Ausstellung zum NS-Kunstraub

Nachlass Gurlitts in der Bundeskunsthalle Ausstellung zum NS-Kunstraub

Die Bonner Bundeskunsthalle hat die Schau "Bestandsaufnahme Gurlitt. Der NS-Kunstraub und die Folgen" eröffnet. "Die Ausstellung macht deutlich, dass hinter jedem entzogenen, geraubten Kunstwerk das individuelle Schicksal eines Menschen steht", so Kulturstaatsministerin Grütters.

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Ausstellungseröffnung Gurlitt in der Bundeskunsthalle

"Bestandsaufnahme Gurlitt" in der Bundeskunsthalle: Für Grütters Ausgangspunkt für weitere Forschungen.

Foto: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH/Benjamin Westhoff

Entrechtet, beraubt, verfolgt – ein Schicksal, das Elsa Cohens Familie mit vielen anderen während der nationalsozialistischen Herrschaft teilt. In ihrer Not verkaufte Cohen 1938 eine wertvolle Zeichnung Adolph Menzels zu einem Spottpreis an Hildebrandt Gurlitt, um ihre Flucht in die USA zu finanzieren. Ihr Vater, ein jüdischer Kunstsammler, hatte die Zeichnung ursprünglich für einen um ein Vielfaches höheren Preis erworben.

Nach Entdeckung der Kunstsammlung Gurlitts 2012 und aufwändiger Forschung werden nun diese Schicksale und die mit dem NS-Kunstraub in Verbindung stehenden Werke in der Bundeskunsthalle Bonn vorgestellt.

Bund nimmt historische Verantwortung wahr

Auf Initiative von Kulturstaatsministerin Monika Grütters sind mit der Ausstellung die 250 Werke aus dem Nachlass Gurlitts erstmals allen Interessierten zugänglich gemacht worden.

Ausstellungseröffnung Gurlitt in der Bundeskunsthalle

Intendant Wolfs mit Kulturstaatsministerin Grütters in der Ausstellung.

Foto: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH/Benjamin Westhoff

Das Schicksal des einzelnen Menschen, das hinter jedem geraubten Kunstwerk steht, gelte es, anzuerkennen und öffentlich zu machen.

"Das sind wir den Opfern der Nationalsozialisten und deren Nachfahren schuldig", hob Grütters bei der Eröffnung der Ausstellung in Bonn hervor.

Die Werke werden in Bezug zu den Biografien der Betroffenen gesetzt, die Mechanismen der NS-Kulturpolitik offengelegt. Die Ausstellung behandelt auch den aktuellen Umgang mit ungeklärten Fragen und die ambivalente Rolle Gurlitts.

Ausstellung ist Ausgangspunkt für weitere Aufarbeitung

Die Ausstellung macht auch die Schwierigkeiten bei der Provenienzforschung deutlich: "Sie sensibilisiert dafür, wie mühsam, langwierig und ungeheuer schwierig es ist, die Herkunft eines Kulturguts über Jahrzehnte zurück zu verfolgen", betonte Grütters.

Ausstellungseröffnung Gurlitt in der Bundeskunsthalle

Besucher in der Ausstellung.

Foto: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH/Benjamin Westhoff

Die Kulturstaatsministerin hat die Gelder für Provenienzforschung deutlich erhöht, von 2 auf 6,5 Millionen Euro.

"So ist die 'Bestandsaufnahme Gurlitt' denn auch kein Schlusspunkt der Aufarbeitung, sondern ganz im Gegenteil: ein Ausgangspunkt, von dem aus mehr Forschende als bisher mit besserem Rüstzeug als bisher der Wahrheit auf den Grund gehen können."

Ergänzend zur Ausstellung in Bonn zeigt das Kunstmuseum Bern in der Ausstellung "Entartete Kunst» – Beschlagnahmt und verkauft" Werke aus dem Nachlass Gurlitts, die während der NS-Diktatur als "entartet" diffamiert wurden. Kulturstaatsministerin Grütters ist Schirmherrin beider Schauen.

Fortschritte bei der Aufarbeitung

In diesem Jahr konnte die Zeichnung Menzels den Nachkommen Elsa Cohens zurückgegeben werden. Eine rückstandlose Entschädigung für den materiellen und persönlichen Verlust der Cohens und vieler anderer herbeizuführen, ist nahezu unmöglich. Ebenso unmöglich, wie bei der aktuellen Quellenlage die Herkunft aller Werke lückenlos zu klären, Raubkunstverdacht vollständig auszuräumen oder zweifelsfrei zu bestätigen. Doch die Ausstellung setzt ein wichtiges Zeichen für die Würdigung der meist jüdischen Opfer und die Aufarbeitung des nationalsozialistischen Kunstraubs.