Innovationen für die Energiewende

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Statement des Kanzlers bei Evonik Innovationen für die Energiewende

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Evonik Industries AG auf dem Chemiepark in Marl besucht. Dort wird an innovativen Technologien für die Energiewende gearbeitet: Kohlendioxid soll sinnvoll und in größerem Maßstab als Rohstoff für die Chemieindustrie genutzt werden.

6 Min. Lesedauer

  • Mitschrift Pressekonferenz
  • Montag, 26. August 2024
Bundeskanzler Scholz spricht an einem Mikrofon. Hinter ihm eine Industrieanlage und ein pinker, großer Evonik-Schriftzug

„Deutschland ist ein Industriestandort, ein Standort der chemischen Industrie – und das soll auch in der Zukunft so bleiben“, betonte Kanzler Scholz. 

Foto: Bundesregierung/Marvin Ibo Güngör

Wie kann man Kohlendioxid  als Rohstoff für die Chemieindustrie nutzen? Das wird von Evonik auf dem Chemiepark in Marl erprobt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Standort besucht und sich dort mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgetauscht.

Die Rheticus-Forschungsanlage testet, wie klimaschädliches CO2 sinnvoll und in größerem Maßstab verarbeitet werden kann. Mit Hilfe von Öko-Strom, Wasser und Bakterien verwandelt sie CO2 in Spezialchemikalien. Diese kommen dann beispielsweise bei der Herstellung von Schmiermitteln und Kosmetik zum Einsatz. 

Die Anlage zeigt, wie man mit einem gelungenen Forschungsprojekt Innovation und industrielle Wertschöpfung eng miteinander verzahnt. CO2 schafft einen Mehrwert für die Industrie – und wird nicht nur gespeichert . Die neue Technologie ist somit eine bedeutsame Innovation für die Energiewende, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde.

Die Evonik Industries AG ist weltweit eines der führenden Unternehmen, wenn es um Neuerungen im Bereich der Spezialchemie geht. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 36.000 Menschen, knapp zwei Drittel davon in Deutschland.

Lesen Sie hier die Mitschrift des Statements:

Bundeskanzler Olaf Scholz: Schönen Dank für die Möglichkeit, hier zu sein und ein bisschen wahrzunehmen, wie technischer Fortschritt in Deutschland in großem Maßstab stattfindet.

Evonik ist ein hoch leistungsfähiges Unternehmen, Weltspitze mit großen Kompetenzen im Bereich der Spezialchemie. Deshalb ist es wichtig, zu sehen: Wie geht das weiter?

Deutschland ist ein Industriestandort, ein Standort der chemischen Industrie, und das – das wollen wir alle – soll auch in der Zukunft so sein und so bleiben, indem wir alle Möglichkeiten nutzen, um vornean zu sein. Das ist überhaupt die Voraussetzung dafür, dass wir gute und sichere Arbeitsplätze und leistungsfähige Unternehmen gerade auch in der Chemieindustrie in Deutschland haben: dass das, was wir entwickeln, was wir produzieren, das Beste ist, was man weltweit bekommen kann, dass es etwas ist, was andere nicht können.

Und so geht es ja auch eigentlich schon seit Jahrhunderten, kann man fast sagen, seit Beginn der Industrialisierung: Wer bei dem stehen bleibt, was er am Anfang gemacht hat, der wird nicht gute Preise dafür erzielen und oft auch nicht bestehen können. Aber wer immer wieder neue Technologien, neue Produkte entwickelt, der hat die Chance, vorne dabei zu sein, Arbeitsplätze zu sichern und Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten.

Da uns alle das große Thema der CO2-Belastung in unserer Atmosphäre bewegt und auch immer mehr ein großes Thema werden wird, ist es natürlich wichtig, herauszufinden, wie wir die Herausforderungen bewältigen können, die sich damit verbinden. Hier zu sehen, wie großindustriell CO2 für biotechnologische Verfahren genutzt werden kann, die es möglich machen, das CO2 zu verarbeiten, statt es gewissermaßen in die Atmosphäre entweichen zu lassen, das ist ein großer Fortschritt. Und das ist auch etwas, was wirtschaftlich funktionieren kann, weil es an der Spitze dessen steht, was man sich vorstellen kann. Das, finde ich, ist auch beeindruckend. Mich hat jedenfalls sehr bewegt, was ich hier sehen konnte. Mich hat die Begeisterung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewegt, mit denen ich hier sprechen konnte und die von ihrem Unternehmen, aber auch von dem, was sie hier machen und entwickeln, sehr überzeugt sind.

Wir müssen uns darum kümmern, dass wir auch die Rahmenbedingungen für unsere Industrie weiterentwickeln. Dazu gehört, dass wir es schaffen, zum Beispiel unsere Stromversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, und es gehört dazu, dass wir es schaffen, dass es eine bezahlbare, international wettbewerbsfähige Stromversorgung ist und wird.

Genau das geschieht mit den Entscheidungen, die wir zuletzt getroffen haben, was erst mal den beschleunigten Ausbau und den lange vernachlässigten Netzausbau betrifft. Denn es kann nicht dabei bleiben, dass wir Strom bezahlen, den wir nicht produzieren, um dann anderswo jemanden dafür zu bezahlen, dass er den Strom dort, wo er gebraucht wird, doch noch produziert, und dann mit Gas oder Kohle. Vielmehr muss alles genutzt werden können; dann wird es auch billiger. Dafür ist der Übertragungsnetzausbau von allergrößter Bedeutung, der jetzt das erste Mal vor und nicht hinter dem Plan liegt, wie das in den letzten Jahren immer der Fall war; das ist ein großer Fortschritt.

Wir haben gleichzeitig dafür Sorge getragen, dass die regulatorischen Kosten der Stromproduktion durch die Verlängerung der Strompreiskompensation beseitigt werden und die Reduzierung der Stromsteuer für industrielle Unternehmen auf das europäisch zulässige Mindestmaß begrenzt wird. Dadurch werden viele Unternehmen entlastet. Die fast 20 Milliarden Euro, die wir jedes Jahr über den Bundeshaushalt finanzieren, damit die Fördermittel für die erneuerbaren Energien nicht wie früher über den Strompreis finanziert werden, werden jetzt von uns allen getragen, damit unsere Unternehmen – auch viele mittelständische – wettbewerbsfähig bleiben. Wir bleiben aber dran. Für uns ist das eine Aufgabe, der wir uns jeden Tag aufs Neue zu stellen und die wir zu lösen haben, und wir werden das auch für unsere Zukunftsfähigkeit machen.

Entbürokratisierung gehört auch dazu. Im Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde das auch angesprochen: Warum dauern die Genehmigungen alle so lange? – Da sind wir sehr stolz, dass wir eine mittlerweile gar nicht mehr aufzählbare Zahl von Gesetzen gemacht haben, die die Beschleunigung von Genehmigungen zum Gegenstand haben. Und man sieht nicht nur beim Stromnetzausbau, dass es funktioniert, sondern es funktioniert auch bei Eisenbahnen, Autobahnen, --- und auch bei Mobilfunkanlagen ist ein neues Gesetz unterwegs. Da kommt noch viel mehr. Denn das ist die große Aufgabe, dass wir die schwierigen bürokratischen Genehmigungsprozeduren, die in den letzten 10, 20, 30 Jahren von allen Ebenen in Deutschland liebevoll aufgebaut worden sind, jetzt mit gleicher Liebe wieder abtragen, sodass es schneller geht. Das ist eine Aufgabe, die wir haben.

Bürokratieentlastung werden wir auch betreiben, wenn es etwa um die Gesetzgebung bezüglich Lieferketten geht. Da werden wir sehr schnell dafür sorgen, dass die europäischen Regeln und nicht strengere deutsche für uns gelten, sodass für deutsche Unternehmen ein Level Playing Field herrscht, und wir werden auch weiter gucken, dass wir es dort einfacher und unbürokratischer gestalten, als es heute europarechtlich vorgeschrieben ist.

Wir setzen uns im europäischen Rahmen auch dafür ein, dass die Rahmenbedingungen der Chemieindustrie immer im Blick bleiben. Das ist für mich ein zentraler Punkt, dass es nicht zu mehr Bürokratie aus Brüssel kommt, sondern dass die chemische Industrie in Europa einen guten Standort hat, auch was die rechtlichen Regelungen betrifft. Und weil das ein Stichwort ist, das viele bewegt, will ich es auch für eine spezielle Chemikalie oder Chemikaliengruppe ansprechen: PFAS. Die sind noch nicht komplett ersetzbar, sondern bei vielem, was wir machen, um moderne Industrien zu entwickeln, um erneuerbare Energien zu entwickeln, um Solarenergie zu entwickeln, unverzichtbar. Deshalb werden wir darauf drängen, dass es einen pragmatischen Weg gibt, der die wirtschaftliche Entwicklung, die industrielle Entwicklung Deutschlands nicht behindert, sondern fördert.

Für mich ist es zusammengefasst ein guter Besuch. Wir sehen, es geht voran mit unserem Land – und zwar wegen unserer Unternehmen, wegen unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wegen der tollen Wissenschaftler und Ingenieurinnen und Ingenieure und wegen der unglaublich vielen qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Neues in die Welt setzen, was für unsere gemeinsame Zukunft von größter Bedeutung ist. – Schönen Dank.