Merkel: Unfassbar grausame Tat

Sicherheitslage nach Würzburg Merkel: Unfassbar grausame Tat

Bundeskanzlerin Merkel hat den Anschlag von Würzburg als "unfassbar grausame Tat" verurteilt. Sie danke der Polizei, die alles getan habe, "um noch mehr Opfer zu verhindern und die Gefahren für die Bevölkerung zu bannen". Den Opfern sprach sie ihre Anteilnahme aus.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Anschlag von Würzburg als "unfassbar grausame Tat" verurteilt. Sie danke der Polizei, die getan habe, "was sie konnte, um noch mehr Opfer zu verhindern und die Gefahren für die Bevölkerung zu bannen", sagte Merkel am Rande des Treffens mit der britischen Premierministerin in Berlin.

Die Kanzlerin sagte, dass sie sich in den vergangenen Tagen sehr ausführlich über diesen tragischen Fall und den Stand der Ermittlungen informiert habe. "Meine ganze Anteilnahme gilt den Opfern dieses Anschlags, der Familie aus Hongkong genau wie den deutschen Verletzten." Zur Person des Täters gebe es "noch vieles aufzuklären". Sie habe volles Vertrauen in die Generalbundesanwaltschaft und andere Behörden, "dass alles getan wird, um Klarheit zu schaffen und Schlüsse zu ziehen", betonte die Kanzlerin.

De Maizière: Attentat eines Einzeltäters

Bundesinnenminister Thomas de Maizière betonte am Mittwochvormittag, dass nach der Messer- und Axtattacke eines jungen Mannes in einem Regionalzug bei Würzburg die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. "Die Hintergründe müssen weiter aufgeklärt werden. Zum 17-jährigen Angreifer lagen zuvor weder polizeiliche noch nachrichtendienstliche Erkenntnisse vor. Zwar wurde ein Video sichergestellt, in dem sich der Angreifer als "Soldaten des Kalifats" bezeichnet. Hinweise für eine Anordnung des "Islamischen Staates" enthält das Video nicht.

"Wie die gesamte EU steht auch Deutschland im Fokus, im Zielgebiet, des internationalen Terrorismus. Die Lage ist ernst. Wir müssen auch in Deutschland mit Anschlägen durch Kleinstgruppen oder radikalisierten Einzeltätern rechnen", so der Bundesinnenminister. Eine Garantie dafür, Anschläge immer und überall zu verhindern, gebe es leider nicht, so der Minister in Berlin.

Viel getan, um Anschläge zu verhindern

De Maizière erinnerte an vergangene Attentate in Deutschland mit ähnlichem Hintergrund. Seit dem Jahr 2000 sind in elf Anschläge islamistischer Gewalttäter verhindert worden. "Wir haben insbesondere im letzten Jahr sehr viel getan, um Anschläge zu verhindern und die Sicherheit in Deutschland und in Europa zu stärken", berichtet er weiter. So wurden Auslandsreisen zu terroristischen Zwecken unter Strafe gestellt. Die Möglichkeit des Entzugs des Personalausweises wurde eingeführt und die Zusammenarbeit der Verfassungsschutzbehörden verbessert.

Der Innenminister dankte im Zusammenhang mit der Flüchtlingslage den Ehrenamtlichen, Helfern und Pflegefamilien. Er appellierte: "Lassen Sie sich nicht durch solche Vorfälle erschüttern. Ihre Arbeit ist für unser Gemeinwesen unendlich wertvoll. Wir brauchen Sie und wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihr Engagement."

Integrationspolitik wichtig

Der Innenminister hob die Rolle der Integrationspolitik im Kampf gegen den Extremismus hervor. "Gute Integrationspolitik ist auch Sicherheitspolitik", sagte der Minister am Donnerstag im ZDF-"Morgenmagazin". Zwar wüssten die Ermittler noch nicht, wie sich der Attentäter von Würzburg radikalisiert habe. Unabhängig davon aber stehe fest, dass neben Polizei- und Justizarbeit eine gute Integrationsarbeit nötig sei, um Radikalisierung zu verhindern.

"Ein Einzelner kann nicht eine ganze Gruppe diskreditieren"

Am Dienstag hatte sich Kanzleramtschef und Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Peter Altmaier, im ZDF-Mittagsmagazin zum Attacke im Regionalexpress bei Würzburg geäußert: "Wir werden jedem, aber auch jedem Hinweis nachgehen, der uns mehr Informationen verschaffen kann. Mit Blick auf die Herkunft des jungen Mannes - ein unbegleiteter 17-jähriger Asylsuchender - sagte der Kanzleramtschef: Er gehe davon aus, "dass man erkennt, dass ein Einzelner nicht eine ganze Gruppe von vielen Tausend jungen Menschen diskreditieren kann".

In den vergangenen Wochen und Monaten sei sehr viel getan worden, um allen Jugendlichen die Betreuung zu Teil werden zu lassen, die sie bräuchten. Er wisse, dass die Gruppe vor Ort, die sich auch um diesen jungen Mann gekümmert habe, sich auch um sehr viel unbegleitete Minderjährige kümmere, sagte der Kanzleramtschef. Aber auch: "Dass sie es mit großen Engagement tun, und dass bisher keine Probleme beobachtet wurden."

Am Montagabend (18. Juli) hatte ein 17-Jähriger in einem Regionalexpress bei Würzburg Menschen angegriffen. Der Angreifer ging ersten Erkenntnissen zufolge mit einer Axt und einem Messer auf einzelne Zugreisende los. Ein Opfer schwebt weiter in akuter Lebensgefahr. Der Täter war nach der Attacke aus dem Zug geflüchtet und von einem Sondereinsatzkommando der Polizei erschossen worden.