Betriebe und Bewerber zusammenbringen

Im Kabinett: Berufsbildungsbericht 2015 Betriebe und Bewerber zusammenbringen

Über die Hälfte aller Schulabgänger, 522.000 junge Menschen, haben 2014 eine duale Ausbildung begonnen. Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hat sich leicht verbessert. Aber mehr junge Leute müssten schneller in Ausbildung kommen, sagen die Ministerinnen Wanka und Nahles.

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Assistenten für Regenerative Energietechnik und Energiemanagement

Die duale Berufsausbildung eröffnet vielfältige Entwicklungschancen.

Foto: Burkhard Peter

"Die Chance einen Ausbildungsplatz zu bekommen, war noch nie so hoch", so Bundesbildungsministerin Johanna Wanka bei der Vorstellung des Berufsbildungsberichtes 2015. Dennoch sei es für viele außerordentlich schwierig, das passende Angebot zu finden.

Für Bewerber hat sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt im vergangenen Ausbildungsjahr leicht verbessert. Ihnen standen mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung. Rund 522.000 neue Ausbildungsverträge wurden bis Ende September 2014 geschlossen. Das sind etwas weniger (minus 1,4 Prozent) als im Jahr 2013.

20.900 Bewerber fanden bis Ende September 2014 keinen Ausbildungsplatz. Weitere 60.300 begannen zunächst eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, ein Praktikum oder eine Einstiegsqualifizierung. Sie suchten gleichzeitig weiter nach einer Ausbildungsstelle.

"Prävention statt Reparatur ist das gemeinsame Motto", so Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Beide Ministerinnen appellierten an die Unternehmen, auch Jugendliche mit Hauptschubschluss auszubilden. Kleine Unternehmen könnten ein Coaching in Anspruch nehmen, das bei der Einstellung und Ausbildung leistungsschwächerer Jugendlicher unterstützt.

Derzeit ziehen sich immer mehr kleine und Kleinstbetriebe aus der Ausbildung zurück. Sie können im Wettbewerb um Ausbildungsbewerber mit mittleren und großen Unternehmen oft nicht mithalten.

Der Berufsbildungsbericht 2015 liefert die wesentlichen Daten zu den Entwicklungen und zum Abschluss des Ausbildungsjahres 2013/2014. Mit dem Bericht beschließt die Bundesregierung gleichzeitig die Schwerpunkte für die Berufsbildungspolitik der nächsten Jahre.

Der Berufsbildungsbericht wird jährlich vom Bundesinstitut für Berufsbildung für das Bundesministerium für Bildung und Forschung herausgegeben. Das Ministerium übergibt den Berufsbildungsbericht nach dem Kabinettsbeschluss an Bundesrat und Bundestag.

Programme des Bundes

Der Bund könne nun drei Programme flächendeckend anbieten, so Bundesarbeitsministerin Nahles.

1,3 Milliarden Euro stehen mit dem Programm "Bildungsketten" für eine flächendeckende Berufsorientierung zur Verfügung. Damit können 500.000 Schülerinnen und Schüler durch eine Potenzialanalyse mehr über ihre Fähigkeiten und beruflichen Möglichkeiten erfahren. Diese Analysen sollen künftig auch an Gymnasien in der 11. Klasse durchgeführt werden.

Mit einer Milliarde Euro können die Arbeitsagenturen 113.000 Jugendliche an 3.000 Schulen bis zum Berufseinstieg begleiten. Diese Berufseinstiegbegleitung für schwächere Schüler beginnt ein Jahr vor Schulabschluss.

Die Bundesagentur für Arbeit wird mit dem Ausbildungsjahr 2015/2016 zunächst bis zu 10.000 Assistierte Ausbildungsplätze für benachteiligte junge Menschen anbieten. Die Assistierte Ausbildung unterstützt Auszubildende und Betriebe während der gesamten Ausbildung. Mehr Auszubildende als bisher sollen ausbildungsbegleitende Hilfen in Anspruch nehmen können. Die Bundesregierung hat dazu die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen.

In immer mehr Jugendberufsagenturen arbeiteten kommunale Jugend- und Sozialämter mit den Arbeitsagenturen zusammen, um besonders benachteiligte Jugendliche in Ausbildung zu bringen. Das Programm KAUSA unterstütze jugendliche Migrantinnen und Migranten bei der Ausbildung, ergänzte Nahles.

Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt

Über die Hälfte der Schulabgänger beginnen eine Berufsausbildung. Aber sehr viele Betriebe konnten ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen. Rund 37.100 Stellen blieben unbesetzt. Das sind zehn Prozent mehr als im Jahr davor – ein neuer Höchststand. Betroffen sind sowohl Industrie, als auch Handel und Handwerk.

Vor allem Ausbildungsplätze für Restaurantfachleute, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk und in der Systemgastronomie, Klempner, Fleischer, Bäcker, Drogisten, Tierwirte, Köche und Gebäudereiniger blieben unbesetzt.

Die Berufswünsche der Jugendlichen, das regional unterschiedliche Angebot und die Anforderungen an die Bewerber passen immer öfter nicht zusammen. Deshalb hat es sich die "Allianz für Aus- und Weiterbildung" zur Aufgabe gemacht, Bewerber und Ausbildungsbetriebe besser zusammenzuführen.

Bundesregierung, Länder, Wirtschaft, Gewerkschaften und Bundesagentur für Arbeit haben sich im Dezember 2014 zur "Allianz für Aus- und Weiterbildung 2015 - 2018" zusammengeschlossen. Sie wollen alle ausbildungsinteressierte junge Menschen frühestmöglich zu einem Berufsabschluss bringen. Die betriebliche Ausbildung hat dabei Vorrang.

Viele müssen Schulabschlüsse nachholen

256.110 Jugendliche begannen eine Übergangsmaßnahme statt einer Ausbildung. Das sind 160.000 weniger als im Jahr 2005, aber noch immer zu viele. Fast die Hälfte von ihnen hat einen Hauptschulabschluss, rund 21 Prozent haben keinen Schulabschluss. Sie können in Lehrgängen ihren Haupt- oder Realschulabschluss nachholen, ein Berufsvorbereitungsjahr, eine Einstiegsqualifizierung oder Bildungsgänge an Berufsschulen absolvieren.

Nach Ende der Maßnahme begannen 42 Prozent der Teilnehmer innerhalb von sechs Monaten, über die Hälfte nach 14 Monaten und 70 Prozent nach 38 Monaten eine reguläre Ausbildung.

Abiturienten und Studienabbrecher für Ausbildung gewinnen

Die berufliche Ausbildung steht in zunehmendem Wettbewerb um Nachwuchskräfte mit den Hochschulen. Die Bundesregierung unterstützt Initiativen der Wirtschaft, zum Beispiel des Handwerks, um Abiturienten und Studienabbrecher für die duale Berufsausbildung zu interessieren. Die berufliche Bildung bietet gute Karrierechancen für sie als künftige Fach- und Führungskräfte.

Studienabbrecher können sich nach einer verkürzten Ausbildung unmittelbar weiterqualifizieren. Das Programm "Jobstarter plus" fördert Projekte, die Studienabbrechern neue Chancen in der beruflichen Bildung eröffnen.

Die duale Berufsausbildung ist unverzichtbar für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie ist wesentlich dafür, dass die deutsche Wirtschaft ihren künftigen Fachkräftebedarf decken kann. Ziel der Bundesregierung ist es, die Attraktivität der beruflichen Bildung zu steigern. Wanka stellt in diesem Zusammenhang fest, dass die Wertschätzung in der Gesellschaft für die duale Berufsausbildung steigen müsse.