"Wie weit würdet Ihr fürs Klima laufen?"

Jugenddialog zur Weltklimakonferenz "Wie weit würdet Ihr fürs Klima laufen?"

"Wie können Jugendliche und junge Erwachsene besser an Klimapolitik beteiligt werden?", fragt Bundesministerin Hendricks in ihrer Videobotschaft zu Beginn des Jugenddialogs. An drei Orten, in Bochum, Eberswalde und Nürnberg, nahmen sich insgesamt rund 250 junge Leute einen Tag lang Zeit für das Thema.

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Hand mit Stift, die ein Plakat gestaltet

Eine Forderung der Jugendlichen: Klimathemen sollen zu einem Schwerpunkt in der Schule werden.

Foto: Thomas Köhler/photothek

Unter dem Motto "Unser Klima! Unsere Zukunft" hat das Bundesumweltministerium im Vorfeld der Weltklimakonferenz Jugendliche zur Diskussion eingeladen. In Bochum, Eberswalde und Nürnberg haben insgesamt rund 250 junge Leute einen Tag lang Ideen und Möglichkeiten diskutiert. Sie sprachen über ihren persönlichen Umgang mit Klimafragen sowie die deutsche und die internationale Klimapolitik.

Der Prozess gipfelt in einem Jugendreport, den die Jugendlichen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks für die Weltklimakonferenz in Bonn mitgeben. Ihr Ziel: Eine stärkere Sensibilisierung für die Bedürfnisse der Jugend bei der Weltklimakonferenz.

Die 23. Weltklimakonferenz 2017 findet in Deutschland unter der Präsidentschaft der Fidschi-Inseln statt. Diplomaten, Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft aus aller Welt werden sich vom 6. bis 17. November 2017 in Bonn treffen.

In Eberswalde: Kritische Fragen und lebhafte Diskussionen

Gut gelaunt und überwiegend klimafreundlich sind rund 50 Jugendliche mit Bus und Bahn nach Eberswalde in die alte Hufeisenfabrik gereist. Über die Hälfte der Gruppe kommt aus Berlin, manche aus Brandenburg. Auch Hamburger sind vereinzelt dabei. Angela Jain und ihr Team vom Nexus-Institut begrüßen die jungen Leute und starten direkt zu Beginn eine Verlosung: Hier entscheidet sich, an welchem Tisch die Teilnehmenden den Tag verbringen. Die Tischgemeinschaft ist die feste Diskussionsgruppe für die vier Durchgänge, die die Organisatoren geplant haben.

Dennis Tänzler von adelphi präsentiert jeweils zu Beginn der einzelnen Runden die Grundlagen des Themas. Die Atmosphäre ist entspannt. Kritisch und auf Augenhöhe fragen die Teilnehmenden nach. Mit drei Leitfragen starten sie jeweils in die Diskussionsrunden. Angela Jain fragt zu Beginn von Runde eins: "Was fällt Euch zuerst zu den Begriffen Klimaschutz und Klimawandel ein?" Und: "Welchen Beitrag seid Ihr selber bereit zu leisten?"

Tisch 5 ist sich einig

Jugendliche sitzen diskutierend um einen Tisch

Die Jugendlichen erarbeiten Vorschläge für die Klimakonferenz in Bonn.

Foto: Thomas Köhler/photothek

An Tisch 5 schreibt die 23-jährige Lilly das Plakat für die Pinnwand. In dieser Gruppe essen die meisten wenig Fleisch, einige sind Vegetarier. Sie sind sich einig, dass das kein Verzicht ist, sondern ganz selbstverständlich. Und dass sie für Biolebensmittel auch mehr Geld ausgeben und auf Verpackung und to-go-Becher verzichten. Schnell kommen die sechs in ihrer Gruppe auf das Thema Mobilität. "Wie weit würdet Ihr denn laufen", will Lilly wissen. Lisia aus Berlin erklärt: "Bei allem unter 30 Minuten denke ich gar nicht weiter darüber nach, da nehme ich natürlich das Rad." Die Berliner Abiturientin Helena ergänzt: "Manchmal fehlen aber die Radwege." Nico, der Sozialpädagogik studiert, wünscht sich mehr Engagement der Politik für günstige Preise bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Auf dem Plakat für die Gruppe steht später: "Mehr Geld und Zeit investieren." Diese sechs sind dazu bereit.

Über ihre Smartphones beantworten die Teilnehmenden am Ende jeder Runde anonym Fragen. Auf dem großen Bildschirm auf dem Podium wird so das Meinungsbild der Gruppe sichtbar. In dieser Runde beispielsweise die stärksten Assoziationen zum Begriff Klimaschutz. Hier macht das Wort "Suffizienz" das Rennen, dicht gefolgt von Verzicht, Luxus und lebensnotwendig.

Immer wieder ein Thema: Mehr Bildung

Tischübergreifend fordern die Teilnehmenden immer wieder, das Klimathema zu einem Schwerpunkt in der Schule zu machen und Zusammenhänge auch der internationalen Politik zu vermitteln. Und mit all dem früh anzufangen. Svenja an Tisch 3 findet, der Unterricht solle mehr zukunfts- als vergangenheitsbezogen unterrichtet werden. Und Julia aus der Runde ergänzt: "Globalisierung soll eine größere Rolle spielen als nur die Vokabel "Outsourcing" im Englisch-Unterricht."

Alle Teilnehmenden in Eberswalde gemeinsam auf einer Treppe

Die Jugendlichen in Eberswalde.

Foto: Thomas Köhler/photothek

Auch ihre Meinungen zu Klimaschutzmaßnahmen in Deutschland und der internationalen Klimaschutzpolitik formulieren die Teilnehmenden. Hier zeigt sich: Viele sind gut informiert. Schlagworte wie "CO2-Steuer", innovative Ansätze wie aus Glas Sand und aus Plastik Öl zu gewinnen sprechen sie ebenso an wie die Batterie-Technik von E-Autos oder die Herausforderungen der Energiewende. Immer wieder wünschen sie sich stärkere politische Konsequenzen auch auf internationaler Ebene, wenn nationale Ziele in der Klimapolitik verfehlt werden. So einig sich Tisch 5 für Mehrausgaben im Privaten ist, so einig ist sich das Eberswalder Plenum auch in Bezug auf Deutschland: Die große Mehrheit befürwortet in der Online-Umfrage ein größeres Finanzvolumen der deutschen Klimafinanzierung.

Im Kontakt mit Gleichgesinnten

International werden die Dialoge mit einer Videoschalte nach Genf: Ein junger Politikwissenschaftler aus Marokko berichtet von seinen Erfahrungen bei der Weltklimakonferenz für Jugendliche im letzten Jahr. Und die Videoschalte aller Dialogstandorte - Eberswalde, Bochum und Nürnberg - erlaubt einen Austausch der Schwerpunktthemen und der Stimmung vor Ort - bevor es an die letzte Runde geht: Eine gemeinsame Vision der Zukunft zu entwickeln. Und auch dabei zeigt sich: Klimaschutz lebt vom Mitmachen und von der Vielfalt der Ideen.

Jugenddialog - So geht es weiter
Am 14. Oktober tragen Vertreterinnen und Vertreter der drei Dialoge die Ergebnisse auf einem Workshop zusammen. Die wichtigsten Forderungen fließen in ihren "Jugendreport" ein. Im "Train to Bonn" nimmt Bundesministerin Hendricks den Bericht entgegen. Der Dialog schickt auch Jugendbotschafter zur Weltklimakonferenz, die dort ihre Ergebnisse selbst vorstellen.