Arbeiten im weltweiten Informationsraum

Hightech-Strategie Arbeiten im weltweiten Informationsraum

Die Digitalisierung der Wirtschaft verändert die Arbeit durch viele neue Möglichkeiten - die aber auch mit Gefahren verbunden sind. Die neue Hightech-Strategie der Bundesregierung hat sich daher der "Innovativen Arbeitswelt" in einem ihrer sechs Zukunftsfelder angenommen.

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Programmierer eines Start-Up-Unternehmens

Arbeit sieht heute meist so aus.

Foto: Clemens Bilan

Für die heranwachsende Generation sind Smartphones, Internet und soziale Medien zentraler Bestandteil ihres Privatlebens. Viele können ohne die ständige Erreichbarkeit nicht mehr leben. "Smartphone wegnehmen ist heute schlimmer als Stubenarrest", sagt Andreas Boes, Vorstand im Münchner Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung.

Dementsprechend ist es für die junge Generation selbstverständlich, dass diese Medien auch wesentliche Teile ihres Arbeitsalltags sein werden. Ein weltweiter Informationsraum wird zur Normalität. Immer und überall kann ich Informationen einholen, kommunizieren und meine Arbeit verrichten.

Umbruch der Arbeitswelt

Der erste große Umbruch der Arbeitswelt fand zum Ende des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung statt. Davor arbeiteten fast alle Menschen in der Landwirtschaft. Der zweite Zyklus bei der Veränderung unserer Arbeitswelt geschah um 1990 durch die Digitalisierung.

Veränderte Arbeitsformen begannen in der IT-Industrie. Sie haben inzwischen auch den Dienstleistungsbereich erreicht, der die Industrieproduktion als Wirtschaftsfaktor deutlich überholt hat. Inzwischen sind viele Grenzen bei der Arbeitserledigung weitgehend aufgehoben.

So ist es für sehr viele Arbeiten nicht mehr notwendig, persönlich im Büro anwesend zu sein. Das schafft die Möglichkeit, dort zu arbeiten, wo man gerade ist. Abgesehen von der - von vielen als positiv erlebten - Freiheit ermöglicht es auch, Beruf und Familie besser zu vereinbaren.

Neue Belastungen

Diese schöne, neue Welt birgt allerdings durchaus Gefahren in sich, denen sich allein mit technischen Mitteln nicht begegnen lässt. Arbeitnehmer stehen unter Umständen unter ständiger Beobachtung. Von einem großen Unternehmen ist bekannt, dass Bewegungssensoren registrieren, wenn ein im Versand tätiger Arbeitnehmer sich über einen gewissen Zeitraum nicht bewegt. Vor allem ist jeder, der beruflich in einem Computernetz arbeitet, jederzeit kontrollierbar.

Waren bei der Industriearbeit körperliche Belastungen besonders zu beachten, so spielt bei der Computerarbeit vor allem die psychische Belastung ein große Rolle. Wer ständig erreichbar sein muss, steht unter besonderem Stress.

Weltweit zusammenarbeiten

Neue Formen globaler Zusammenarbeit und Führung sind mit Unterstützung durch die Forschung zu entwickeln. Besonders deutlich sind Veränderungen durch die Globalisierung. Schon heute gibt es in Indien Unternehmen, in denen zehntausende Beschäftigte Software entwickeln und Dienstleitungen am Computer erledigen. Die Aufträge dazu kommen aus der ganzen Welt. Und: Warum die Abrechnung meiner Reisekosten durch einen teuer bezahlten Kollegen im eigenen Unternehmen erledigen lassen, wenn die Dienstleistung von einem osteuropäischen Anbieter sehr preisgünstig erbracht wird?

Hightech-Strategie ...

Die Auslagerung von Arbeit aus dem Unternehmen heraus wird in ganz neue Arbeitssysteme münden, die Boes unter den Begriffen Cloudworking und Crowdsourcing zusammenfasst. Informationen sind in der Wolke, der Cloud, überall verfügbar.

Grundsätzlich kann damit jeder arbeiten und spezielle Aufgaben übernehmen. Das ist die Idee der Crowd, einer offenen Menge von Arbeitskräften. Das können Beschäftigte des Unternehmens genauso sein wie Privatleute oder Freiberufler. Sie beteiligen sich an interessanten Projekten, verdienen damit Geld, sind trotzdem für die Unternehmen preisgünstiger als angestellte Mitarbeiter.

Thema sozialwissenschaftlicher Forschung

Bei all diesen Punkten setzt die sozialwissenschaftliche Forschung an. Beschäftigte werden in Tiefeninterviews über ihre Arbeitsbedingungen befragt und darüber, wie sie damit umgehen. Gemeinsam mit der Unternehmensführung erarbeiten die Wissenschaftler auf dieser Basis Vorschläge für die Arbeitsgestaltung. Sie verfolgen die Umsetzung und analysieren die Auswirkungen. Es gilt, die zukünftige Arbeit menschengerecht und gleichzeitig ökonomisch zu gestalten.

In vom Bund unterstützten Forschungsprojekten werden auf diese Weise diverse Einzelaspekte innovativer Arbeit wissenschaftlich in der Zusammenarbeit mit führenden Unternehmen und Gewerkschaften analysiert. Einzelne Themen greifen wir detailliert in weiteren Artikeln auf.