Hier haben junge Menschen das Sagen

Demografiepolitik Hier haben junge Menschen das Sagen

Die Jugendlichen im Landkreis Friesland wollen dauerhaft gehört werden. Bessere Verkehrsverbindungen, mehr Freizeitangebote – darüber wollen sie mitentscheiden. Deshalb setzen sie sich für die Einrichtung eines Kreisjugendparlaments ein.

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Eine Projektgruppe mit Jugendlichen sitzt an einem großen Tisch.

Im Jugendzentrum 'Pferdestall' in Schortens plant die Projektgruppe die Werbung für das Jugendparlament.

Foto: Andreas Burmann

Der Landkreis Friesland liegt an der Nordsee, Kreisstadt ist Jever. Der Landkreis unterstützt die Jugendlichen, denn die Region ist stark vom demografischen Wandel betroffen. Jungen Leuten die Möglichkeit zu geben, ihre Heimat mitzugestalten, ist ein wichtiger Schritt, um das Leben hier wieder attraktiver zu machen.

Katja Osewold und Dominik Helms engagieren sich gemeinsam mit anderen Jugendlichen für das geplante Jugendparlament. Gemeinsam mit Kreisjugendpflegerin Sandra Gudehus hat die Projektgruppe eine Satzung dafür formuliert und bereitet nun die Wahlen vor. Katja ist überzeugt: "Junge Menschen sind die Zukunft, und deshalb sollten sie auch aktiv Einfluss auf die Politik nehmen."

Nach den Sommerferien 2017 soll es soweit sein: An allen weiterführenden Schulen im Landkreis können Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 21 Jahren das erste Kreisjugendparlament wählen. Und bis dahin bleibt noch einiges zu tun.

Als einer von vier Modell-Landkreisen hat Friesland an der Arbeitsgruppe "Jugend gestaltet Zukunft" der Demografiestrategie der Bundesregierung teilgenommen. Die Arbeitsgruppe behandelte die demografische Entwicklung gemeinsam mit jungen Menschen. Denn sie werden in besonderer Weise vom demografischen Wandel betroffen sein.
Mehr Informationen dazu: Jugendgerechte Gesellschaft

Jugendliche für Politik begeistern

Jugendliche gestalten im Jugendzentrum 'Pferdestall' in Schortens ein Plakat für die Wahl zum Jugendparlament im Landkreis Friesland.

Jugendliche gestalten ein Plakat für die Wahl des Kreisjugendparlaments in Friesland.

Foto: Andreas Burmann

Vor allem gilt es, Mitstreiter zu finden. "Es gibt viele junge Menschen, die gerne und leidenschaftlich über Dinge in ihrer Umgebung diskutieren, die sie interessieren. Diese Leute versuche ich anzusprechen und zu motivieren, sich für das Jugendparlament einzusetzen und vor allem auch zu kandidieren", sagt Dominik. "Es geht ja auch darum, die Jugendlichen – vor allem auch die, die noch nicht bei Kommunal-, Landtagswahlen und so weiter wählen dürfen – für Politik zu begeistern."

Präsenz zeigen, das ist auch Katjas Devise: "Wir planen eine Jugendkonferenz mit allen Jugendlichen im Landkreis. Um die aber erstmal zu begeistern, haben wir an allen weiterführenden Schulen des Landkreises selbstgemalte Bodenplakate mit den Daten und Informationen der Jugendkonferenz ausgelegt. Einige von uns haben Flyer verteilt und sind dabei mit vielen Jugendlichen ins Gespräch gekommen."

Aufsehen erregen

Das Thema Mobilität liegt den Jugendlichen ganz besonders am Herzen. Die Bus- und Bahnverbindungen zwischen den Gemeinden sind rar und teuer. "Wenn die Eltern mal nicht Taxi spielen, können sich Jugendliche aus verschiedenen Ortschaften kaum treffen", sagt Katja. "Und auch Freizeitangebote fehlen häufig. Wenn immer mehr Jugendtreffs schließen, bleibt den Jugendlichen oft nur der Busbahnhof als Treffpunkt."

Damit alle zur Jugendkonferenz kommen können, wird ein Busshuttle die Jugendlichen aus ihren Gemeinden abholen und auch wieder nach Hause bringen. "Ich denke, das ist eine gute Möglichkeit, positives Aufsehen zu erregen", meint Katja.

Dominik und Katja sind sich einig: Mit dem Kreisjugendparlament erhalten die Jugendlichen eine riesige Chance. Der Kreistag hat sich bereits dazu verpflichtet, die Beschlüsse des Jugendparlaments zu beraten. Und damit kommen die Bedürfnisse der Jugendlichen bei der "großen" Politik an.

Deutschland verändert sich: Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich, aber es gibt immer weniger junge Menschen. Der Anteil der Menschen im erwerbstätigen Alter sinkt. Mit ihrer Demografiestrategie gibt die Bundesregierung Antworten auf die Bevölkerungsentwicklung. Sie will Wohlstand und Lebensqualität für alle Generationen sichern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.

Es gilt, Kindern und Jugendlichen eine gute Bildung und Ausbildung zu ermöglichen, Familien die Vereinbarung von privaten mit beruflichen Pflichten zu erleichtern und soziale Sicherungssysteme demografiefest zu gestalten. Die Lebensqualität in Stadt und Land soll erhalten und die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass ältere Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen können.