Konzepte für ein attraktives Landleben

Zukunftsforum Ländliche Entwicklung Konzepte für ein attraktives Landleben

Wie kann das Leben auf dem Land lebenswert bleiben oder gar lebenswerter als in der Stadt sein? Darüber diskutierte Bundesagrarminister Schmidt auf der Grünen Woche mit Menschen, die auf dem Dorf leben und vielen anderen Akteuren. Interessante Ideen gab es. Eines war klar: Dorf hat Zukunft.

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Schafherde auf der Weide und ein kleines Dorf im Hintergrund

Damit die Lebensverhältnisse von Stadt und Land im Gleichgewicht bleiben, braucht es starke ländliche Räume.

Foto: Sebastian Bolesch

Zum einen geht es darum, den Menschen in wirtschaftlich schwächeren Regionen aussichtsreiche Perspektiven zu bieten. Arbeitsplätze, Ärzte, Schulen, Geschäfte, Nahverkehr, Kulturangebote und schnelles Internet sind Voraussetzungen dafür. Aber die Bundesregierung will mehr: "Unsere ländlichen Räume sollen Zukunftswerkstätten für die Entwicklung unserer Gesellschaft werden", forderte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.

Das 11. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung steht unter dem Motto "Dynamik und Vielfalt – Potenziale der ländlichen Räume nutzen". Es setzt sich auf der Grünen Woche am 24. und 25. Januar 2018 in Berlin mit diesen Fragen auseinander. Mehr als 1.000 Multiplikatoren aus Politik, Wissenschaft und ländlicher Entwicklung beraten zukünftige Gestaltungsprozesse.

Bundesprogramm "Ländliche Entwicklung"

Mit dem Bundesprogramm "Ländliche Entwicklung" (BULE) hat das Bundeslandwirtschaftsministerium bereits ein Experimentierfeld für innovative Projekte und Initiativen geschaffen. Hier werden Instrumente für Entwicklungsprozesse auf dem Land erprobt, die künftig in ganz Deutschland greifen können.

Das BULE-Modul "Modell- und Demonstrationsvorhaben in zentralen Zukunftsfeldern ländlicher Entwicklung" ist ausgerichtet auf "Regionalität und Mehrfunktionshäuser" . Mehrfunktionshäuser kombinieren Dorfläden mit Landarztpraxen, Pflegestützpunkten und Vereinsräumen. Oder sie bringen das Gemeindeamt mit Büchereien, einem Café, der Post oder die Bank unter ein Dach.

Das Modul "Land(auf)Schwung" richtet sich an strukturschwache ländliche Regionen und unternehmerische Menschen vor Ort. Auf der Grundlage eines "Regionalbudgets" können sie selbst über innovative Ideen und deren Umsetzung entscheiden.

Ein weiteres Modul zielt auf den Wissenstransfer: Mit dem Internetportal "zukunft.land.de" wendet sich das Bundeslandwirtschaftsministerium an Menschen mit Ideen in den Gemeinden und Landkreisen. Hier erhalten sie schnellen Zugriff auf wichtige Hintergrundinformationen wie Fördermöglichkeiten, Forschungs- und Umfrageergebnisse sowie praxisnahe Literatur.

Wettbewerbe bilden ein viertes Modul. Durch sie werden beispielhafte ländliche Entwicklungsprojekte honoriert.

Die Bundesregierung stellt seit 2017 jährlich rund 55 Millionen Euro allein für das Programm "Ländliche Entwicklung" bereit. Insgesamt förderte sie die ländlichen Räume 2017 mit 820 Millionen Euro.

Auszeichnung für "Kernige Dörfer"

Schmidt zeichnete auf dem Zukunftsforum auch die Sieger des Wettbewerbs "Kerniges Dorf!" aus. 2017 nahmen 147 Dörfer am Wettbewerb teil. 22 Finalisten stehen beispielhaft für sehens- und lebenswerte Ortskerne und Ideen, wie Leerstand zu Leben erweckt wird. Dabei sind übertragbare Konzepte für andere Dörfer entstanden, die nach Lösungen für ein attraktives Landleben suchen.

Ein Beispiel: Nebelschütz in Sachsen

In der Gemeinde Nebelschütz zogen in den 1990er Jahren viele Menschen weg – vor allem die Jungen. Doch die Nebelschützer schafften es, diese Entwicklung wieder umzudrehen. Die Gemeinde kaufte Flächen und Gebäuden und nutzte Förderangebote geschickt.

Das kleine Dorf hat seitdem seinen Ortskern mit Gemeinschaftseinrichtungen und neuen Grünflächen – selbstverständlich nachhaltig gestaltete. Entlang der Dorfaue streckt sich die attraktive Ortsmitte mit der neuen Kindertagesstätte, deren Architektur die traditionelle Form der Dreiseithöfe aufgreift. Es gibt auch einen Hort, Jugendraum und kleinen Dorfladen.

Nebelschütz in Sachsen: Das kleine Dorf macht den Ortskern zu seiner Sache

Nebelschütz in Sachsen – eine gelungene Ortskerngestaltung

Foto: ASG e.V.

Im alten Gemeinschaftsgebäude der ehemaligen LPG liegen heute Vereinsräume, die die Menschen rege nutzen. Zudem entstand hier das Gemeinde- und Tourismusbüro. Im Handwerkerhof siedelte sich Gewerbe an.

Mit der Errichtung eines Backhauses und einer Festscheune ist die angrenzende Grünfläche zum Dorf- und Festplatz geworden. Für den "Krabat-Platz" mit Wasserspielen gestalteten die Kita-Kinder den Mosaikboden. Im stillgelegten Steinbruch findet jedes Jahr eine Bildhauerwerkstatt statt. Kunstschaffende aus ganz Europa zieht es dann nach Nebelschütz. Die Kunstobjekte können im ganzen Dorf bewundert werden.

Nebelschütz zeigt besonders beispielhaft, wie nachhaltige Dorfentwicklung aus der Verbindung von öffentlichen und privaten Initiativen gelingt. Von der Fachjury im Wettbewerb "Kerniges Dorf!" 2017 wurde Nebelschütz daher zum Sieger in der Kategorie "Kernig und stabil: kleine Dörfer" erklärt.