"Jeder kann etwas für die Bienen tun!"

Internationaler Weltbienentag "Jeder kann etwas für die Bienen tun!"

Bienen sind lebensnotwendig und gleichzeitig bedroht. Das ist vielen Menschen bewusst. Daher setzen sich immer mehr für eine bienenfreundliche Umgebung ein. Eine junge Frau aus Brandenburg zeigt, wie aus einer Idee eine gemeindeweite Initiative wurde.

4 Min. Lesedauer

Clara Jahn hält eine Pflanze in der Hand und hockt in einem Blumenbeet.

Clara Jahn gab den Startschuss für die Initiative "Blühendes Woltersdorf".

Foto: Bundesregierung/Sand

Mit einer Fahrradtour fing alles an. Schon lange hatte sich Clara Jahn mit Umweltthemen beschäftigt. Auf einer Tour von der Blumen-Insel Reichenau im Bodensee bis nach Holland sah sie, wie sehr sich die Landschaft änderte: Die erwarteten bunt blühenden Grasstreifen am Wegesrand mit summenden Insekten blieben auf großen Streckenabschnitten aus. "Da muss man was ändern", dachte die 18-Jährige. Auch in ihrem brandenburgischen Heimatort Woltersdorf fiel ihr auf, dass es im öffentlichen Bereich zu wenige Blühpflanzen gab.

Ein erster Gedanke war, ein paar "Saatbomben" auszulegen und darauf zu warten, dass sich eine insektenfreundliche Blumenwiese von allein entwickelt. Aber das reichte nicht. Nach einigen Gesprächen mit ihrer Schwester und Mutter war klar: Gemeinsam wollen sie einen Teil der Woltersdorfer Grünflächen zu bunt blühenden Wildblumen- und Kräuterwiesen umgestalten, um neue Lebensräume für Bienen und andere Insekten zu schaffen.

Von der Teerunde zur Gemeindeinitiative

"Von der dann einsetzenden Dynamik waren wir alle überrascht", berichtet Jahn, die ihre Erzieherausbildung bald abschließt und dann Lehramt studieren möchte. Rasch gründete sich die Initiative "Blühendes Woltersdorf", der zunächst sie, ihre Schwester und Mutter sowie drei weitere Freunde angehörten.

Ihr erstes Treffen fand bei einer gemütlichen Tasse Tee statt. Die Ideen sprudelten nur so: Angefangen von der bienenfreundlichen Bepflanzung eines Platzes in der Dorfmitte, über das Anlegen von Blüh- und Streuobstwiesen, bis zum Stehenlassen von Mähstreifen reichten die Vorschläge. Damit nicht genug: Durch Informationen und Tipps zum Insektenschutz wollen sie auch andere Erwachsene und Kinder zum Mitmachen gewinnen.

Erste Pflanzaktion

"Man kann klein anfangen und trotzdem viel bewirken", sagt Jahn und freut sich, dass sie die Gemeinde schnell mit ins Boot holen konnten. Gemeinsam mit der Bauamtsleiterin und dem Mitarbeiter für Landschaftspflege wurden rasch praktische Vereinbarungen getroffen. Eine Erprobungsfläche für Blühanlagen wurde festgelegt, und es wurde vereinbart, dass Straßen in bestimmten Bereichen nur zweimal jährlich gemäht werden.

Clara Jahn steht gemeinsam mit Schwester Marie und Mutter Tina in einem Blumenbeet und pflanzen.

Gemeinsam bei der ersten Pflanzaktion: Clara Jahn (m.), Schwester Marie Jahn (l.) und Mutter Tina Jahn (r.).

Foto: Jeroen Kuiper

Die Bürgermeisterin Margitta Decker steht voll und ganz hinter der Initiative: "Sofern es verkehrssicherheitstechnisch machbar ist, können wir gerne auf öfteres Mähen verzichten. Und auch für andere Fragen stehen unsere Bauamtsmitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite."

Das spürten die Initiatoren: Keine vier Wochen nach der ersten Besprechung startete auch schon eine Pflanzaktion. Die Woltersdorfer Gemeindewohnungsbaugesellschaft GWG (eine Eigengesellschaft der Gemeinde) bereitete die Beete vor, brachte natürlichen Dünger ein und hob Pflanzlöcher aus.

"Wir von der Initiative und viele andere haben dann die Pflanzen eingesetzt", berichtet Jahn. Geld dafür war nicht nötig. Bei einem vom dörflichen Kulturhaus organisierten Pflanzentauschmarkt haben viele Woltersdorferinnen und Woltersdorfer Pflanzen und Samen gespendet.

Die GWG wird sich zukünftig auch um die Pflege und das Bewässern der Pflanzen kümmern. "Man merkt, hier sind Leute bei der Sache, denen der Umwelt- und Insektenschutz auch wirklich wichtig ist", so Jahn. Sie freut sich, wie viele Menschen sich für die Idee begeistern ließen. "Jeder, egal wie alt, kann was bewegen", ermuntert sie.

Übernahme von Patenschaften

"Ein weitere Idee war es, dass Einwohner auch Patenschaften für Gemeindegrünflächen übernehmen und diese mit insektenfreundlichen Pflanzen begrünen", erzählt Jahn. Die Gemeindeverwaltung hat diese Idee sofort aufgegriffen.

Entsprechende Verträge wurden rasch vorbereitet und können schon abgeschlossen werden. Es geht zum Beispiel um Flächen vor privaten Grundstücken, aber auch um Spielplätze oder bepflanzte Baumscheiben.

Mit dem Vertrag bekommen alle, die mitmachen wollen, auch eine Übersicht darüber, was bienenfreundliche Pflanzen sind. "Denn wichtig ist, dass Blumen, Kräuter oder Büsche gepflanzt werden, die versetzt über mehrere Monate blühen", sagt Jahn. Nun gilt es, Einwohnerinnen und Einwohner zu gewinnen, die solche Patenschaften übernehmen. 

Initiative wird immer breiter

Die Ideen von "Blühendes Woltersdorf" erfahren viel Zuspruch und tatkräftige Hilfe durch andere Interessierte, Vereine und auch private Imker. Auch eine Kooperation mit der Freien Schule Woltersdorf gibt es mittlerweile. Initiatorin Jahn wird selbst mit den Schülern für die Aktion am Weltbienentag ein Werbebanner anfertigen.

"Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den Kindern kreativ zu arbeiten und gleichzeitig ein Bewusstsein für den Insektenschutz zu schaffen. Das macht nicht nur Spaß, sondern lässt auch die Kinder spüren, dass sie ernst genommen werden und selbst wirksam sein können."

Tipps für Nachahmer

Wie konnte die Initiative in zwei Monaten so viel erreichen? "Mut haben, mit vielen darüber sprechen, sich Hilfe holen und einfach loslegen!", sagt Jahn. Und: "Man braucht ein Netzwerk, um voranzukommen und Mitstreiter mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten. Außerdem hat sich gezeigt, dass es gut war, sich an die Gemeinde, andere Vereine und Kommunalpolitiker zu wenden."

Garten mit einer insektenfreundlichen Bepflanzung und mit einer kleinen Laube im Hintergrund. Eine Katze läuft über den Rasen.

Auch im eigenen Garten legt Clara Jahn großen Wert auf eine insektenfreundliche Umgebung. 

Foto: Christina Jahn

Nicht zu vergessen ist: "Es geht auch einfacher. Jeder, der etwas für Bienen und Insekten machen will, kann auf dem Balkon oder im eigenen Garten damit anfangen." Und mit diesen Worten verweist sie auf den eigenen Garten, der neben gemähten Rasenflächen auch viel Platz für Wildblumen und andere Pflanzen bietet.

Und was tut die Bundesregierung?

Auch die Bundesregierung hat ihre Anstrengungen für den Insektenschutz verstärkt. Mit einem Aktionsprogramm will sie die Lebensbedingungen für Insekten verbessern. Gleichzeitig arbeitet sie mit der Landwirtschaft an einer verträglicheren Ackerbaustrategie und der Verminderung von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln. Auf EU-Ebene wurde 2018 zudem ein Freilandverbot für drei Neonicotinoide beschlossen.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert viele Maßnahmen, die dazu beitragen, die Lebensbedingungen von Bienen und anderen Bestäubern zu verbessern, wie etwa Blühstreifen an Ackerrändern, Streuobstwiesen oder die Umwandlung von Acker in Grünland. Mit der Kampagne "Jetzt Bienen füttern" informiert sie über bienenfreundliche Pflanzen und regt an, selbst aktiv zu werden.