Ein folgenreicher Beschluss in Budapest

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28. Februar 1989 - Auf dem Weg zur Deutschen Einheit Ein folgenreicher Beschluss in Budapest

28. Februar 1989: Das Politbüro der ungarischen KP, der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei, fasst einen folgenreichen Beschluss: die elektronischen Grenzsperren an der Grenze zu Österreich abzubauen. Für die Menschen in der DDR eröffnet sich dadurch im Sommer ein neuer Fluchtweg.

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Marode Signalanlagen

1966 hat Ungarn seine 350 Kilometer lange Grenze zu Österreich mit elektronischen Grenzsperren gesichert. Gut 20 Jahre später sind die Anlagen marode und für eine Sanierung hat das Land kein Geld. Ende 1988 hat der neue Ministerpräsidenten Miklós Németh deshalb die Wartungskosten für die Signalanlagen aus dem Haushalt gestrichen.

Parteichef Karoly Grosz will die Anlagen erst 1990 abreißen lassen, aber das ungarische Innenministerium möchte schneller handeln – und gibt den Befehl aus, am 2. Mai 1989 mit dem Abbau zu beginnen. Tatsächlich starten an diesem Tag die Abrissarbeiten.

Gorbatschow sieht "kein Problem"

Da Ungarn noch Mitglied des kommunistischen Militärbündnisses, des Warschauer Paktes, ist, braucht es allerdings die Zustimmung Moskaus. Am 3. März 1989 informiert Ministerpräsident Németh den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow. Seine Antwort: "Ich sehe da, ehrlich gesagt, kein Problem."

SED-Führung schätzt Folgen falsch ein

Welche Folgen der ungarische Schritt haben wird, übersehen die Machthaber in Ostberlin zunächst. Erst am 6. Mai 1989 informiert Verteidigungsminister Heinz Keßler seinen Genossen Honecker über den Abbau der Sicherungsanlagen an der ungarisch-österreichischen Grenze. Zum Ausgleich, so schreibt Keßler, werde Ungarn den Streifendienst verstärken, das Netz der Beobachtungstürme erweitern, in schwer passierbarem Gelände mehr berittene Grenzstreifen einsetzen und die Bevölkerung des grenznahen Raumes "effektiver" in die Grenzsicherung einbeziehen.

Die Staats- und Parteiführung in Ostberlin ahnt also nicht, welche Folgen die ungarischen Maßnahmen haben, die am 2. Mai 1989 beginnen – und von denen die Menschen in der DDR durch die Westmedien erfahren.