Ausnahmesituation für Familien

Hilfe bei häuslicher Gewalt Ausnahmesituation für Familien

Quängelnde Kinder, Sorge um den Arbeitsplatz, häusliche Isolation: Die Einschränkungen infolge der Corona-Epidemie stellen viele Familien vor eine große Belastungsprobe. Bundesfamilienministerin Giffey befürchtet eine Zunahme von häuslicher Gewalt. Wo gibt es Hilfe, und was unternimmt die Bundesregierung? 

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Foto zeigt ein Kind

Besonders gefährdet von häuslicher Gewalt sind Kinder und Frauen.

Foto: Getty Images/Alfonso Cacciola

Was bedeutet die Corona-Epidemie für Familien?

Die erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus können  manche Familie an den Rand ihrer Kräfte bringen. Kinder können nicht in die Kita oder in die Schule, hinzu kommen Homeoffice oder auch existenzielle Sorgen. Das ungewohnte intensive Zusammensein mag für viele ein weiterer Stressfaktor sein. Diese Zeiten der privaten Abschirmung und Quarantäne können insbesondere bereits belastete familiäre Situationen leicht überstrapazieren.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey befürchtet, dass die aktuelle Lage in Familien zu einem erhöhten Konfliktpotenzial beitragen könne. "Umso wichtiger ist es, dass jetzt auch die Schutzeinrichtungen weiter aufrechterhalten werden", so Giffey. 

Wer ist besonders von häuslicher Gewalt bedroht?

Besonders gefährdet sind Kinder und Frauen. Weil Kinder die schwächsten Familienmitglieder sind, wird der hohe Druck in belastenden Situationen oft an ihnen ausgelassen. Auch Frauen sind in besonderem Maße betroffen, gerade wenn die Partnerschaft ohnehin in einer Krise steckt. Opfer von Partnerschaftsgewalt sind zu mehr als 81 Prozent Frauen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner.

Wo bekommen Eltern sowie Kinder und Jugendliche Hilfe?

Das Bundesfamilienministerium unterstützt eine Reihe von Beratungs- und Hilfeangeboten.  Die "Nummer gegen Kummer" bietet Telefonberatung für Kinder, Jugendliche und Eltern. Das Kinder- und Jugendtelefon ist unter 116 111 zu erreichen – von Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 20 Uhr.

Darüber hinaus gibt es ein spezielles Hilfsangebot für Eltern. Das Elterntelefon wendet sich an Mütter und Väter, die sich unkompliziert und anonym konkrete Tipps geben lassen möchten. Die Rufnummer lautet 0800 111 0550, zu erreichen montags bis freitags von 9 bis 11 Uhr und dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr.

Ein besonders sensibles Thema ist Missbrauch. Hierzu gibt es ein eigenes Hilfetelefon „Sexueller Missbrauch . Die Nummer lautet: 0800 22 55 530: montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr. Das Telefon ist bundesweit kostenfrei und anonym zu erreichen. Zusätzlich gibt es ein Online-Beratungsangebot für Jugendliche: www.save-me-online.de.

Was tut die Bundesregierung für gefährdete Frauen?

Der Bund kümmert sich seit Jahren intensiv darum, Frauen, die Gewalt erleben oder bedroht sind, schnelle Hilfe und Unterstützung zu geben. Im September 2018 hat zudem der "Runde Tisch gegen Gewalt an Frauen" seine Arbeit aufgenommen. Hierbei stimmen sich der Bund, die Länder und die kommunalen Spitzenverbände über den Ausbau von Hilfsangeboten ab. Der "Runde Tisch" ist auch im Koalitionsvertrag verankert.

Herausragende Maßnahme des Bundes ist das Investitionsprogramm "Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen". Bis zu 120 Millionen Euro fließen bis 2023 in den Aus- und Neubau von Frauenhäusern und Fachberatungsstellen. Die Gelder für die Frauenhäuser werden auch für den barrierefreien Ausbau verwendet. Darüber hinaus ist es das Ziel, für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder zusätzliche Räume und innovative Wohnformen zu schaffen. 

Wohin können sich bedrohte Frauen wenden?  

 Das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" unterstützt Frauen in Not rund um die Uhr, anonym und in 18 Sprachen. Die Rufnummer lautet: 08000 116 016. Es ist bundesweit das einzige Angebot, das Betroffenen rund um die Uhr zur Seite steht.  Die speziell ausgebildeten Beraterinnen vermitteln Betroffene auf Wunsch auch an Beratungsstellen und Frauenhäuser. Hilfe wird auch über die Internetseite www.hilfetelefon.de angeboten.

Zudem gibt es ein eigenes Hilfsangebot „Schwangere in Not “. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800 40 40 020 bietet das Hilfetelefon eine vertrauliche und anonyme Erstberatung zu allen Fragen rund um das Thema Schwangerschaft. Es gibt auch eine fremdsprachige Beratung.

Sind Hilfe und Beratung in der aktuellen Lage sichergestellt?  

Bundesministerin Giffey will alles daransetzen, dass beispielsweise Frauenhäuser in der aktuellen Zeit der Corona-Epidemie offenbleiben können. Auch der Kinder- und Jugendnothilfedienst soll möglichst uneingeschränkt weiterlaufen. Darüber hinaus bekräftigte Giffey, insbesondere die digitalen und telefonischen Beratungsangebote sicherstellen und ausbauen zu wollen. 

Zudem wies sie jüngst darauf hin, dass bedrohte Frauen in der aktuellen Lage staatlicher Seite keinesfalls daran gehindert würden, das Haus zu verlassen und zu einer zu Beratungsstelle zu gehen. Es gebe keine klassische Ausgangssperre. In akuter Not oder um Hilfe zu holen dürfe man immer das Haus oder die Wohnung verlassen!