haben es im März 2015 gegründet, um Flüchtlingen weltweit den Weg zur Hochschulbildung zu erleichtern.
Vor allem über Soziale Medien ist "Kiron" unter den Flüchtlingen bekannt geworden. Finanziert wird "Kiron" durch Spenden, Stiftungen, Unternehmen und öffentliche Fördermittel. Der Name "Kiron" leitet sich von Cheiron - einer Figur aus der griechischen Mythologie - ab.

Bund fördert Pilotprojekt mit Hochschulen

Das Bundesbildungsministerium fördert in einem Pilotprojekt "Kiron" im Verbund mit der RWTH Aachen und FH Lübeck mit 2,1 Millionen Euro. Die Partner entwickeln zusammen Online-Curricula, digitale Sprachkurse und Mentoring-Angebote. Sie erproben auch, wie Online-Kurse beim Wechsel an reguläre Hochschulen angerechnet werden können.

Das Pilotprojekt fördert nicht nur talentierte junge Flüchtlinge. Es soll auch anderen ausländischen Studieninteressierten künftig den Zugang zum Studium in Deutschland erleichtern.