Gemeinsam in die Ferien

Integration auf dem Land Gemeinsam in die Ferien

Hoetmar ist schon seit 2016 bei der Integration von Flüchtlingen sehr aktiv. Und die Ideen gehen dem 2.300 Einwohner-Dorf in Nordrhein-Westfalen nicht aus: In diesem Sommer gab es erstmals ein gemeinsames Ferienlager von geflüchteten und deutschen Familien.

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Das Foto zeigt eine Gruppe von Familien, die gemeinsam Urlaub machen.

Gemeinsam am Möhnesee: Afghanen, Bangladescher und Deutsche starten zusammen in den Sommerurlaub.

Foto: Detlef Rosenbach

Sich noch besser kennen und schätzen zu lernen, die deutsche Sprache zu fördern und einfach gemeinsam Spaß zu haben - das war die Motivation von Detlef Rosenbach, dem Organisator der gemeinsamen Ferienfreizeit.

Afghanistan, Bangladesch und Hoetmar

Mitte August war es soweit: Auf Einladung des Arbeitskreises Integration, dem Rosenbach angehört, und in Zusammenarbeit mit der Jugendhilfeorganisation "Mindful" der Kreisstadt Warendorf, fuhren fünf in Hoetmar wohnende Familien gemeinsam ins "Feriendorf Wamel" an den Möhnesee. Darunter: Afghanen, Bangladescher - und natürlich Deutsche. Die deutschen Familien waren von der Grundschule als Teilnehmer vorgeschlagen worden.

Gemeinsam neue Erfahrungen machen

Ob beim gemeinsamen Grillen, Wandern, Baden, Ballspielen, Skateboardfahren oder bei Ausflügen - es gab viel Zeit, sich auszutauschen und Neues zu erleben.

Wer kennt schon das "Wameler Becken"? Hier fließt die Möhne in den Möhnesee und bildet ein großes Wasserreservoir zur Trinkwasserversorgung des Ruhrgebietes. Man kann jede Menge Wasservögel bestaunen. "Die Kinder waren besonders von den Schwänen und Enten angetan und hatten viel Spaß", freute sich Organisator Rosenbach.

Segeln auf dem Möhnesee

Ein besonderes Abenteuer war die Fahrt mit einem Segelschiff auf dem Möhnesee und - für alle, die nicht schwimmen konnten - mit einem kleinen Motorboot. Rosenbach: "Zuletzt trauten sich auch zwei Mütter in das Motorboot, die lange gezögert hatten. Eine der beiden hatte bedrückende Erfahrungen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer in einem Schlauchboot von der Türkei nach Griechenland gemacht."

Foto zeigt die Familien, die gemeinsam im Ferienlager waren.

Vor allem für die 16 Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren ist das Ferienlager ein Riesenspaß.

Foto: Detlef Rosenbach

Eine Wiederholung wert

Zum Abschluss dieser erlebnisreichen Woche, die für fast alle die erste Urlaubswoche ihres Lebens war, gab es ein großes Lagerfeuer. Sogar ein Regentanz wurde aufgeführt.

"Alle kamen gut miteinander aus. Ich würde solch eine Aktion auf jeden Fall wiederholen", sagt Initiator Rosenbach. Die gemeinsame Zeit sei sehr wertvoll für die Integration. Für interessierte Nachahmer hat er einen Tipp: "Man muss schon ein Jahr vorher mit den Planungen beginnen."

Umfangreiche Förderung

"Viele Klinken waren im Vorfeld zu putzen, um Zuschüsse zu der Fahrt zu bekommen", erzählt Rosenbach. Letztlich hat alles geklappt: Stadt und Kreis Warendorf, der örtliche Lions Club und die "Akademie Ehrenamt" aus Warendorf förderten die Fahrt. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt wird, beteiligte sich an den Kosten.

Was seit 2016 sonst noch in Hoetmar geschah

Der Arbeitskreis Integration hat in den vergangenen vier Jahren vielfältigste Initiativen angeschoben und umgesetzt. Viele Flüchtlinge haben bei lokalen Unternehmen Arbeit oder eine Berufsausbildung gefunden. Besonders erfreulich: Mittlerweile muss Rosenbach nicht mehr versuchen, die kleinen dörflichen Betriebe zu überzeugen, Flüchtlinge einzustellen. Sie selber wenden sich an ihn, wenn Arbeitskräfte gebraucht werden. Allerdings seien teilweise die bürokratischen Hürden noch recht hoch, so Rosenbach.

Die "Neubürger" sind darüber hinaus in Sportvereinen, an Dorffesten und anderen Veranstaltungen beteiligt. "Wenn man in einem kleinen Ort untergebracht ist, bekommt man zwangsläufig Kontakt mit der Bevölkerung - das ist die beste Voraussetzung für Integration", sagt Rosenbach. Er unterstreicht zugleich: Nach wie vor sei hoch zu schätzen, dass es Menschen gibt, die sich nun schon seit vielen Jahren immerfort engagieren. "Ohne unseren Arbeitskreis Integration und die sehr rührige Vorsitzende wäre vieles nicht möglich."

Das Dorf Hoetmar macht seiner Auszeichnung als "Golddorf" im bundesweiten Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" von 2017 alle Ehre. Als die Hoetmarer vor über zwei Jahren die Goldmedaille gewonnen haben, hat neben der Dorfentwicklung auch die engagierte Integrationsarbeit den Ausschlag für die Prämierung gegeben. Jetzt leben rund 55 Geflüchtete in dem Dorf. Sie sind in Arbeit oder Ausbildung, die Kinder gehen zur Schule oder in den Kindergarten.