„Die Zukunft hängt an Forschung und Entwicklung“

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Kanzler-Empfang für „Jugend forscht“ „Die Zukunft hängt an Forschung und Entwicklung“

Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Dienstag  Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen Bundeswettbewerbs „Jugend forscht“ im Kanzleramt empfangen. Traditionell verlieh der Bundeskanzler dabei auch seinen „Sonderpreis für die originellste Arbeit“ an zwei Berliner Schülerinnen, die einem besonderen physikalischen Phänomen auf den Grund gingen.

3 Min. Lesedauer

Charlotte Klar und Katharina Austermann präsentatieren ihr Forschungsprojekt Bundeskanzler Olaf Scholz.

Die 18jährigen Schülerinnen Charlotte Klar und Katharina Austermann erklärtem dem Kanzler ihre Arbeit.

Foto: Bundesregierung/Kugler

Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Dienstag die Preisträgerinnen und Preisträger von „Jugend forscht“ ins Kanzleramt eingeladen. Der Kanzler blickte zunächst auch zurück und erinnerte sich daran, dass es „Jugend forscht“ schon zu seiner Schulzeit gab und dieser ganz beeindruckende Wettbewerb viele Jahrzehnte unser Land prägte. Es erfülle ihn daher mit Stolz, Dankbarkeit und großer Begeisterung, dass „ich heute hier mit allen Preisträgerinnen und Preisträgern und all denjenigen, die etwas gemacht haben, zusammen sein kann und wir uns über die Ergebnisse freuen“.

Weniger Zukunftssorgen

Bundeskanzler Scholz betonte seinen Stolz, dass sich vor allem im Vorfeld „so viele angestrengt und eine ganze Reihe von sehr wichtigen Forschungsleitungen zustande gebracht haben“. Insgesamt haben 9.400 Jugendliche ihre Projekte beim diesjährigen Wettbewerb eingereicht, davon über 40 Prozent Mädchen und junge Frauen. Dies gäbe ihm das Gefühl, sich deshalb um die Zukunft unseres Landes „etwas weniger Sorgen“ zu machen. Denn: „Die Zukunft hängt an Forschung und Entwicklung“, sagte Scholz. Bereits bekannte Dinge werden „weder Wohlstand noch Reichtum bescheren“.

11:27

Video Empfang des Kanzlers für die Preisträgerinnen und Preisträger des Bundeswettbewerbs „Jugend forscht 2023“

Für den diesjährigen Wettbewerb „Jugend forscht" unter dem Motto „Mach Ideen groß!“ gab es bundesweit 9.386 Anmeldungen - eine Zunahme um 10,1 Prozent nach den coronabedingten Rückgängen bei der Beteiligung 2021 und 2022. Es wurden insgesamt 5.156 Projekte angemeldet, gut 7,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Mädchenanteil bei den Anmeldungen erreichte mit 41,1 Prozent den bislang höchsten Wert in der „Jugend forscht“-Geschichte. Für die Wettbewerbsrunde 2023 meldeten sich insgesamt 3.857 Jungforscherinnen an. Im vergangenen Jahr betrug der Mädchenanteil 40,5 Prozent.

„Schweben braucht Wärme“

Charlotte Klar und Katharina Austermann aus Berlin gingen einem besonderen Phänomen auf den Grund: Wird Kohlenstoff erwärmt, kann er sich in eine spezielle Form umwandeln, nämlich in pyrolytisches Grafit. Das Material zeigt dann eine besondere Eigenschaft: Es kann über einer schachbrettartigen Anordnung von Magneten schweben. Eine Frage interessierte die beiden 18-jährigen Abiturientinnen dabei besonders: Lässt sich der Schwebevorgang durch Zufuhr von Wärme oder Kälte manipulieren?

Dazu führten die Beiden eine Reihe von Versuchen durch: Unter anderem kühlten sie den pyrolytischen Grafit mit Trockeneis auf Minusgrade herunter und beobachteten, dass er dabei stärker von einem Magneten abgestoßen wurde als im warmen Zustand. Damit konnten sie zeigen, dass die magnetischen Eigenschaften des Grafits tatsächlich von der Temperatur abhängen.

Charlotte Klar und Katharina Austermann wissen es besser als die Schulbücher: „Unser Ziel war es, einen Widerspruch in der Literatur aufzuklären. Wir haben verschiedene Experimente dazu gemacht. Als wir die Messergebnisse gesehen haben, waren wir uns endgültig sicher, dass die Darstellungen in den Lehrbüchern nicht ganz korrekt sind“.

Bundeskanzler Olaf Scholz war vom Ansatz der beiden Schülerinnen begeistert und gratulierte ihnen für ihr Engagement und den Mut, sich Fachwissen für ein komplexes Thema anzueignen, das weit über den Schulstoff hinausgeht, und überreichte beiden Forscherinnen seinen „Sonderpreis für die originellste Arbeit“.

In einem Interview berichten Katharina Austermann und Charlotte Klar von ihrer Projektidee, den besonderen Herausforderungen bei der Umsetzung und wie „unwirklich“ es sich für beide anfühlte, diesen besonderen Preis zu erhalten.

Eine Erfolgsgeschichte

Für das Finale der 58. Wettbewerbsrunde von „Jugend forscht“stellten sich 173 Jugendliche mit insgesamt 108 Projekten einer ausgewählten Fachjury. Die Finalisten setzen sich in insgesamt 120 Wettbewerbsveranstaltungen auf Regional- und Landesebene durch. Die Projekte teilen sich in sieben Fachgebiete auf: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik. Die jeweils besten fünf Projekte pro Fachgebiet werden mit Geld- und Sachpreisen wie beispielsweise Forschungspraktika und Stipendien ausgezeichnet.

Im Jahr 1971 verlieh der damalige Bundeskanzler Willy Brandt erstmals den „Sonderpreis für die originellste Arbeit“ beim Bundeswettwerb „Jugend forscht“. Seine Nachfolger und Nachfolgerin im Amt setzten die Tradition fort. Damals lag die Teilnehmerzahl bei knapp 1.000, heute melden sich regelmäßig bis zu 10.000 junge Menschen für den jährlichen Wettbewerb an.

Begeisterung für MINT-Berufe

Die Bundesregierung setzt sich mit einer Vielzahl von Initiativen dafür ein, dass mehr MINT-Fachkräfte (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) gewonnen werden. Denn aktuell fehlen 310.000 Arbeitskräfte in Deutschland im MINT-Bereich. Hier setzt beispielsweise der „MINT-Aktionsplan 2.0“ an. Er bündelt Maßnahmen entlang der gesamten Bildungskette, also von der Kita bis zur Hochschule und der Aus- und Weiterbildung. Ziel ist es, bereits Kita-Kinder für Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Hierfür werden Fach- und Lehrkräfte mit einem speziellen Bildungsprogramm unterstützt, um Kinder beim Entdecken, Forschen und Lernen qualifiziert zu begleiten.