Das Tor zum All wird 50

Europäische Raumflugkontrolle Das Tor zum All wird 50

Das Europäische Raumflugkontrollzentrum wird 50. Für Bundeswirtschaftsministerin Zypries ist es "ein Aushängeschild für die Kooperation zwischen EU und ESA." Die Bundesregierung engagiert sich sehr für die Raumfahrt. Ein großer Erfolg: Alexander Gerst wird erster deutscher Kommandant der ISS sein.

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Eine Experte im Kontrollcenter der ESA beobachtet vor Bildschirmen die Mission Rosetta

Aus dem Kontrollcenter in Darmstatt beobachteten die Wissenschaftler die Mission Rosetta.

Foto: picture alliance / AP Photo

Vor drei Jahren landete ein Mini-Labor auf dem Kometen Tschuri - die Rosetta-Mission war ein großer Erfolg und nur ein Höhepunkt von vielen für das Europäische Raumflugkontrollzentrum, kurz ESOC. Das Operationszentrum der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat seinen Hauptsitz in Darmstadt. Es wurde vor 50 Jahren, am 8. September 1967, eröffnet.

Im Mai 1968 wurde der erste von ESOC gesteuerte Satellit gestartet: Esro 2B erforschte kosmische und solare Strahlung.

Raumfahrt im Umbruch

Erfolgreiche Großprogramme wie Galileo und Copernicus werden aus Darmstadt gesteuert. Doch den nächsten 50 Jahren werde sich das ESOC neuen Herausforderungen gegenüber sehen, "die mit zunehmender Digitalisierung, großen Datenmengen aus Megakonstellationen und neuen Tools einhergehen", so Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Die Ministerin zählt auf das ESOC-Kontrollteam. Mit seinem "Pioniergeist" werde es neue Lösungen entwickeln und die Herausforderungen vor allem als große Chance sehen, so Zypries.

Satelliten stellen täglich Daten zur Verfügung, etwa für Landwirtschaft, für Katastrophenschutz und über Erdbeben und Tsunamis. ESOC-Chef und ESA-Direktor für Missionsbetrieb, Rudolf Densing, sagte: "Daten aus dem Weltall sind das Öl des 21. Jahrhunderts."

Galileo statt GPS

Ergebnisse der Raumfahrtforschung leisten entscheidende Beiträge für den Schutz der Erde, Forschung und Innovation, Kommunikation und Sicherheit. Bei Naturkatstrophen und bei Missionen zur Friedenssicherung werden Satelliten immer wichtiger.

Beim Galileo-Navigationssystem übernimmt Deutschland eine Führungsrolle. Es besitzt ein enormes Marktpotenzial in allen Bereichen des Verkehrswesens, aber auch in der Geodäsie, der Landwirtschaft und nicht zuletzt in der Raumfahrt selbst.  

Es soll eine zivile europäische Alternative zum amerikanischen GPS (Global Positioning System) bieten und Europa technologische Stärke im globalen Wettbewerb gegenüber den heutigen Systemen verschaffen. Galilei soll präzisere Daten liefern und weitergehende Dienste anbieten als das GPS.

ISS - ein Außenposten im Weltall

Das ESOC kooperiert mit dem bislang größten Technologieprojekt aller Zeiten, der Internationalen Raumstation ISS. Der Außenposten der Menschheit im All ist ein "fliegendes Labor" mit exzellenten Möglichkeiten für Wissenschaft und industrielle Forschung.

Die Bundesregierung engagiert sich seit langem für die Raumfahrt. Deutschland trägt 39 Prozent des europäischen Anteils an der internationalen Mission. Es nimmt damit EU-weit eine Spitzenstellung ein. Umgerechnet zahlt jeder Einwohner Deutschlands jährlich 2,50 Euro. Bis Ende 2016 zahlten die ESA-Mitgliedstaaten gut neun Milliarden Euro.

Europa ist über die Europäische Weltraumorganisation ESA einer von fünf internationalen Partnern bei Aufbau, Betrieb und Nutzung der ISS (neben Japan, Kanada, Russland, USA). Die Kosten für die Weltraumforschung sind enorm. Bis Ende 2016 haben die Beteiligten rund 100 Milliarden Dollar beigetragen.

Mars und Mond zum Greifen nah

Als erster Deutscher wird der Astronaut Alexander Gerst Kommandant der ISS sein. Seine zweite Mission ist für Mai bis November 2018 geplant. Mit seinen Forschungen auf der ISS soll der Bau von Raumschiffen vorbereitet werden, die Menschen "über unsern Horizont hinaus bringen", so Gerst Ende Mai im Europäischen Astronautenzentrum in Köln.

Mars und Mond sind für Gerst eine Art achter und neunter Kontinent. "Vielen ist nicht bewusst, wie greifbar nah unsere kosmischen Nachbarn inzwischen gekommen sind und wie wichtig es ist, dass wir sie erforschen."

Darüber hinaus wird der Astronaut voraussichtlich mit dem ESA-Trainingssystem MARES zur Erforschung von Muskelschwund arbeiten und Plasmakristalle in der Schwerelosigkeit untersuchen.

Gerst war bereits von Mai bis Dezember 2014 als Bordingenieur auf der ISS. Seit Monaten pendelt er zwischen den USA und Russland, um sich auf seinen Einsatz auf der Raumstation vorzubereiten.

Auf der ISS kann sowohl in Laborelementen (Materialforschung und Lebenswissenschaften) als auch auf Außenplattformen (Technologie) geforscht werden. Sie hat eine Masse von etwa 430 Tonnen und ist 107 Meter breit und 88 Meter lang. Seit November 2000 wird sie von wechselnden Besatzungen bewohnt.

Satellitennavigationssysteme für Verkehrsplanung und Logistik

Raumfahrttechnologie hat sich zu einem Schlüsselwerkzeug der Industrie- und Informationsgesellschaft entwickelt. Daten- und Kommunikationsverbindungen über Satellitennavigationssysteme sind unverzichtbar, wo keine terrestrische Infrastruktur besteht oder diese zerstört wurde.

Nahezu jedes Unternehmen und jeder Bürger nutzt heute Technologien und Dienste, die auf Experimenten im Weltraum basieren. Fernsehen via Satellit ist eine Selbstverständlichkeit, Kommunikationssatelliten verbinden Menschen weltweit.

"Die Beiträge, die die deutsche Raumfahrt für unseren Alltag leistet, sind unverzichtbar", so das Bundeswirtschaftsministerium. "Ohne satellitengestützte Navigationssysteme, Radio- und TV-Transponder im Erdorbit und ohne hoch auflösende Satellitenbilder zur Unterstützung des Städtebaus oder der Forst- und Landwirtschaft sähe unser Leben deutlich anders aus."