Ausstellung zur Provenienz eigener Bestände

Landesmuseum Oldenburg Ausstellung zur Provenienz eigener Bestände

"Herkunft verpflichtet! Die Geschichte hinter den Werken" – Unter diesem Titel zeigt das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg eine Sonderausstellung. Das Museum geht darin den Eigentumsverhältnissen von 60 Kunstobjekten aus seiner Sammlung nach. Im Fokus steht die Frage "Wie kamen sie hierher?".

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2011 hatte das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg damit begonnen, seine Bestände auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kunstobjekte zu untersuchen. Unterstützt wurde das Museum bei diesem schwierigen Unterfangen von der Arbeitsstelle Provenienzforschung, die inzwischen beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg angesiedelt ist.

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste wurde 2015 gemeinsam von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden auf Initiative von Kulturstaatsministerin Monika Grütters errichtet. Als zentraler Ansprechpartner steht die Stiftung bei Fragen unrechtmäßiger Entziehungen von Kulturgut in Deutschland im 20. Jahrhundert zur Seite steht – national und international. Es fördert die Provenienzforschung über finanzielle Zuwendungen und dokumentiert Kulturgutverluste als Such- und Fundmeldungen in seiner öffentlich zugänglichen Datenbank Lost Art.

Schlagwortausstellung zur Provenienzforschung

Die Ergebnisse können interessierte Besucherinnen und Besucher nun in der Sonderausstellung "Herkunft verpflichtet! Die Geschichte hinter den Werken" betrachten. In einer Art Zwischenbilanz zeigen die Ausstellungsmacher anhand von 60 Objekten aus der Oldenburger Sammlung, was Provenienzforschung genau ist und warum sie vielfach einer Sisyphusarbeit gleicht.

Mit Schlagworten von A bis Z erklären sie die wichtigsten Fragestellungen dieses Forschungsgebietes wie zum Beispiel "Was wurde als 'Entartete Kunst' von den Nationalsozialisten beschlagnahmt?" oder "Was bedeutet 'Restitution'?"

Die Schau bildet daher vor allem die wechselnden Eigentumsverhältnisse der Kunstwerke während der Zeit des Nationalsozialismus ab. Unter den gezeigten Gegenständen befinden sich Gemälde, Möbel, kunstgewerbliche Objekte, Inventarbücher und Auktionskataloge.

Illegaler Handel mit Raubkunst

Ausgangsfrage des Forschungsprojektes war die Frage "Wie kamen die Objekte hierher?" Ein Teil der Antwort ist in vielen Fällen das Einzelschicksal der ursprünglichen Besitzerinnen oder Besitzer, denen die Ausstellung breiten Raum gibt. Hierin wird auch das Ausmaß des nationalsozialistischen Kunstraubes deutlich.

Gezeigt wird zum Beispiel die Geschichte einer Waschkommode aus dem 18. Jahrhundert, die das Landesmuseum 1940 auf einer sogenannten Judenauktion erworben hatte. Besitzerin des Möbels war eine jüdische Witwe, die aus ihrer ostfriesischen Heimat vertrieben worden war. Sie hatte keine andere Wahl, als diesen Besitz zu verkaufen. Deshalb handelt es sich nachweislich um NS-Raubgut.

Rückgabe von unrechtmäßig entzogenem Kulturgut

In solchen bewiesenen Fällen von unrechtmäßiger Enteignung unter der Nazi-Diktatur bemüht sich das Landesmuseum, das betreffende Objekt zurück zu geben. Dazu muss jedoch zunächst festgestellt werden, ob es heute noch rechtmäßige Erben des ursprünglichen Besitzers gibt. Im Fall der Waschkommode blieb die Suche erfolglos.

Seit März bietet das Landesmuseum Oldenburg zusammen mit dem Stadtmuseum Oldenburg und dem Schlossmuseum Jever Familien im Weser-Ems-Gebiet die Möglichkeit, Erbstücke in den drei Museen als Leihgabe abzugeben, bei denen es sich mutmaßlich oder erwiesenermaßen um NS-Raubgut aus jüdischem Besitz handelt.

Öffentlichkeit suchen, um Anspruchsberechtigte zu finden

So soll die Identifikation und die Abgabe von Raubgut erleichtert werden, um sie letztlich restituieren zu können. In der Hoffnung, möglicherweise Hinweise auf die einstigen Eigentümer zu erhalten oder ihre Nachfahren ausfindig machen zu können, werden die abgegebenen Objekte angemessen in den Museen verwahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In der vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste betriebenen Lost-Art-Datenbank werden diese Objekte aus Privathand zudem veröffentlicht.