Inklusion und Förderung sind wichtig

Merkel bei Oberlinstiftung Inklusion und Förderung sind wichtig

Menschen mit Behinderung stärker in die Gesellschaft zu integrieren – dafür hat sich Kanzlerin Merkel in der Potsdamer Oberlinkirche ausgesprochen. Sie hielt dort die sogenannte Oberlin-Rede und diskutierte anschließend mit dem Theologischen Vorstand der Stiftung über 500 Jahre Reformation.

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Bundeskanzlerin Merkel bei der Oberlinrede in Potsdam.

Wo möglich, sollten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen sein, sagte die Kanzlerin.

Foto: Bundesregierung/Steins

Bundeskanzlerin Angela Merkel plädiert für eine umfassende Integration von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft. Wo es möglich sei, sollten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen sein. Das sagte Merkel am Mittwoch in ihrer Oberlin-Rede, die sie auf Einladung der Oberlinstiftung in Potsdam hielt.

Behinderte in den ersten Arbeitsmarkt integrieren

Man brauche sowohl Inklusion als auch Fördereinrichtungen, bekräftigte die Kanzlerin. Viele Menschen mit Behinderungen könnten auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Beschäftigung finden. Für andere wiederum seien jedoch geschützte Werkstätten besser. Es dürfe keine Grabenkämpfe zwischen den Bereichen geben.

Der Zusammenhalt einer Gesellschaft zeige sich auch daran, wie Menschen mit Behinderung integriert seien, so Merkel weiter. Sie rief auch in Erinnerung, dass in der DDR Menschen mit geistiger Behinderung kaum Chancen auf Teilhabe gehabt hätten.

Engagement für bedürftige Menschen

Die immer rund um den Reformationstag geplante Oberlin-Rede steht thematisch in Zusammenhang mit den Aufgaben des Oberlinhauses. Die Ursprünge des Hauses gehen auf den 1871 in Berlin gegründeten Oberlinverein zurück, der nach dem Sozialreformer Johann-Friedrich Oberlin (1740–1826) benannt wurde.

Seit 2012 lädt die Oberlinstiftung jährlich eine Persönlichkeit aus Politik, Wirtschaft, Kirche oder Kultur ein, um über gesellschaftlich relevante Themen zu sprechen. Es sei eine große Wertschätzung für die anspruchsvolle Arbeit, die von mehr als 1.800 Mitarbeitern im Oberlinhaus geleistet wird, wenn diese Tätigkeit auch von der Bundeskanzlerin gewürdigt werde. Das erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins Oberlinhaus, Martin Vogel.

Die Oberlinstiftung ist eine gemeinnützige kirchliche Stiftung, die vor allem im Bereich der Wohlfahrtspflege und der Übernahme von therapeutischen Behandlungskosten für bedürftige Menschen tätig ist – gemeinsam mit dem diakonischen Verein Oberlinhaus. Der Verein engagiert sich seit rund 150 Jahren für Kinder und Behinderte.

Die Idee zur "Oberlin-Rede"

"Ich stehe hier und kann nicht anders!" In Anlehnung an dieses Zitat Luthers, entstand im Oberlinhaus im Jahr 2012 die Idee zur sogenannten Oberlin-Rede. Zwei anstehende Jubiläen, das zehnjährige Bestehen der Oberlinstiftung und die Themenwoche zu "125 Jahre Taubblindenarbeit in Deutschland" unter der Schirmherrschaft von Eva Luise Köhler, Frau des ehemaligen Bundespräsidenten, boten hierfür im September 2012 den passenden Rahmen.

Zu einem der Höhepunkte der Festwoche zählte der Festgottesdienst in der Oberlinkirche, der sich vor allem an die Oberliner und an alle Freunde des Oberlinhaus wandte. Matthias Platzeck, damals Ministerpräsident des Landes Brandenburg, nahm den Festgottesdienst zum Anlass, um zum ersten Mal eine Predigt zu halten. Mit dieser "Predigt" war die Idee der Oberlin-Rede geboren.