Integrationsmedaille
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Aslı Peker Gaubert, Trägerin der Integrationsmedaille
Foto: IB
Netzwerke aufbauen, um Vorurteile abzubauen
„Mir ist es sehr wichtig, dass die Menschen mit Migrationshintergrund Partizipationsmöglichkeiten kennen lernen“, sagt sie – und handelt entsprechend: Das Interkulturelle Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum in Berlin-Marzahn hat Aslı Peker Gaubert ins Leben gerufen, und sie ist stolz darauf, dass auch viele Deutsche zu den Veranstaltungen kommen. „Vorurteile haben ja auch immer damit zu tun, dass man sich nicht kennt. Darum lade ich die Deutschen, die im Stadtteilzentrum andere Kurse besuchen, gezielt ein, zum Beispiel zum internationalen Frühstück.“
Interreligiöse Dialoge, Ausstellungen von Künstlern mit Migrationshintergrund oder auch Informations-Veranstaltungen der Verbraucherzentrale, die zu bestimmten Themen zweisprachig angeboten werden, bereichern seit Jahren das Stadtteilzentrum.
Ein Netzwerk der Kulturen schaffen
Aslı Peker Gaubert arbeitet außerdem daran, ein Netzwerk von Helfern aus den verschiedensten Ländern zu knüpfen: Vietnamesen, Russen und Tschetschenen geben neu Zugewanderten Tipps und übersetzen in Schulen und auf Ämtern. „Bei vielen Ehrenamtlichen läuft der Kontakt jetzt direkt, und nicht mehr über mich“, erzählt sie. „Wenn die Schulen Übersetzungshilfe brauchen, wenden sie sich direkt an die Ehrenamtlichen. Und das tut ihnen wiederum gut und stärkt ihr Selbstbewusstsein.“ Alle Seiten profitieren, das Verständnis füreinander ist schon deutlich gewachsen. Und Aslı Peker Gaubert hat den Anstoß dafür gegeben, und zwar mit Nachdruck: Waren es vor zwei Jahren nur etwa 10 Helfer, so vermitteln jetzt in Berlin-Marzahn schon über 50 Ehrenamtliche zwischen den Kulturen. Angeworben werden sie notfalls auch an Bushaltestellen: „Wenn ich jemanden mit Migrationshintergrund kennenlerne, von dem ich denke `Der erfüllt eine Vorbildfunktion`, dann versuche ich ihn für unsere Projekte zu gewinnen.“
Berufliches und privates Engagement
Dabei ist es für sie hilfreich, auch selbst einen Migrationshintergrund zu haben. Ihre Eltern kamen in den 60er Jahren aus der Türkei nach Deutschland. Ihr Vater war der erste türkische Einwanderer, der einen Deutschkurs mit Zertifikat gemacht hat. Aslı Peker Gaubert ist 1976 in Duisburg geboren und nach dem Abitur nach Berlin gezogen. Ihr Studium der Germanistik und Geschichte hat sie 2004 zugunsten ihrer Leidenschaft für das soziale Engagement aufgegeben. Seitdem arbeitet sie für die Volkssolidarität im Landesverband Berlin.
Auch privat arbeitet sie daran, die bürgerschaftliche Teilhabe von Migranten zu stärken. Ganz aktuell hat sie zum Beispiel eine junge Französin an die Arbeitsgruppe Bürgerhaushalt Berlin vermittelt. Sie stellt den Kontakt her und begleitet die Interessierten beim ersten Besuch. Was dann am Ende aus der Sache wird, bleibt den Leuten selbst überlassen. Sie sieht ihre Aufgabe darin, Anstöße zu geben und zu informieren, weniger in einer langfristigen Begleitung.
Was Aslı Peker Gaubert dabei hilft, „ihre“ Ehrenamtlichen noch besser zu verstehen, ist ihr eigenes ehrenamtliches Engagement: In der Suppenküche eines Berliner Franziskanerklosters hilft sie jeden zweiten Sonntag, das Essen für die Bedürftigen vorzubereiten und auszuteilen. „Dabei haben sich schon viele gewundert, dass ich als Muslimin in einer katholischen Einrichtung helfe. Aber da spricht doch überhaupt nichts gegen. Es geht doch um die Menschen.“
Helfen. Hier und jetzt
Ihr Ziel ist es, das Netz von internationalen Ehrenamtlern in Berlin-Marzahn weiter auszubauen. Am besten sollte der Tag dafür noch ein paar Stunden mehr haben, findet sie. Auch damit sie ihr Fernstudium der Gemeinde-Psychologie weiter vorantreiben kann. „Eine wirkliche Herzensangelegenheit ist es aber, dass die Menschen sich als Person beurteilen, wenn sie sich treffen, und nicht in Vorurteile gegen ganze Gruppen verfallen. Daran mangelt es noch ein bisschen.“ Und das möchte sie verändern. Hier und jetzt.