100 Jahre Ufa

Deutsche Kinemathek 100 Jahre Ufa

Die Universum Film AG feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum. In der Ausstellung "Die Ufa – Geschichte einer Marke" zeigt die Deutsche Kinemathek den Wandel der legendären Produktionsfirma von den Anfängen in der Weimarer Republik bis hin zur Experimentalwerkstatt für das 360°-Virtual-Reality-Kino der Zukunft.

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Ufa-Palast am Zoo, Außenwerbung von Rudi Feld anlässlich der Uraufführung vonF.P.1 ANTWORTET NICHT, 22.12.1932D 1932, Regie: Karl Hartl

Beeindruckende Tradition: hier Außenwerbung zur Uraufführung von F.P.1 ANTWORTET NICHT, 1932

Foto: Deutsche Kinemathek – Fotoarchiv

Die Geburt der Universum Film AG stand unter keinem guten Stern: 1917 wurde die Ufa als Propaganda-Maschine des Deutschen Reiches gegründet. Der Erste Weltkrieg ging seinem Ende entgegen, die Weimarer Republik dämmerte herauf, Deutschland und Europa waren in einem Zustand größter Irrungen und Wirrungen. Womöglich war es unter anderem eben jene Orientierungslosigkeit, die den rasanten Aufstieg der ersten deutschen Filmproduktionsfirma ermöglichte.

Ausstellung betrachtet die Traumfabrik als Marke

In der aktuellen Ausstellung stehen denn auch weniger die cineastischen Meisterwerke mit Weltstars wie Marlene Dietrich im Fokus.

Zarah Leander (rechts) als Maria Stuart in "DAS HERZ DER KÖNIGIN" D 1940, Regie: Carl Froelich

Filmszene aus "Das Herz der Königin" von 1940 mit Zarah Leander als Maria Stuart.

Foto: Deutsche Kinemathek – Fotoarchiv

Vielmehr beleuchtet die Schau "Die Ufa – Geschichte einer Marke" die unternehmerischen Strategien, mit denen Deutschlands traditionsreichster Filmkonzern in den vergangenen 100 Jahren versuchte, seinen Platz auf einem international hart umkämpften Markt zu behaupten.

Kuratiert von Peter Mänz und Klaudia Wick dokumentieren insgesamt 160 Exponate die wechselhafte Unternehmensgeschichte. Originale Kostüme, Drehbücher, Setfotos, Plakate, Requisiten und Originaldokumente sowie viele Filmausschnitte und auch ganze Filme sind darin zu sehen.

Die Ausstellung "Die Ufa – Geschichte einer Marke" ist bis zum 22. April 2018 in der Deutschen Kinemathek in Berlin zu sehen. Der Bund fördert die Stiftung Deutsche Kinemathek aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin.

Gleichschaltung des Kinos

Ein Teil der Ausstellung widmet sich der Gleichschaltung der deutschen Kinoindustrie unter den Nationalsozialisten. Ab 1937 brachten sie sowohl das Unternehmen als auch dessen Produktionen auf Linie. Seither stand der Ufa-Rhombus untrennbar für alles, was Film und Kino im Deutschen Reich hervorbrachten, wie zum Beispiel den Nazi-Propagandafilm "Kolberg".

Wie die Ufa später seine eigene unrühmliche Geschichte aufarbeitete, zeigen Ausschnitte aus der Eigenproduktion "Ufa – Januskopf des deutschen Films" von 1967. Darin werden die Erinnerungen von Stars wie Ilse Werner, Grethe Weiser und Gustav Fröhlich kritisch kommentiert. Ein zeitgenössisches Interview mit dem ehemaligen Reichsfilmintendanten Fritz Hippler gibt ebenfalls Aufschluss über den damals vorherrschenden Antisemitismus in der deutschen Filmindustrie.

Die neue Ufa: Vom Kino ins Fernsehen

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ufa von den Siegermächten verboten. Als Nachfolger im Osten des geteilten Deutschlands gründeten die sowjetischen Besatzer den volkseigenen Betrieb DEFA. Im Westen wurde die Ufa einige Jahre später wiedergegründet.

Filmszene aus "DER MEDICUS": Links Stellan Skarsgård (Fahrender Bader) und rechts Tom Payne (Rob Cole) D 2013, Regie: Philipp Stölzl

Verfilmter Bestseller: Szene aus "Der Medicus" – eine Ufa-Produktion von 2013.

Foto: Universal/Stephan Rabold

1964 übernahm das Medienunternehmen Bertelsmann den Konzern und brachte ihn ins Fernsehen. Mit beliebten Unterhaltungsshows und Erfolgsserien wie dem "Tatort" oder "Danny Lowinski" sicherte sich die Ufa einen festen Platz in der Primetime.

Dass die Ufa auch heute noch großes Kino kann, davon zeugen in der Ufa-Ausstellung zum Beispiel Elyas M'Bareks Kostüm aus "Der Medicus" (2013) oder die berühmte Stoppuhr aus "Der Sandmann" (1995) mit Götz George.

Virtuelle Kinozukunft im Ufa-Lab

Um die Ufa auch für die kommenden Umwälzungen im Bereich Kino und Fernsehen sattelfest zu machen, gehen die Filmtechniker im "Ufa Lab" ganz neue Wege. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat die Produktionsfirma den volumetrischen Film "Ein ganzes Leben" entwickelt – ein begehbarer 360°-Film, den sich die Besucherinnen und Besucher der Ufa-Ausstellung im Museum für Film und Filmgeschichte anschauen können.

Mit einer Virtual-Reality-Brille können sie sich in einem dreidimensionalen Filmset aus den Zwanzigerjahren bewegen, um die Schauspieler herumgehen und selbst Teil der Filmszene werden.

Die Stiftung Deutsche Kinemathek wurde 1963 gegründet. Sie ist zugleich Archiv, Museum und Institut für Filmforschung. Ihre Sammlungen wurden weltweit in mehr als 50 Jahren zusammengetragen. Aus dem Haushalt der Kulturstaatsministerin wird die Kinemathek 2017 mit rund 8,3 Millionen Euro gefördert.