"Chance auf digitales Wirtschaftswunder"

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Im Wortlaut: Dobrindt "Chance auf digitales Wirtschaftswunder"

Bundesverkehrsminister Dobrindt ist überzeugt, dass Deutschland seine Innovationsführerschaft auch im digitalen Zeitalter behaupten kann. Um den digitalen Wandel zu gestalten, müssten die Stärken der sozialen Marktwirtschaft genutzt werden, erklärte er in einem Zeitungsbeitrag.

  • Ein Beitrag von Alexander Dobrindt
  • Handelsblatt
Bundesminister für Verkehr und Digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt, bei einer Pressekonferenz in der Bundespressekonferenz.

"Deutschlands Erfolgsgeschichte als Innovationsstandort und Mobilitätsland Nr.1 lässt sich nur digital fortschreiben."

Foto: Bundesregierung/Steins

Wir stehen nicht am Anfang einer digitalen Revolution. Wir stecken mitten drin. Schon heute gilt: total digital, total normal. Bereits jeder zehnte Dreijährige nutzt das Internet lange bevor er lesen und schreiben kann. Facebook verzeichnet 4,5 Milliarden Likes pro Tag, Google über 40.000 Suchanfragen pro Sekunde. Innovationen wie digitale Kontaktlinsen, intelligente Kleidung oder Datenbrillen stehen in den Startlöchern oder sind bereits in Serie.

Im digitalen Zeitalter ticken die Uhren anders. Lagen im 20. Jahrhundert zwischen einzelnen Innovationsschritten oft Jahrzehnte, sind es heute nur noch wenige Jahre, Monate oder Tage. Das iPhone hat es vorgemacht: Vor nicht einmal zehn Jahren eine radikale Innovation, sind Smartphones mittlerweile selbstverständlicher Bestandteil unseres Alltags. Das ist der digitale Innovationszylklus - und seine Frequenz steigt weiter!

Schon bald wird der digitale Anteil eines Produktes oder Prozesses dessen Nutzen und Wert zu fast 100 Prozent bestimmen. Dadurch werden die Karten im internationalen Wirtschaftskosmos neu gemischt. Die Industrienationen von heute sind nicht zwingend die Digitalnationen von morgen.

Unsere Erfolgsgeschichte als Innovationsstandort und Mobilitätsland Nr. 1 lässt sich nur digital fortschreiben. Der Schlüssel dazu ist digitale Souveränität. Diese Souveränität erreichen wir nicht durch die Zerschlagung scheinbar übermächtiger Internetkonzerne. Wir erreichen sie auch nicht durch Ressentiments gegenüber internationalen Kooperationen und die Abschottung von Wirtschaftsräumen. Digitale Souveränität erreichen wir durch Innovationsführerschaft!

Unsere Ausgangslage ist gut: Die Industrie 4.0 mit vernetzten Produktionsprozessen und dem Internet der Maschinen ist eine deutsche Erfindung. Internetkonzerne mögen wissen, wie man Daten erhebt; unsere Industrieunternehmen wissen, wie man Daten sinnvoll in industrielle Prozesse integriert. Das gleiche bei der Mobilität 4.0: Die deutsche Automobilindustrie ist international Vorreiter bei der Mobilitätsrevolution zum automatisierten und vernetzten Fahren.

Für diese Pole Position ist das IT-Management von zentraler Bedeutung. IT-Manager sind in unseren Unternehmen und Betrieben echte Digital- Pioniere und Innovationstreiber. Sie entwickeln digitale Produkte und Prozesse, organisieren IT-Infrastruktur und Workspace, analysieren und verarbeiten Big Data - zur maximalen Kundenzufriedenheit, zur optimalen Produktivität und zur höchsten Wettbewerbsfähigkeit. Und sie werden immer wichtiger. Eine aktuelle Studie zeigt, dass alleine die Industrie 4.0 fast eine Million neue Jobs schafft, bei denen IT-Kompetenz gefordert ist. Kurz: Ohne IT-Management gibt es im digitalen Zeitalter keine Wertschöpfung.

Jetzt geht es darum, den digitalen Wandel zu gestalten, indem wir die Stärken der sozialen Marktwirtschaft nutzen. Es gilt das Ludwig - Erhard -Prinzip: Innovation und Wertschöpfung brauchen Wettbewerb und Markt. Aufgabe der Politik ist es, optimale Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehört eine moderne und leistungsfähige digitale Infrastruktur. Dazu gehört es, Big Data nicht als Angstkulisse aufzubauen, sondern die Nutzung und Vernetzung von Daten politisch zu ermöglichen. Und dazu gehört eine neue digitale Ordnungspolitik, die einen Kulturwandel in der Regulierung vom Verbot zur Freiheit einleitet, europaweit harmonisierte und international kompatible Regeln formuliert und eine gezielte Förderung von jungen Unternehmen in den Blick nimmt.

Deshalb haben wir in meinem Haus ein Milliardenpaket für den Breitbandausbau und eine flächendeckende Versorgung mit mindestens 50 Mbit/s bis 2018 geschnürt. Deshalb bringen wir die Laborsituation auf die Straße und bauen auf der A 9 ein "Digitales Testfeld Autobahn", wo wir gemeinsam mit der Digitalwirtschaft und der Automobilbranche Innovationen der Mobilität 4.0 erproben. Und deshalb schaffen wir mit unserer Strategie für das automatisierte und vernetzte Fahren die rechtlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen, damit wir Leitanbieter bleiben, Leitmarkt werden und den Regelbetrieb für das Auto mit Autopilot einleiten.

Ich bin überzeugt: Deutschland hat die Chance auf ein digitales Wirtschaftswunder. Ich freue mich, dieses gemeinsam mit der Wirtschaft zu gestalten und unsere Innovationsführerschaft auch im digitalen Zeitalter zu behaupten - mit einer neuen sozial-digitalen Marktwirtschaft.

Der Beitrag erschien am 25. November 2015 im

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