Offenbachs östliche Innenstadt galt lange als Problemviertel. Zur Jahrtausendwende war das einwohnerstarke Viertel baulich vernachlässigt und sozial benachteiligt. Seitdem hat sich viel getan. Mittlerweile ist das "Mathildenviertel", wie es heute heißt, auf einem guten Weg zu einem attraktiven Wohnquartier.
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"Die östliche Innenstadt war einst geprägt von kleinen Arbeiterhäuschen im Umfeld der alten Mayer-Lederwerke. Ein proletarisches Viertel", erinnert sich Oberbürgermeister Horst Schneider an seine Kindheit. Nachdem die Industriebetriebe verschwanden und die Werke abgerissen waren, wurden Wohnhochhäuser gebaut.
"Städtebaulich aus heutiger Sicht ein großer Fehler, wurde doch in das Viertel etwas hineingesetzt, das stadtstrukturell überhaupt keinen Bezug zur Umgebung hatte und soziale Spannungen zur Folge hatte." Für Schneider ist das mit ein Grund, warum das Viertel einen solchen Niedergang erlebte.
Aber wie stellt man als Kommune die Weichen für die Erneuerung eines ganzen Stadtteils? Die Stadt Offenbach entschied sich für eine grundlegende, umfassende Sanierung. Sie fand mit Hilfe von Bund und Land und auch mit erheblichen Eigenmitteln statt. Und dauerte mehr als ein Jahrzehnt: von 2000 bis 2013. Im Jahr 2000 war das Mathildenviertel einer der ersten Standorte, die das Hessische Wirtschaftsministerium in das neue Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" aufnahm.
Das Städtebauförderungsprogramm "Soziale Stadt" ist zentraler Bestandteil der Stadtentwicklungspolitik des Bundes. Es zielt auf nachhaltige Verbesserungen der Lebensverhältnisse in städtebaulich, wirtschaftlich und sozial benachteiligten und strukturschwachen Stadteilen.
Neu bei diesem Programm: Stadtentwicklung wird nicht nur unter städtebaulichen, sondern auch unter sozialen Gesichtspunkten gesehen. Wichtiges Ziel ist es, lebendige Nachbarschaften zu befördern und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.
Eine Kombination von städtebaulichen Investitionen und sozialpolitischen Maßnahmen führte in Offenbach zum Erfolg. "Uns ist es dank der Fördergelder gelungen, einen Wandel auch in den Köpfen der Menschen herbeizuführen. Noch immer haben wir einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Migranten im Mathildenviertel, aber die Anonymität von einst ist verschwunden. Es hat sich ein Netzwerk aus privaten und städtischen Akteuren gebildet, das gemeinsam die Herausforderungen des Zusammenlebens, also die ganz normalen alltäglichen Konflikte, angeht", sagt Schneider.
Neben der städtebaulichen Verbesserung ist es aus Sicht des Oberbürgermeisters dem Quartiersmanagement der Stadt zu verdanken, dass sich die positiven Effekte vor Ort verstetigt haben. Die Bewohner sind eingebunden in ihre Nachbarschaft, zu sozialer Verantwortung verpflichtet. Auch die vielen Studenten, die hierher gezogen sind, haben die soziale Struktur verändert.
"Heute ist der Stadtteil eben nicht mehr nur ein Arbeiterviertel, sondern Teil der kreativen Szene Offenbachs. Jung und dynamisch, international und unkonventionell. Das macht das Mathildenviertel so reizvoll."
Deutschland verändert sich: Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich, aber es gibt immer weniger junge Menschen und der Anteil der Menschen im erwerbstätigen Alter sinkt. Mit ihrer Demografiestrategie gibt die Bundesregierung Antworten auf die Bevölkerungsentwicklung. Sie will Wohlstand und Lebensqualität für alle Generationen sichern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.
Es gilt, Kindern und Jugendlichen eine gute Bildung und Ausbildung zu ermöglichen, Familien die Vereinbarung von privaten mit beruflichen Pflichten zu erleichtern, soziale Sicherungssysteme demografiefest zu gestalten, die Lebensqualität in Stadt und Land zu erhalten und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ältere Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen können.