9. November: Ein historisches Datum

Erinnern und Gedenken 9. November: Ein historisches Datum

Wie kein anderes Datum steht der 9. November für die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert. Viele zentrale Ereignisse jähren sich an diesem Tag. Häufig ist vom "Schicksalstag der Deutschen" die Rede.

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Westberliner begrüssen die Besucher aus Potsdam auf der Glienicker Brücke. Im Vordergrund ein Trabant

Tausende DDR-Bürger strömen über die Grenzübergänge. 28 Jahre nach ihrer Errichtung fällt die Mauer.

Foto: picture-alliance / akg-images

Der 9. November steht für viele Menschen für den Mauerfall. Mit einer missverständlichen Ankündigung zu einer neuen Reiseregelung löste SED-Politbüromitglied Günter Schabowski den Ansturm tausender DDR-Bürger auf die Grenzkontrollstellen aus. Unbedachte Worte, auf die der Mauerfall und die Deutsche Einheit folgten.

"Sofort! Unverzüglich"

Auf die Frage eines Journalisten, ab wann die neue Reiseregelung für Menschen in der DDR gelte, hatte Schabowski am Abend des 9. Novembers gestottert: "Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort …unverzüglich". Schnell machte die Antwort die Runde. Hatten viele DDR-Bürger doch die Pressekonferenz verfolgt, die ab 19:00 Uhr im Fernsehen übertragen wurde. So mancher traute damals seinen Ohren nicht. Noch ungläubig gingen die ersten Berliner zu den Grenzkontrollstellen und erkundigten sich nach ihrer Ausreise in den anderen Stadtteil. Im Laufe des Abends kamen immer mehr. Aus der Bitte nach Ausreise wurde die Forderung "Wir wollen raus".

Um 23:30 Uhr war es dann endlich so weit: Der Grenzübergang an der Bornholmer Straße wurde für alle Berliner passierbar. Weitere Übergänge folgten. Die Mauer war offen: 28 Jahre, zwei Monate und 28 Tage nach ihrem Bau. Mit dem Fall der Mauer wurde die gesamte innerdeutsche Grenze durchlässig; der Weg zur Deutschen Einheit war geebnet.

Friedliche Revolution und Mauerfall

Freudentränen, Umarmungen und noch ungläubiges Kopfschütteln auf den Straßen von Berlin: Kaum einer hatte damit gerechnet oder zu hoffen gewagt, dass die Berliner Mauer, ein Bollwerk des Kalten Krieges, jemals fallen würde.

Die Friedliche Revolution hatte den Weg für Veränderungen geebnet und die DDR-Führung zu immer mehr Zugeständnissen in den Reiseregelungen bewegt. So schnell jedoch, wie am 9. November 1989 verkündet, hatte die DDR-Führung ihre Bürgerinnen und Bürger gar nicht ausreisen lassen wollen. Doch der mittlerweile berühmte Satz von Schabowski löste eine Eigendynamik aus, die nicht mehr aufzuhalten war.

Günter Schabowski, der am 1. November 2015 verstorben ist, hat damit Weltgeschichte geschrieben. Jahre später setzte sich Schabowski selbstkritisch mit seiner Rolle in der SED und DDR-Führung auseinander. Er bekannte sich zu Mitverantwortung und moralischer Schuld. Damit war er wohl das einzige Mitglied der SED-Führung, das zur Anerkennung der eigenen Schuld bereit war.

Datum der Reichspogromnacht

Der 9. November steht aber nicht nur für den Mauerfall: 1918 endete am 9. November das Deutsche Kaiserreich mit der Verkündung der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. zum Ende von vier fürchterlichen Kriegsjahren. Fünf Jahre später, am 9. November 1923, wollte Adolf Hitler mit seinem Marsch auf die Münchner Feldherrnhalle die junge Weimarer Demokratie stürzen.

Für Angst und Schrecken steht der 9. November 1938, als Angehörige von SA und SS Synagogen in Deutschland anzündeten. Sie plünderten Geschäfte jüdischer Eigentümer, zerstörten die Wohnungen jüdischer Mitbürger, misshandelten ihre Bewohner, verhafteten und töteten nicht wenige von ihnen. Das war der Auftakt zum millionenfachen Mord, zum Zivilisationsbruch der Shoah. Der 9. November wurde ein Tag der Scham und der Schande. Es sollte 61 Jahre dauern, bis aus dem 9. November auch wieder ein Tag des Glücks und der Freude werden konnte.

Jüdische Unternehmer in der Nazizeit

In diesem Jahr erinnert das Bundesjustizministerium mit einer Veranstaltung an die früheren Nutzer des Hauses in der Berliner Mohrenstraße 37/38, in dem sich heute das Ministerium befindet. Dort waren vor dem Zweiten Weltkrieg 59 Modezentren ansässig. Der nahe Hausvogteiplatz war das Zentrum der deutschen Mode - bis die Nazis die überwiegend jüdischen Unternehmer enteigneten, verfolgten und viele von ihnen ermordete.

Forscher der Humboldt-Universität zu Berlin haben im Auftrag des Justizministeriums die Schicksale dieser Unternehmer und ihrer Familien erforscht. Am Abend des diesjährigen 9. Novembers stellen sie ihre Ergebnisse vor.

Die Bundesregierung unterstützt und fördert das Gedenken an die Reichspogromnacht und den Fall der Mauer. Es ist ein großes Glück, dass das jüngere Datum für den Sieg der Freiheit steht.