Riesiges Fischbrutgebiet in der Antarktis entdeckt

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Polarforschung Riesiges Fischbrutgebiet in der Antarktis entdeckt

Forschende haben etwa 60 Millionen Nester antarktischer Eisfische auf 240 Quadratkilometern im Weddellmeer nachgewiesen. „Der Fund kann einen wichtigen Beitrag für die Umweltschutzaufgaben in der Antarktis leisten“, sagt Bundesforschungsministerin Stark-Watzinger. 

3 Min. Lesedauer

Eisfische mit ihren Brutnestern

Ein Forschungsteam hat am Grund des südlichen antarktischen Weddellmeeres mehr als 10.000 Nester von Eisfischen entdeckt.

Foto: Alfred-Wegener-Institut / PS124 AWI OFOBS Team

Nahe des Filchner-Schelfeises im Süden des antarktischen Weddellmeers hat ein Forschungsteam des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), das weltweit größte bislang bekannte Fischbrutgebiet gefunden. Ein geschlepptes Kamerasystem fotografierte und filmte tausende Nester von Eisfischen am Meeresboden. 

Forschung leistet wichtigen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger gratulierte den beteiligten Forscherinnen und Forschern zu ihrem faszinierenden Fund: „Die deutsche Meeres- und Polarforschung hat damit nach der MOSAIC-Expedition 2019 einmal mehr ihre herausragende Bedeutung unter Beweis gestellt.“ Die deutschen Forschungsschiffe als schwimmende Labore der Umweltforschung seien daher in den Polargebieten und auf den Ozeanen fast pausenlos unterwegs, um wichtige Erkenntnisse für den Umwelt- und Klimaschutz zu gewinnen.

Durch die Förderung des Bundesforschungsministeriums verfüge die deutsche Meeres- und Polarforschung über eine der modernsten Forschungsflotten weltweit, so die Ministerin. „Der Fund kann einen wichtigen Beitrag für die Umweltschutzaufgaben in der Antarktis leisten. Hierfür wird sich das BMBF auch im Rahmen der UN-Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung, die noch bis 2030 läuft, weiter einsetzen.“

Die Kartierung des Gebietes, in dem die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Februar 2021 mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ die Fischnester fanden, lässt auf eine Gesamtausdehnung von 240 Quadratkilometern schließen, das entspricht ungefähr der Größe der Insel Malta. Hochgerechnet auf diese Gebietsgröße ergibt sich eine geschätzte Gesamtzahl von etwa 60 Millionen Fischnestern.

Die einzigartigen Beobachtungen gelangen mit einem sogenannten OFOBS. Die Abkürzung steht für Ocean Floor Observation and Bathymetry System, also Ozeanboden Beobachtungs- und Bathymetriesystem. Es ist ein Kameraschlitten, der entwickelt wurde, um den Meeresboden in Extremumgebungen wie eisbedeckten Regionen zu untersuchen. Es wird an einem speziellen Glasfaser- und Stromkabel über den Meeresboden geschleppt, mit einer Geschwindigkeit von bis zu drei Knoten (5,6 Stundenkilometer).  

Fischgebiet auch für Robben interessant

Kombiniert haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit ozeanographischen und biologischen Daten. Ergebnis: Das Brutgebiet stimmt räumlich mit dem Einstrom von warmem Tiefenwasser aus dem Weddellmeer auf den höher gelegenen Schelf überein. Mithilfe besenderter Robben gelang es dem multidisziplinären Team außerdem nachzuweisen, dass die Region auch ein beliebtes Ziel von Weddellrobben ist. 90 Prozent der Robben-Tauchaktivitäten fanden in der Region aktiver Fischnester statt, wo sie vermutlich auf Nahrungssuche gingen. Kein Wunder, kalkulieren die Forschenden die Biomasse der Eisfischkolonie dort auf 60 Tausend Tonnen. 

Mit einem Sender ausgesattetet Robbe liebt auf dem Eis.

Neben den Wissenschaftlern zeigen auch die Weddellrobben – hier mit Sendern ausgestattet – großes Interesse an den Fischvorkommen in der Antarktis.

Foto: Alfred-Wegener-Institut / Mia Wege

Dieses riesige Brutgebiet ist mit seiner Biomasse ein äußerst wichtiges Ökosystem für das Weddellmeer und nach aktuellem Stand der Forschung wahrscheinlich die räumlich umfangreichste zusammenhängende Fischbrutkolonie, die bisher weltweit entdeckt wurde. Die Entdeckung zeigt, wie wichtig internationale Bemühungen sind, Meeresschutzgebiete (MPA) einzurichten.

Ein Vorschlag für ein solches MPA für Teile des Weddellmeeres wurde unter der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts erarbeitet und wird seit 2016 von der Europäischen Union und ihren Mitgliedsstaaten sowie weiteren unterstützenden Ländern in der internationalen Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) vertreten. „Leider ist das MPA im Weddellmeer immer noch nicht einstimmig von der CCAMLR verabschiedet worden. Aber jetzt, da der Standort dieser außergewöhnlichen Brutkolonie bekannt ist, sollten Deutschland und andere CCAMLR-Mitglieder dafür sorgen, dass dort auch in Zukunft keine Fischerei und ausschließlich nicht-invasive Forschung stattfindet“, ordnet die Direktorin des Alfred-Wegner-Instituts, Professorin Antje Boetius, die Ergebnisse der Studie ein.