Einsatz von Antibiotika geht zurück

Landwirtschaft Einsatz von Antibiotika geht zurück

Seit 2011 werden deutlich weniger Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt. Auch antibiotikaresistente Keime in der Lebensmittelkette nehmen ab. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung.

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Ein Schwein schaut neugierig zu dem Fotografen.

Insbesondere Mastschweine erhalten weniger Antibiotika.

Foto: picture-alliance/dpa

Insgesamt ist die Antibiotikamenge, die an Tierärzte abgegeben wurde, von 2011 bis 2014 von 1.706 Tonnen auf 1.238 Tonnen zurückgegangen. Vor allem Mastschweine erhielten in den vergangenen Jahren deutlich weniger Antibiotika. Die Zahl der Behandlungen sank pro Stallplatz und Halbjahr von etwa fünf Tagen in 2011 auf nur noch einen Tag im vergangenen Jahr.

Ausbreitung resistenter Keime verhindern

Einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zufolge sind sieben von zehn Verbrauchern wegen antibiotikaresistenter Keime in Lebensmitteln beunruhigt. Denn immer öfter breiten sich bakterielle Erreger aus, die gegen gängige Antibiotika weniger empfindlich oder gar resistent sind, und Menschen sich damit infizieren können. Weltweit verlieren Antibiotika so ihre Wirkung gegen Infektionskrankheiten. Das schränkt die Therapiemöglichkeiten ein.

Dabei ist die Gesundheit von Mensch und Tier bei vielen Infektionskrankheiten auf das Engste miteinander verwoben. Sie werden oft von denselben Krankheitserregern infiziert, mit denselben Antibiotika behandelt. Sie haben somit einen wechselseitigen Einfluss auf eventuelle Resistenzen.

Gemeinsame Anstrengungen zeigen Erfolge

Die Daten zeigten, so das Bundesinstitut für Risikobewertung, dass sich das Verordnungsverhalten deutscher Tierärzte geändert habe. Auch das Problembewusstsein bei Landwirten nehme zu. 

Die vielfältigen Maßnahmen des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Verringerung des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung beginnen zu wirken: gesetzliche Regelungen, umfassende Information, intensive Forschung sowie eine risikoorientierte Überwachung gegen unsachgemäßen Antibiotika-Einsatz sowie gegen Antibiotika-Resistenzen.

Infolge der Änderung des Arzneimittelgesetzes etwa müssen Tierhalter ab einer bestimmten Betriebsgröße Angaben zum Einsatz von Antibiotika in ihrem Bestand melden. Betriebe, die mehr Arzneimittel anwenden als vergleichbare Betriebe, haben Maßnahmen zu ergreifen, um den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren.

In einem nächsten Schritt wird es laut Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt neue Regelungen zum Einsatz bestimmter Reserveantibiotika bei Tieren geben. Die Anwendung von Reserveantibiotika, so Schmidt, müsse restriktiver werden.

Für die Bundesregierung hat die Eindämmung des missbräuchlichen Einsatzes von Antibiotika höchste Priorität: Mit der Deutschen Antibiotika-Resistenz-Strategie DART,  bei der interdisziplinär Erkenntnisse und Maßnahmen aus Humanmedizin, Veterinärmedizin, Landwirtschaft und Forschung gebündelt werden, will sie die Ausbreitung resistenter Keime verhindern. Dies ist auch ständiges Thema der Gruppe der Sieben (G7). Ihr Ziel ist es, den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren und die Forschung zu Resistenzen sowie die Suche nach neuen Antibiotika international zu koordinieren.

Welche Hintergründe die aktuelle Entwicklung genau hat, soll nun vom Bundesinstitut für Risikobewertung eingehend untersucht werden.